Signaturen entgiftender Heilkräuter

von Olaf Rippe

“Die Vergiftung des Körpers ist eine sehr gefährliche Krankheit des Menschen. Durch die Vergiftung entstehen alle anderen Krankheiten”
(Paracelsus)

Die Vergiftung, ein uraltes Problem der Heilkunst

Die Vergiftung ist seit Jahrtausenden ein Dauerbrenner in der Heilkunde. Die ersten Konzepte hierzu stammen aus der antiken Medizinphilosophie, sind also in etwa 2500 Jahre alt. Zuvor waren es Götter, Geister und Schicksalsmächte, die dem Menschen Glück oder Unglück brachten. Apollon sandte seine Giftpfeile, um den Menschen mit der Pestilenz zu strafen oder man wurde durch üble Zauberei von Krankheitsdämonen heimgesucht.

In der griechischen Antike entwickelte man eine neue Vorstellung von Krankheit – die Säftelehre. Hierbei handelte es sich um den wahrscheinlich bedeutendsten Bruch in der Geschichte der abendländischen Heilkunst. Krankheitsursachen waren nicht länger metaphysische und meistens unberechenbare Mächte, sondern konkrete Vorgänge, die man sich im Inneren des Menschen vorstellte und die man sogar als Gesetzmäßigkeit darstellen konnte. Krankheit wurde zu einer scheinbar berechenbaren Größe.

Nach der Säftelehre ist der Mensch gesund, wenn sich die vier Säfte schwarze und gelbe Galle, Blut und Schleim, in einer geordneten, harmonischen Mischung befinden. Krankheit entsteht, wenn sich ein Saft über die anderen erhebt und als schuldige “giftige” Materie für eine Säfteentartung, bzw. Unordnung sorgt; diesen Zustand bezeichnet man noch heute in der Humoralmedizin (humores = Säfte) als Dyskrasie. Die Vergiftung ist also ein Zuviel von etwas. Dieses Zuviel muss durch reinigende Maßnahmen korrigiert, bzw. ausgeleitet werden, damit die Säfte wieder im Gleichgewicht sind.

Wichtig ist dabei die Vorstellung, dass die schuldige Materie zwar von außen angeregt werden kann, sie sich aber prinzipiell im Inneren des Menschen befindet. Dies entspricht in etwa der heutigen Vorstellung von endogenen Toxinen.

Der Volksmund bezeichnet diese Stoffe auch als Schlacken. Wer eine Entschlackungskur macht, der will den Körper von einem Übermaß an Materie reinigen, die sich scheinbar irgendwo im Körper abgesetzt hat oder im Blut kursiert, um irgendwann, irgendwo als Gift Unfrieden zu stiften.

Die Idee der Ablagerung krankmachender Materie geht auf Paracelsus zurück, der die Schlacken “Tartarus” nannte. So bezeichnet man die Unterwelt oder das dämonische Schattenreich, gleichzeitig ist es aber auch der Name für Weinstein, der “dem Wein ein Fass erschuf” (Goethe, Faust). Paracelsus war der Meinung, dass, ähnlich der Entstehung von Weinstein, in Körperflüssigkeiten durch bestimmte Umstände eine Materie entsteht, die sich in Körperhöhlen und Geweben ablagert, sofern sie nicht ausgeschieden werden konnte. Die hierdurch entstandenen Krankheiten bezeichnete er als tartarische Leiden; wir verstehen darunter heute vor allem die gichtisch-rheumatische Diathese, die Sklerose, sämtliche Steinbildungen, Geschwulsterkrankungen und mesenchymale Ablagerung von Toxinen (das Bindegewebe ist die körpereigene Müllhalde).

Neben diesen endogenen Toxinen kommen inzwischen noch zahlreiche exogene Toxine hinzu, z.B. Schwermetalle, Radioaktivität, Synthetika etc., die oftmals einen wahrhaft dämonischen Einfluss haben.

Manches kannte man jedoch bereits in alter Zeit. So beschreibt Paracelsus in seinem Buch über die Bergsucht die Auswirkungen von Arsen und Quecksilber. Dort findet man auch zahlreiche Angaben zu therapeutischen Maßnahmen (siehe hierzu: Paracelsusmedizin, 2001, AT-Verlag). Wahrscheinlich ist diese Schrift die erste zum Thema Berufskrankheiten und Umweltgifte in der Weltliteratur.

Doch wie kann ein Stoff, vor allem ein endogener, überhaupt zu einem Gift werden? Ist diese Wirkung zwingend oder muss etwas Bestimmtes geschehen, damit die Dyskrasie entstehen kann?

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Literatur:
Habrich, Christa: 1996 Paracelsus’ Lehre von den tartarischen Krankheiten als Konzept zur Klärung von Stoffwechselstörungen. Erschienen in Nova acta Paracelsica Bd. 10: Hrsg. Schweizerische Paracelsus – Gesellschaft.
Madejsky, Margret: 2001 Signaturlehre – Botschaft der Zaunkräuter. Naturheilpraxis 04/01. Pflaum-Verlag.
Madejsky, Margret: 2002 Die Signaturen der Leberheilpflanzen am Beispiel Schöllkraut. Naturheilpraxis 02/02. Pflaum-Verlag
Rippe, Olaf: 2001 Paracelsusmedizin. AT-Verlag
Rippe, Olaf: 2003 Der innere Alchimist. Naturheilpraxis 07/03. Pflaum-Verlag.
Schlegel, Emil: 1987 Religion der Arznei. Sonntag-Verlag.
Storl, Wolf-Dieter: 1996 Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor. AT-Verlag.
Storl, Wolf-Dieter: 2005 Mit Pflanzen verbunden. Kosmos-Verlag

Fotos: Olaf Rippe

Anschrift des Verfassers:
Olaf Rippe
Heilpraktiker
Stuntzstr. 77
81677 München
Tel.: 089 / 272 59 02
Fax: 089 / 2734 95 66
E-Mail: o.rippe@natura-naturans.de
Homepage: www.natura-naturans.de

Unter www.natura-naturans.de finden Sie Seminare des Autors im Raum München zum Thema, z.B. “Entgiftung mit Heilkräutern” am 22./23.04.2006 sowie weitere Veröffentlichungen.



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