Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Hartnäckiger Fußpilz trotzt den konventionellen Mitteln

von Marie-Therese Riester

Fallbericht

Immer wieder passiert es in meiner Praxis, daß ich während der Behandlung meiner Patienten für einen Gutteil der Familienangehörigen einschließlich der zur Familie gehörigen Haustiere um Rat gefragt werde. In diesem Fall bat mich eine meiner Patientinnen um Hilfe in bezug auf die langjährigen Hautbeschwerden ihres Ehemannes.
Ich habe das Gefühl, daß wir klassischen Homöopathen sehr von Hahnemanns Idealismus beseelt sind, wo doch nach §1 des Organons „des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt“. Mit diesem Leitsatz, tief in meinem Innern verankert, konnte ich nicht umhin, mir die Probleme des Ehemanns meiner Patientin berichten zu lassen. Er hätte starken Juckreiz zwischen den Zehen, die Haut springe auf, und er benutze ein Antimykotikum. Ich ließ ihrem Mann über sie ausrichten, daß es mir nur dann möglich sei ihm meinen Rat zu geben, wenn er sich diesbezüglich bei mir persönlich vorstelle.
Am 17.3.2003 erschien Herr B.V. in meiner Praxis, geb. am 16.2.1969, 1,78 m, 85 kg. Es handelte sich um einen blonden, leicht untersetzten Mann, großer runder Kopf, weiches blasses Gesicht, blaue Augen, freundlich und gemütlich.

Spontanbericht des Patienten

Er leide unter Fußpilz seit vielen Jahren. Die Inspektion ließ mich erschrecken. In diesem Ausmaß hatte ich noch keinen Fußpilz gesehen. Das Antimykotikum habe er schon oft eingesetzt ohne nennenswerten Erfolg. Die Fußsohlen würden jucken und brennen. Es bestehe ein Ausschlag zwischen allen Zehen, die Haut reiße ein. Auch seien Rhagaden an den Fersen vorhanden. Der rechte Fuß sei stärker betroffen, auch im Sommer beobachte er eine Verschlechterung.
An den Ohrläppchen würden immer wieder Flechten auftreten, eventuell durch seinen steten Kontakt mit Tieren, er betreibe eine Landwirtschaft. Diese würden jucken und seien auf der rechten Seite vermehrt zu finden. Er habe schon Cortisonsalbe benutzt und pflege mit Linola-Fettsalbe.

Gelenkter Bericht

Im Winter müsse er morgens oft eine halbe Stunde im Stall husten. Im Herbst 2002 habe er unter einem „Hexenschuß“ (plötzlich auftretende Ischiasbeschwerden) gelitten, der eine kurzzeitige Ohnmacht verursachte. Als Kleinkind, mit einem halben Jahr und einem Jahr, hätte er epileptische Anfälle gehabt. Er mußte Medikamente bis zum 15. Lebensjahr einnehmen, danach traten keine Anfälle mehr auf. Er leide unter Kopfschmerzen, schlechter bei Wetterwechsel hin zum schlechten Wetter; ein ziehender Schmerz beginne schon morgens; er meine eine Verbesserung bei Regen zu spüren, zum Teil verwende er Aspirin. „Kopfprobleme“ lägen in der Familie mütterlicherseits, seine Mutter habe einen gutartigen Gehirntumor, zwei Schwestern der Mutter einen bösartigen Gehirntumor, ihr Bruder sei an einer Meningitis gestorben.

Allgemein vertrage er die Sonne schlecht. Er fühle sich am wohlsten an Regentagen. Seine Kurzsichtigkeit betrüge 4,25 und 1,75 Dioptrien. Er habe das Gefühl, nicht so gut zu hören, sein Vater sei schwerhörig, und dessen Mutter war ebenfalls schwerhörig. Bei Erkältungen leide er schnell unter Frost und Gliederschmerzen, Halsweh sei selten, Ohrweh kenne er nicht. Herpes labialis trete häufig auf, entweder an der Oberlippe rechts oder unterhalb der Unterlippe.
Er brauche die Wärme. Tagsüber sei er viel draußen, abends möchte er eine warme Stube, am besten eine „Granaten-Hitze“, das mag er.
Es befänden sich Amalgam- und Kunststoffüllungen in den Zähnen. Er habe Angst vorm Zahnarzt.
Er habe einige Leberflecke, besonders auf dem Rücken. Im Gesicht wäre eine Warze entfernt worden. Ansonsten gäbe es keine Operationen.
Der Appetit sei gut, er müsse sich bremsen. Er würde gerne Schokolade, Fleisch, v.a. Siedfleisch mit Kartoffelbrei, Rote-Beete-Salat, Wirsing, Meerrettich, rohe Zwiebeln und Eier essen. Grießbrei äße er ungern. Der Durst sei normal, er trinke ca. zwei Liter/Tag, morgens Kaffee, ansonsten gerne Apfelsaftschorle oder Most-Schorle.
Die Verdauung sei gut, täglich Stuhlgang.
Er schlafe gut und durch, bei Vollmond träume er vermehrt. Er möge die Bauchlage.
Er schwitze leicht, aber nicht extrem, besonders am Rücken und an der Stirn. Seine Hände seien selten kalt. Er möge schönes Wetter, aber auch kaltes Wetter und Regentage.
Er sei schnell „nersch“, das heißt, beleidigt. Er könne richtig „loswettern“, dann bekäme er einen ganz roten Kopf mit weißen Ohren. Durch sein Engagement in vielen Ämtern erlebe er öfter Ärger, dann sage er den Leuten alles auf den Kopf zu. Er arbeite gern, sei gesellig, brauche aber auch seine Ruhe. Kummer fresse er zumeist in sich hinein, spräche ihn ungern an. Er sei dem Vater ähnlich, die Liebe zur Natur und zum Gesang habe er von ihm. Er singe im Chor. Allgemein sei er sehr heimatverbunden, sei gerne zu Hause, möge es geregelt, hasse Unordnung und liebe es in den Stall zu gehen. Er sei eifersüchtig. In der Schule wäre er immer der Kleinste gewesen, die Entwicklung war unauffällig.

Krankheiten in der Familie:

Mutter: Gehirntumor, Meningiom, 70 Jahre alt
Zwei Schwestern der Mutter: bösartiger Gehirntumor
Bruder der Mutter: Suizid durch Erhängen
Oma mütterlicherseits: verstorben mit 80 Jahren
Opa mütterlicherseits: Magenkrebs, verstorben mit 70 Jahren
Vater: Hautmykose an Händen und Füßen, Prostatakrebs, 75 Jahre alt
Oma väterlicherseits: verstorben mit 92 Jahren
Opa väterlicherseits: Magenkrebs, verstorben mit 70 Jahren
Vier gesunde Geschwister, nur fast alle kurzsichtig.
Zwei gesunde Kinder.
Er habe früh graue Haare bekommen wie sein Vater.

Fallanalyse

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Literatur
Organon der Heilkunst, 6. Auflage, Samuel Hahnemann, O.-Verlag
ComRep ML: Kent-Repertorium (Dipl.-Ing. F. Simmbürger, Eching)

Anschrift der Verfasserin:
Marie-Therese Riester
Bronnenweg 5
72488 Sigmaringen
Tel. 07571/ 624 87
Internet: www.MT-Naturheilpraxis.de.vu



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