FACHFORUM

Natürliche Heilungsmöglichkeiten der Lyme-Borreliose

Von Wolf-Dieter Storl

In dem nächtlichen Schwitzhüttenritual, an dem ich vor sieben Jahren teilnahm, herrschte kein guter Geist. Es zog durch Ritzen der schlecht isolierten Hütte. Als ich in der Morgendämmerung im taunassen Gras rollte, um mich abzukühlen, biss sich mir eine Zecke unter dem Bauch fest. Gemerkt habe ich das aber erst zwei Tage später. Das Spinnentier hatte mich in einer immunschwachen Situation, als ich sowieso überarbeitet und gestresst war, angefallen. Bald darauf formte sich der rote, wandernde Ring, das sogenannte Erythema migrans. Auch sonst fühlte ich mich nicht wohl, war schlapp und reizbar, hatte Kopfschmerzen, konnte schlecht schlafen, nicht mehr scharf sehen und der Lymphknoten in der Leiste schwoll etwas an.

Dr. Häringer, ein bekannter Arzt, der sich sonst sehr für die Phytotherapie engagiert, diagnostizierte Borreliose und redete mir eindringlich ins Gewissen: “Bei der Borreliose hört es mit den Kräutern auf, hier helfen nur Antibiotika, und zwar massiv!” In drastischen Bildern malte er den Verlauf der durch Zeckenbiss übertragenen Ansteckung mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi aus: Wenn man nicht sofort mit den Antibiotika anrückt, wird es in dem zweiten Stadium der Infektion zu neurologischen Ausfällen, Lähmungen, Arthritis, eventuell auch Gehirnhautentzündung (Meningoencephalitis) oder auch Karditis (Herzentzündung) kommen. Im dritten Stadium landet man im Rollstuhl, weil die Gelenke versagen, und zuletzt kann es zu Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie), wandernder Gelenkentzündung, Hirnnervenausfall und sogar schweren Psychosen führen. Das Bakterium sei eine der Syphilis verwandte Spirochäte. Und wie diese schreckliche Geschlechtskrankheit ist die Infektion rezidiv, das heißt, die Krankheit verläuft in Schüben, die Symptome setzen zeitweilig aus, so dass der Patient glaubt, er sei auf dem Weg der Heilung, und dann kehren sie um so heftiger zurück.

Das war natürlich erschreckend. Sonst kuriere ich meine Leiden vor allem mit Kräutern, Hitzeapplikation und Schlaf. Was aber sollte ich in diesem Fall machen, ich hatte schließlich eine Familie zu versorgen. Vor Jahren kam es bei mir, infolge einer Behandlung mit Antibiotika, zu einer Superinfektion, an der ich jahrelang schwer zu leiden hatte. Auch sonst war ich mir bewusst, dass die Antibiotika nur mit größter Vorsicht zu genießen sind, da sie einen massiven Eingriff in das körpereigene Immunsystem darstellen: Sie zerstören die symbiotische Darmflora, die ein wesentlicher Bestandteil der körpereigenen Abwehr ist; sie erzeugen ein pilzfreundliches Klima im Körper und begünstigen so Candida albicans und andere Pilzinfektionen; sie können allergischen Reaktionen bis hin zum seltenen, lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Das natürliche innere Ökosystem, das den Organismus normalerweise gegen Infektionen schützt, wird dabei gestört.

Ich war innerlich hin- und hergerissen. War ich etwa paranoid, dass ich nicht die Antibiotika-Kur machen wollte? War es wirklich so, dass in diesem Fall kein Kraut der Krankheit gewachsen war? Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit drängte. Jeden Tag – so stellte ich mir es vor – breiteten sich die Spirochäten weiter aus und würden Gelenke, Gehirn und andere vitale Organe befallen. Ich las alles was ich zum Thema finden konnte. Da stieß ich im ärztlichen Handbuch für Diagnose und Therapie, “Consilium Cedip Practicum” (1995) auf eine Statistik, die besagte, dass 23,8% der Waldarbeiter in Deutschland Antikörper gegen die Borreliose aufweisen, ohne dass sie überhaupt wissen, dass die jemals infiziert wurden. Eine Studie der American Medical Association (1995) stellte fest, dass nur die Hälfte der Patienten mit der Diagnose Borreliose tatsächlich darunter litt. Wenn das Immunsystem die Fähigkeit hat, Antikörper gegen diese Spirochäten produzieren, dann wäre es doch logisch, das Immunsystem mit allen Mitteln zu unterstützen. Da Antibiotika immun-suppressiv wirken können, also die körpereigene Abwehr dämpfen, schienen sie – so meine Schlussfolgerung – nicht unbedingt die geeigneten therapeutischen Mittel zu sein.

Naturheilkundliche Hilfsmittel

Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen

Die Reh-Syphilis

Steckbrief und Signatur der Karde (Dipsacus sylvestris)

Die Wurzelkur

1 Nach dem Rezept von Dr. James A. Duke, “Die Grüne Apotheke”. 1997. Rodale Press.
2 Anschrift: Dr. Gerhard Orth, Schlossstr. 19, D-88353 Kißlegg; Tel. 0049 (0)7563-90 89 50; Fax –39 95
3 Jean Valnet, Aromatherapie. 1992. München.
4 Falkenrath, Monika, Volkskrankheit Borreliose, Norderstedt: Books on Demand, 2003
5 Shoemaker, Richie C., Desperation Medicine” Baltimore: Gateway Press Inc., 2001
6 Burrascano, J. J., Dr. med. in Borreliose-Magazin Heft 6. Publikation des BorrelioseBund
7 Barbara Griggs, Green Pharmacy. 1997. Rochester, Vermont.
8 Auch die Borrelien, die bei einer Temperatur von 36 °C am besten gedeihen, werden bei einer Körpertemperatur von über 42 °C inaktiviert.
9 Matthew Wood, The book of Herbal Wisdom. 1997. Berkeley, California.
10 Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie, unterscheidet drei Miasmen (Psora, Sykosis, Syphilis) als Grundlage vieler chronischer Leiden.
11 Herstellung der Kardentinktur (nach Mathew Wood):
Die Wurzel der zweijährigen Pflanze, wird im Herbst, Winter oder Frühling (ehe sie aufstängelt) geerntet. Sie wird gesäubert, sorgfältig zerkleinert, in ein Schraubglas gefüllt und mit Korn oder Wodka übergossen. Nachdem das Glas für 3 Wochen an einem warmen Ort mazerierte, ist der Auszug fertig. Dosierung: 3 Tropfen, 3x am Tag. Dauer der Kur: 3 bis 4 Wochen. Günstig ist eine weitere Einnahme der Tinktur in den folgenden 12 Monaten, einmal im Monat für die Dauer von 3 Tagen. (Das soll dem möglichen monatlichen Vermehrungsschub der Borrelien vorbeugen.)
(Bemerkung: Die Angabe von 3 Tropfen 3x/Tag ist hypothetisch. Persönliche Erfahrung zeigte, dass es nicht nur auf die homöopathische Information ankommt, sondern auch auf die Menge. Diese kann ohne Weiteres auf 1 Esslöffel, 3x /Tag gesteigert werden.)
12 Wilhelm Pelikan, Heilpflanzenkunde I, 1975. Goetheanum, Dornach, Schweiz. Das von Steiner bezeichnete “Ätherische” bezieht sich auf die Energie oder Lebenskraft, welche sie Stoffe vitalisiert und organisiert und so Grundlage der Lebensprozesse ist.
13 Aus dem italienischen scardasso, “hecheln”, “kämmen”.
14 Biologen vermuten, dass sich die Pflanze auf diese Weise, ihre Stickstoffernährung ergänzt.
15 Persönlicher Hinweis von Rudolf Müller aus Wilferdingen, der sich mit einer 5-wöchigen Kur, mit Kardentintur (3 Esslöffel, 3 mal am Tag) und zusätzlicher Wärmetherapie (mit heißen Moorpackungen alle zwei Tage auf die betroffenen Stellen), ausheilen konnte. Trotz, oder eben wegen Impfung, war er schon teilweise gelähmt. Der laborärztliche Bluttest nach der Kur stellte, außer schwach positiven Antikörpern, keine weiteren Borrelien fest. Als Nebenwirkung der Kardenkur gibt er an, dass Altersflecke verschwanden.

Adresse für Kardentinktur:
INK-Institut für Neurobiologie nach Dr. Klinghardt GmbH
Magirusstr. 21b
70469 Stuttgart-Feuerbach
Tel. 0711 - 80 60 87-0
Fax 0711 - 80 60 87-13

(Dieses soll jedoch keine Empfehlung sein, da ich weder diese Produkte noch ihre Hersteller kenne. Ich gebe die mir zugekommene Information lediglich weiter. Persönlich bin ich der Ansicht, dass der Patient, wenn möglich seine eigene Tinktur, bzw. Tee herstellen soll; nur so hat er Kontrolle über Inhalt und Stärke, denn, wie schon gesagt, sind die Tinkturen oft zu schwach und enthalten zuwenig Kardenwurzel.)
(Adressen für den Bezug oben genannter Mittel sowie ergänzende Hinweise beim Verfasser)

Verfasser:
Wolf-Dieter Storl
Ethnobotaniker
E-Mail: wolf-dieter@storl.de



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