FACHFORUM

Phytotherapie in Venezuela

Von Hagar Hartung
Die Natur hat genug um uns alle zu ernähren, sie hat nicht genug, um die Gier einzelner zu befriedigen.
Gandhi

Ein paar Vorgedanken: Selva virgen das ist der Urwald in der spanischen Sprache, Virgen bedeutet jungfräulich, hier als im Sinne von ursprünglich und kraftvoll, ungebrochen. In Venezuela schien diese Kraft auch in den sakralen Raum der Kirche hineinzuwirken. In Europa war der Wald ursprünglich der heilige Ort, in dem es am besten möglich war, Gott, den Göttern, nahe zu kommen. GeWALD(T)ig. Das Wort Wald kommt bei uns vor in dem Wort “Gewaltig” in der ursprünglichen Bedeutung von kraftvoll, mächtig. In den Urwäldern ist dies noch zu spüren. Jedoch war in Venezuela, mit Traurigkeit, auch ein Brechen dieser Kraft durch Abholzung und touristische Erschließung zu sehen.

Die Pflanzenheilkunde ist eine der ältesten Therapiemethoden der Menschheit. Seit es Mensch und Pflanze auf dieser Erde gibt, das sind ca. 3,5 Millionen Jahre, wachsen sie in einem Biotop gegenseitiger Nahrung, Heilung und Unterstützung auf.

“Die Naturheilkunde bekommt hier gerade einen Aufschwung weil sie eigentlich preiswerter ist.”, sagt Ofelia Cabrera vom Rincon de la Selva, einem der größten Marktstände für Heilpflanzen in Caracas. Übersetzt heißt Rincon de la Selva = Winkel des Urwaldes. Auf den Märkten sind sehr viele Kräuterfrauen und Männer zu treffen, die ihre Heilkräuter verkaufen und die Kunden meist äußerst präzise über die Anwendung und Zubereitung beraten. Sogenannte Parfümerias bieten eine bunte Mischung von Heil- und Zauberpflanzen, Zaubertränken, –utensilien und Heiligenstatuen.

Ich habe versucht die Anwendung der jeweiligen Pflanze in Venezuela zu beschreiben, in unserer europäischen Naturheilkunde werden sich noch andere Anwendungen finden lassen. Vorrangig möchte ich einen Eindruck der dortigen Anwendung vermitteln. Die Auswahl der Pflanzen berücksichtigt die dort besonders häufig verwendeten, heimischen sowie die in unserer Heilkunde gut bekannten.

Die Pflanzen:

Quina, Chloroquina (Chinchona calysaya), Chinarinde, aus der Familie der Rubiaceen ist ein bis 8 m hoher Baum. Die Rinde ist bitter, die Blattstiele sind kurz und oft purpur gefärbt, die Blätter sind eiförmig oder kreisrund und auch lancettlich mit wohlriechenden kleinen Blüten. Sie ist hier heimisch. Verwendet wird die Rinde und die Wurzel mit den Wirkstoffen Chinolinalkaloide, Triterpene als auch Catechingerbstoffe. Sie wirkt desinfizierend, fiebersenkend, adstringierend, kräftigend, wird gegen die Malaria angewendet, bei Rheuma, Magenbeschwerden sowie bei Erschöpfungszuständen. Für den Chinawein werden 200 gr. der Rinde in 1 l Rosewein 12 Tage lang mazeriert, es können noch 20 g Zucker und je 1 Essl. Zimtrinde sowie Bitterorangenschalen hinzugefügt werden.

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Anschrift der Verfasserin:
Hagar Hartung
Heilpraktikerin
Bahnhofstr. 2
75172 Pforzheim



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Naturheilpraxis 11/2005