Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Die Akupunkturbehandlung gemäß dem Sechs-Schichten-Modell des Shanghan Lun

Von Stephanie Bekooy und Dr. Arnaud Versluys, Ph.D.(ABD), L.Ac.

Übersetzt von Rebecca Ewert, Acupuncturist

Fortsetzung des Beitrags aus der Mai-Ausgabe

2. Yangming

Die Yangming-Leitbahn ist die „Helles-Yang“-Leitbahn des trockenen Metalls des Westens. Sie ist die „zwei Yang“ (Taiyang ist drei Yang, Yangming ist zwei Yang, und Shaoyang ist ein Yang) und ist trocken in ihrer Natur, und durch das Eindämmen der Taiyin-Feuchtigkeit sorgt sie für das physiologische Gleichgewicht. Schicht-Pathologien manifestieren sich sowohl als Leitbahn-Muster als auch als Fu-Muster. Die Leitbahn-Muster markieren das oberflächliche Eindringen von Pathogenen in die Peripherie, während die Fu-Muster den inneren Zusammenbruch des Pathogens in das zugehörige Fu kennzeichnet. In der Yangming-Schicht manifestiert sich die Leitbahn-Pathologie durch einen heftigen Zusammenstoß des körpereigenen Yangs mit dem eindringenden Pathogen und erzeugt oberflächliche Hitze-Symptome, von denen die vier „großen“ Zeichen (Fieber, Durst, Schwitzen und Puls) die repräsentativsten sind.

Rezeptur der Wahl für dieses Yangming-Muster ist Bai Hu Tang (Weißer-Tiger-Dekokt). Ihre Zutaten sind Shi Gao (Gypsum), Zhi Mu (Radix Anemarrhenae Asphodeloidis), Gan Cao (Radix Glycyrrhizae Uralensis) und Geng Mi (Semen Oryzae). Shi Gao ist als einziges Kraut der üblicherweise verwendeten Materia Medica extrem kalt; gleichzeitig ist es scharf und zerstreuend. Es klärt stark die Hitze, während es die Oberfläche öffnet und zerstreut. Shi Gao ist außerdem leicht süß, was ihm erlaubt, in den Mittleren Jiao einzudringen und den Magen zu kühlen, ohne die schon bedrohten Säfte zu schädigen. Darüber hinaus hilft die Kombination von Shi Gao mit Zhi Mu die verringerten Säfte zu regenerieren. Zhi Mu klärt Hitze, während es den Magen befeuchtet, und lindert so die durch die Hitze induzierte drohende Trockenheit. Zhi Mu in Kombination mit Shi Gao klärt und schützt das, was die Gelehrten der Qing-Dynastie-Fieber-Schule als die Nähr-Schicht betrachteten, und hält die Hitze der Qi-Schicht davon ab, tiefer in den Bereich der Säfte einzudringen. Geng Mi stärkt die Mitte und schützt gegen die Kälte der anderen Kräuter. Es wird stets verwendet, um die Flüssigkeiten des Mittleren Jiao zu bewahren und zu regenerieren, um damit Trok-kenheit der Fu vorzubeugen. Gan Cao ist süß und unterstützt den Mittleren Jiao und erfüllt zusammen mit Geng Mi den Zweck, durch die Qi- und Yin-tonisierenden Wirkungen die Magensäfte zu schützen.

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Naturheilpraxis 06/2005