Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Akupunktur – nicht nur am Menschen

Über die Geschichte der Veterinär-Akupunktur und ein Beispiel aus der Praxis

Von Jörg Bothe

In jüngster Zeit wird in unterschiedlichen Medien von der Veterinärakupunktur durchweg positiv berichtet. An Hand eines ausgewählten Falles soll verdeutlicht werden, wie wenig sich die Mechanismen der TCM bei Mensch und Tier voneinander unterscheiden.

Die Veterinärakupunktur ist nicht neu. Durch Berichterstattungen der letzen Zeit in den Medien könnte man von einer neuen Erscheinung in der Akupunktur, der Veterinär-Akupunktur, ausgehen. Tatsächlich existiert die Akupunktur bei Tieren, insbesondere bei Pferden, schon geraume Zeit. Vermutlich wird die Akupunktur bereits seit ca. 3.000 Jahren praktiziert, die ersten Akupunkturbehandlungen wurden beim Tier bereits um 1300 v. Chr. durchgeführt. Das wohl älteste existierende Fachbuch zur Veterinärmedizin wurde in der Zeit von 659–621 v. Chr. verfasst.1 Die Abhandlungen jener Zeit befassen sich ausschließlich mit der Pferdeheilkunde. Pferde wurden auf staatlicher Ebene nicht nur für militärische Zwecke, sondern auch im Postdienst eingesetzt und fanden im Güter- und Personentransport Verwendung. Korea hatte zum Beispiel in der Zeit um das Jahr 1300 dem chinesischen Kaiserreich jährlich 10.000 Pferde als Tribut zu entrichten.2 Das Pferd war zu einem Inbegriff staatlicher Macht und gesellschaftlichen Reichtums geworden. Diese hohe Bedeutung ist leicht nachzuvollziehen, wenn man an die Entdeckung und Ausgrabung der imposanten Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers der Qin Qi Huang Di denkt.3 Zudem erscheint es auch nachvollziehbar, dass bei wertvollen Tieren die zeitgemäßen und bei den Menschen erfolgreichen Heilmethoden seiner Zeit angewandt wurden. In der Ming-Dynastie (1368–1644) schrieben Veterinärmediziner erstmals auch über die Behandlung von Rindern. Während in der Qing-Dynastie (1644–1911 n. Chr.) die Chinesische Medizin stagnierte, kann davon ausgegangen werden, dass die Veterinärakupunktur schon früher an Bedeutung verlor, vor allem durch den Verlust systematischer wissenschaftlicher Begleitung der Praxis. Abhandlungen jener Zeit beschränkten sich ausschließlich auf Nutztiere, wozu Hunde und Katzen beispielsweise nicht zählten. Erst in der Neuzeit wurde der Hund als des Menschen „bester Freund“ aufgewertet und auch die Kleintierhalter zeigen verstärktes Interesse an schonenden und nebenwirkungsfreien Therapieformen.

In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfuhr die Veterinärakupunktur auch in Europa wachsendes Interesse. Bemerkenswert hierbei ist, dass die Akupunktur bei Kleintieren in Amerika weiterentwickelt wurde und von dort nach Europa kam. Dabei wurden die Leitbahnen und Akupunkturpunkte des auf allen Vieren stehenden gedachten Menschen auf die Kleintiere übertragen und man ordnete die Akupunkturpunkte entsprechend auf dem Tier an. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die Akupunkturpunkte an den anatomisch entsprechend gleichen Stellen bei Mensch und Tier anzutreffen sind. Bei den meisten Punkten ist ihre Lokalisation gesichert, bei einigen Punkten ist die Übereinstimmung noch nicht gesichert. Le 3 Taichong befindet sich beim Hund medial am II. Metatarso-phalangealgelenk, da die 1. Zehe evolutionsbedingt hier nicht ausgebildet ist.4 Hingegen wird die Lokalisation von Le 3 Taichong beim Pferd auf der medialen Seite des Beines, auf halber Höhe von Metatarsale III beschrieben.5 Auch bei der Tierakupunktur ist es überaus wichtig, die Punkte zu tasten.

Anamnese:

Bewertung

Behandlung

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1 Kothbauer und Meng, Grundlagen der Veterinärakupunktur, 1983
2 Kabsu, Theoretische Grundlagen der Akupunktur sowie ihre Anwendung bei Hunden mit Gelenkerkrankungen (Dissertationsarbeit zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin, 1998.
3 Qin-Dynastie (221–207 v. Chr.)
4 Draehmpaehl/Zohmann, Akupunktur bei Hund und Katze, S. 170. 1998.
5 Guray / v. d. Bosch, Praxis der Pferdeakupunktur, S. 93, 2002.
6 Kaptchuk, Das große Buch der Chinesischen Medizin, S. 19, 1983.
7 Maciocia, S. 206.
8 Schwartz, Traditionelle Chinesische Medizin für Hunde und Katzen, 2001, S. 251.
9 Maciocia, S. 208.

Anschrift des Verfassers:
Jörg Bothe
Linde 59a
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E-Mail: bothej@web.de



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