FACHFORUM

Stickstoffmonoxid in Homöopathie und Phytotherapie

Neuere Erkenntnisse zur Pathogenese der Gefäßkrankheiten

Von Hermann Massinger

Schon Samuel Hahnemann (10.4.1755 bis 2.7.1843) hat sich mit einer Acidum Nitricum Prüfung beschäftigt und in seiner Materia Medica 1424 Symptome bei der “Prüfung am Gesunden” beschrieben, bei seinem Schüler Constantin Hering (1.8.1800- bis 23.7.1880) finden sich bereits 1623, die von 43 Prüfern zusammen getragen wurden. Die wesentlichen Wirkungen am Herzen werden mit: “Herzrasen durch kleinste Erregung oder bei körperlicher Anstrengung, unregelmäßiger Herzschlag mit Aussetzen des Pulsschlags beschrieben. Oppression der Brust, des Herzens, präkordiale Angst, wechselnde Pulsqualität und typische Angina Pectoris Anfälle” werden aufgeführt.

1772 hat John Priestly Stickoxidul erstmals beschrieben. 1798 wurde Stickstoff als Heilmittel von Sir Humphrey Davy mit analgetischer und erheiternder Wirkung vorgeführt.

Bereits 1800 demonstrierte der Chemiker William Allen am Guys Hospital die Lachgasinhalation. 1868 führte Edmond M. Andrews die Kombination von Lachgas und Sauerstoff zu Narkosezwecken ein, diese wird heute noch angewendet.

Nitroglyzerin (C3H5N3O9) seit Jahrhunderten bestens bekannt, wird bei M. Dorcsi1 als rotes, feuchtes, warmes und lymphatisches Mittel beschrieben. Die klinischen Hauptindikationen sind: “plötzliche Blutzirkulationsstörungen, Sonnenstich, drohender Schlaganfall, Migräneattacken, Stenokardie u. a. (Stauffer2)”. Stickstoffmonoxid reagiert rasch mit Sauerstoff zu Stickstoffdioxid, einem Zwischenprodukt der Salpetersäureherstellung. Der Chlorstickstoff (Stickstofftrioxid) wurde früher zum Bleichen von Mehl verwendet. Das Medikament Amylum Nitrosum AN (= Asylnitrit), ein Ester der Salpetersäure, wirkt in geringer Dosis auf das gefäßerregende Zentrum des Gehirns und führt bei Herzanfällen zu vorübergehenden und besseren Durchblutung. Bei dem Absatz “Poppers” wird später AN ausführlicher AN abgehandelt.

Die wissenschaftliche Medizin hat sich in neuerer Zeit mit Stickstoff als Heilmittel intensiv beschäftigt, den Wirkmechanismus aufgeklärt und grundlegende Erkenntnisse der Endothel-Physiologie gefunden, die der pragmatischen Anwendung der Homöopathie zu einer Erklärung verhelfen.

Die Aufklärung der Stickoxid-Wirkung als Botenstoff im Herz-Kreislaufsystem wurde vom Nobelpreis-Komitee 1998 mit dem Nobelpreis für Physiologie/Medizin bedacht3.

Chemie von Stickstoffmonoxid (NO).

Wirkung von NO auf den menschlichen Organismus.

Thrombocyten und NO.

Rauchen und NO.

Nachteile von NO.“Poppers”-Missbrauch von Amylum nitrosum (AN).

L-Arginin (A) und NO.

Phytotherapie und Homöopathie zur Therapie von Gefäßkrankheiten.

Bewegung und Normalgewicht.

Zusammenfassung.

Stickstoffmonoxid hat wertvolle Wirkungen auf Gefäße, Gehirn und peripheres Nervensystem und nahezu alle Funktionen unseres Organismus. Die Nutzung und Entdeckung des Nitroglycerins als Glonoinum hat in der Homöopathie, dies ist ein Beispiel für die exakte Beobachtung und kritische Wertung durch Hahnemann und seine Schule, hat heute in der NO-Synthase-Familie eine wissenschaftliche Erklärung gefunden. Auch Cactus gland., Crataegus, Spigelia, Veratrum album u.a. sind, in tiefen Potenzen, auch heute noch wertvolle und in der Naturheilkunde kaum entbehrliche Mittel. In den Riechfläschchen unserer Urgroßmütter waren oft Amylum Nitrosum, Camper, Veratrum album u.a. als Kreislaufmittel enthalten, der stechende Geruch dürfte allein also nicht für deren Wirksamkeit bei Ohnmacht verantwortlich gewesen sein. Die Steigerung der Körperaktivität und eine gesunde Ernährung mit reichlich pflanzlichen Komponenten, Flavonoiden und anderen Antioxidantien und der verantwortliche Umgang mit den zugeführten Fettsäuren geben dem Organismus genügend Grundstoffe für die Bildung von Stickstoffmonoxid. Ein Überschuss an NO sollte aber tunlichst vermieden werden, die Steigerung des “Lebensgefühls” durch Poppers ist ein gefährlicher Kick.

PS: Die vorliegende Arbeit beruht in Teilen auf der Vorlage von Dr. Peter Blützer, Kantonsschule Heerbrugg, Schweiz.

1 Dorcsi, Mathias, Homöopathie Band 5, Arzneimittellehre, Haug Verlag 1983
2 Stauffers Homöopathisches Taschenbuch 21. Auflage (K.-H. Gebhardt) Haug Verlag 1981
3 Robert Francis Furchgott (geb.1916) USA, Louis J. Ignarro (geb. 1941) USA und Ferid Murad (geb.1936), USA wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
4 Arbeitsgruppe J. Bauersachs/S. Franz, Medizinische Klinik der Universität Würzburg.
6 Walter Zimmermann: Praktische Phytotherapie, Sonntag Verlag 140 ff und W. Zimmermann: Homöopathische Arzneitherapie, Johannes Sonntag Verlag Regensburg
7 Dean Ornish: Revolution in der Herztherapie, Kreuz/Die Neue Gesundheit Verlag, 1. Auflage 1992

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Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Hermann Massinger
Arzt für Homöopathie
Gerner Str. 27
80638 München



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