Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Die akuten Miasmen Hahnemanns und die Homöopathie

Von Roger Rissel

Zusammenfassung

Der Begriff Miasma wird bis heute von vielen Homöopathen in einen engen Bezug zu Hahnemanns Lehre von den chronischen Krankheiten und den dabei von ihm eingeführten drei chronischen Miasmen Syphilis, Psora und Sykosis gestellt. Dabei wird leicht übersehen, daß es für Hahnemann auch akute Miasmen gab. Hahnemanns Aussagen hierzu werden im vorliegenden Artikel untersucht, Irrtümer späterer Homöopathen aufgedeckt und wesentliche Aspekte für das praktische therapeutische Handeln aufgezeigt.

Schlüsselwörter
Akutes Miasma, Infektionskrankheiten, feststehende Krankheiten, Palliation, homöopathische Unterdrückung, Krankheitsklassifikation


1. Akute Krankheiten - chronische Krankheiten
Im Organon der Heilkunst, 6. Ausgabe, heißt es im Paragraphen 72:
„(...) Die Krankheiten der Menschen sind theils schnelle Erkrankungs-Processe des innormal verstimmten Lebensprincips, welche ihren Verlauf in mäßiger, mehr oder weniger kurzen Zeit zu beendigen geeignet sind – man nennt sie acute Krankheiten –; theils sind es solche Krankheiten, welche bei kleinen, oft unbemerkten Anfängen, den lebenden Organism, jede auf ihre eigene Weise, dynamisch verstimmen und ihn allmälig so vom gesunden Zustande entfernen, daß die, zur Erhaltung der Gesundheit bestimmte, automatische Lebens-Energie, Lebenskraft (Lebensprincip) genannt, ihnen beim Anfange, wie bei ihrem Fortgange, nur unvollkommnen, unzweckmäßigen, unnützen Widerstand entgegensetzen, sie aber, durch ihre eigne Kraft nicht in sich selbst auslöschen kann, sondern unmächtig dieselbe fortwuchern und sich selbst immer innormaler umstimmen lassen muß, bis zur endlichen Zerstörung des Organism; man nennt sie chronische Krankheiten. Sie entstehen von dynamischer Ansteckung durch ein chronisches Miasm.“
In diesem Paragraphen unterteilt Hahnemann die Krankheiten in zwei Klassen, die akuten und die chronischen Erkrankungen, und nennt Kriterien zu ihrer Unterscheidung.
Die chronischen Krankheiten entstehen laut Hahnemann durch eine Infektion.

2. Klassifikation der akuten Krankheiten
Chronischen Krankheiten liegt eine Ansteckung mit einem chronischen Miasma zugrunde. Und wie steht es mit den akuten Krankheiten? Dies wird im sich anschließenden Paragraphen 73 des Organon (6. Aufl.) genau erläutert:

2.1. Schädlichkeiten, denen der einzelne Mensch ausgesetzt war

2.2. Sporadische Erkrankungen durch meteorische oder tellurische Einflüsse

2.3. Epidemisch auftretende akute Infektionskrankheiten

3. Konsequenzen

3.1. Konsequenzen für die Theorie der akuten und chronischen Krankheiten

3.1.1. Feststehende und individuelle Krankheiten

3.1.2. Akute und chronische Miasmen

3.2. Praktische Vorgehensweise bei der homöopathischen Therapie der akuten Krankheiten

4. Ergebnisse.

Anmerkungen

...

Literatur
(1) Bündner, M.: Die Methodik von James Tyler Kent. Bleul G.: Weiterbildung Homöopathie. Bd. F, Stuttgart: Sonntag 2005.
(2) Dinges, M.: Hahnemanns Homöopathie: Nur ein „Kind“ ihrer Zeit? in: HZ I/2005.
(3) Jenny, M.: Zur Theorie der Homöopathie nach George Vithoulkas – Teil 1. HZ II/2001.
(4) Gienow, P.: Homöopathische Miasmen: Die Psora. 2. überab. Aufl., Stuttgart: Sonntag, 2005.
(5) Hahnemann, S.: Apothekerlexikon. Unveränd. Nachdr. d. Erstausg. Leipzig 1793, 3. Nachdr. Heidelberg: Haug, 1986.
(6) Hahnemann, S.: Organon der Heilkunst. Textkritische Ausgabe der sechsten Auflage. Heidelberg: Haug, 1999.
(7) Hahnemann, S.: Die chronischen Krankheiten: Ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung. Unveränd. Nachdr. der Ausg. letzter Hand (1835), Heidelberg: Haug, 1991.
(8) Handley, R.: Auf den Spuren des späten Hahnemann. Stuttgart: Sonntag, 2001.
(9) Kent, J. T.: Zur Theorie der Homöopathie. 4. Aufl., Heidelberg: Haug 1996.
(10) Luft, B./Wischner, M.: Samuel Hahnemanns Organon Synopse. Die 6 Auflagen von 1810-1842 im Überblick. Heidelberg: Haug, 2001.
(11) Rissel, R.: Betrachtungen zur Causa anhand eines interessanten Falles aus der alten Literatur. NHP 1/2003.
(12) Rissel, R.: Reaktionen auf die Arzneimittelgabe. Ein kritischer Vergleich von Hahnemann und Kent. NHP 5/2004.
(13) Schmidt, J.: Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild. Heidelberg: Haug, 2001.
(14) Schmidt, J./Kaiser, D. (Hrsg.): Samuel Hahnemann: Gesammelte kleine Schriften. Heidelberg: Haug, 2001.
(15) Schwabe, K.: Die Miasmen im Verständnis Hahnemanns. Definitionen wichtiger Grundbegriffe. HZ I/1997.
(16) Schweyen-Ott, R.: Bericht zum 2. Therapeutengesprächskreis der DGKH. NHP 9/1996.
(17) Stadler I.: Auf der Suche nach dem Heringschen Gesetz. HZ II/2001.
(18) Wegener, A.: Hahnemanns Theorie der chronischen Krankheiten. Genneper/Wegener: Lehrbuch der Homöopathie, Heidelberg: Haug, 2001.
(19) Wischner, M.: Fortschritt oder Sackgasse? Die Konzeption der Homöopathie in Samuel Hahnemanns Spätwerk. 1. Nachdr., Essen: KVC Verlag 2001.
(20) Wischner, M.: Organon für Anfänger. Essen: KVC Verlag 2002.

Anschrift des Verfassers:
Roger Rissel
Friedrich-Naumann-Str. 24
55131 Mainz



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