von Ernst-Albert Meyer Lippstadt
In Teil 1 der Serie ging es um die Zielstellung der seriösen Anti-Aging-Medizin und den verschiedenen Theorien des Alterns. Ausserdem wurde die Hormonersatz-Therapie in den Wechseljahren von Frau und Mann und das „Jungbrunnenhormon“ DHEA vorgestellt.
Im Teil 2 werden die antioxidativen Vitamine besprochen, die Wirkstoffe in Anti-Aging-Kosmetika und als Geheimtipp das Spurenelement Zink.
Es ist heute unbestritten, dass Freie Radikale eine Reihe von Krankheiten verursachen oder zumindest an ihrer Entstehung mitbeteiligt sind. Die Schäden durch Freie Radikale summieren langsam über Jahre und Jahrzehnte im Körper, um sich dann meist im Alter als Krankheit zu manifestieren. Diese durch Freie Radikale ausgelösten Krankheiten werden als Free Radical Diseases oder auch als Alterskrankheiten bezeichnet
Antioxidative Vitamine wie E, C und Betacarotin sind wesentlicher Bestandteil des antioxidativen Schutzsystems unseres Körpers. Es fängt im Normalfall Freie Radikale ab, bevor sie Schäden im Organismus auslösen können. Tatsache ist aber auch, dass die Schlagkraft des antioxidativen Schutzsystems mit zunehmendem Alter abnimmt, so dass die durch Freie Radikale in den Zellen verursachten Schäden anwachsen. Logischerweise müsste man durch eine Substitution mit antioxidativen Vitaminen den Free Radical Diseases vorbeugen können oder zumindest ihren Verlauf beeinflussen. So sollen Menschen, die sich mit viel Obst und Gemüse ernähren oder hohe Plasmaspiegel an Betacarotin, Vitamin E oder C aufweisen nach mehreren Beobachtungsstudien seltener an Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkranken. Leider können randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudien diese Ergebnisse nicht bestätigen. Es gibt 7 große Studien mit antioxidativen Vitaminen bei Herz-Kreislauf-Patienten (KHK, Herzinfarkt, Hypertonie) und 7 Studien bei Krebs-Patienten. Hier konnte ein Nutzen der antioxidativen Vitamine nicht belegt werden. Im Gegenteil: Teilweise war die Erkrankungshäufigkeit und Gesamtmortalität in der Verumgruppe grösser als in der Placebogruppe, so dass einige Studien vorzeitig abgebrochen werden mussten (z.B. die CARET-Studie 1996).
Auf diesen Studien basieren die Ende 2004 geäußerten Zweifel am Nutzen einer Einnahme von hochdosiertem Vitamin E. So soll die Einnahme von mindestens 400 I.E. Vitamin E pro Tag die Ursache einer erhöhten Mortalität sein.
Trotzdem sind bei diesen Studien einige Zweifel erlaubt: Das ist zuerst die Frage, ob eine Therapie mit antioxidativen Vitaminen bei schwerkranken Patienten (Krebs, KHK usw.) überhaupt noch sinnvoll ist? Da sich die Schäden durch Freie Radikale über viele Jahre entwickeln, müsste wahrscheinlich auch die Therapie mit antioxidativen Vitaminen viel eher einsetzen, um den Free Radical Diseases vorzubeugen.
Vielleicht wäre auch ein anderes Studiendesign angebracht gewesen (andere Dosierung und Kombination der antioxidativen Vitamine).
Anschrift des Verfassers:
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie
Hesselbarthstr. 4
59555 Lippstadt
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