Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Chronischer (Heu-)Schnupfen – Ausdruck eines Kummers?

von Helga Rinn-Böttcher

Die Patientin, Ende Zwanzig, kam Anfang März 2001 zu mir in die Praxis. Sie ist verheiratet und hat einen vier Monate alten Sohn, den sie voll stillt. Sie ist Erzieherin und hat bis zum Erziehungsurlaub in einem Wohnheim für Behinderte gearbeitet. Die Hauptbeschwerde war ein chronischer Schnupfen und ein sie sehr beeinträchtigender Heuschnupfen, der bisher mit Cortison behandelt wurde. Die Symptome des chronischen Schnupfens, der schon seit zehn Jahren besteht: Fast beständige, zumeist klare Absonderung aus der Nase, sie geht nie ohne Taschentücher aus dem Haus. Manchmal ist die Nase auch nur zugeschwollen, ohne Sekret. Am schlimmsten ist es abends und nachts im Bett, mittags zwischen 12 und 16 Uhr ebenfalls.

Dazu Heuschnupfen, der sie sehr beeinträchtigt, da sie und ihr Ehemann mehrere Pferde zu Hause haben, die geritten, gepflegt und mit Futter (Heu!) versorgt werden müssen. Vor drei Jahren bemerkte sie zum erstenmal eine „Katzenhaarallergie“. Wenn sie sich mit Katzen im gleichen Raum aufhielt, schwoll ihr der Hals zu, sie konnte dann nicht mehr richtig schlucken, und das Luftholen fiel ihr schwer. Durch den Arzt wurde eine Hausstaubmilben- und Katzenepithelienallergie festgestellt.

Symptome des Heuschnupfens: Die Augen sind rot und jucken. Sie muß die Augen dann reiben, was die Beschwerden aber nur verschlimmert. Wäßrige Tränen. Die Nase schwillt zu oder läuft, das Sekret ist wäßrig. Im Hals juckt es. Einen Hustenreiz hat sie manchmal, mit dem Gefühl sie müsse abhusten, jedoch kommt beim Husten nichts heraus. Der Heuschnupfen ist am schlimmsten im Frühjahr während der Blütezeit, im Winter bei der Stallarbeit und wenn die Pferde im Haarwechsel sind. Außerdem gab sie noch eine Reaktion auf Nahrungsmittel wie Tomaten und Paprikagewürz an. Beim Verzehr dieser Stoffe wird die Umgebung des Mundes rot, ist geschwollen und fühlt sich taub an.

Zum Thema Haut gab sie folgende Beschwerden an: Manchmal hat sie einen Hautausschlag an den Beugeseiten der Ellenbogen, am Bauch und am Rücken jeweils dort, wo der Hosenbund sitzt. Der Ausschlag beginnt mit kleinen Pickeln, die wie winzige Stiche aussehen. Wenn sie daran kratzt, werden sie größer und bluten auch manchmal. Die Haut ist dort rauh und hat große weiße Schuppen. Diesen Ausschlag bekommt sie, wenn sie unter psychischem Streß steht. Sie hat ein Ekzem im Gehörgang des rechten Ohres. Der Gehörgang ist sehr eng. Vom Ekzem geht eine durchsichtige Absonderung aus, die sich klebrig und krümelig anfühlt. Wenn das Ohr kalt und naß wird (Haare waschen), schwillt der Gehörgang zu. Beim täglichen Reinigen des Gehörgangs kommt auch manchmal Blut mit heraus. Beim Reiten bekommt sie oft eine Wundheit in der Analfalte, die dann näßt und blutet. Im Gesicht hat sie ständig Pickel an Wangen, Kinn, Oberlippe, Nase und Stirn. Muttermale hat sie viele, einige davon hat sie in der Vergangenheit schon wegoperieren lassen. Zu den Zähnen gab es zu berichten, daß sie erst kurz vor dem ersten Geburtstag zahnte. Weisheitszähne sind keine angelegt. Als Kind hatte sie oft eitrige Anginen (2-3 im Jahr), die mit Antibiotika behandelt wurden. Erst nach der dritten Kur an der Ostsee verschwanden sie. Kopfschmerzen kennt sie an sich zwei verschiedene Formen: einen Spannungskopfschmerz, der vom Rücken her übers Genick in den Kopf zieht, und einen Kopfschmerz, bei dem die Schläfen schmerzen und der auf die Augen drückt. Die Augen können dann nicht geöffnet werden; sie fühlen sich zugeschwollen an und sind lichtempfindlich. Sie ist kurzsichtig; als Kind hat sie geschielt. Magenschmerzen bekommt sie bei Ärger; der Bauch wird dann hart, und sie kann dann nichts essen. Stuhlgang hat sie alle drei Tage ohne Besonderheiten. Die Menses sind unauffällig und regelmäßig, da sie zur Zeit die Pille nimmt. Wenn sie keine Hormone einnimmt, sind die Menses vom Intervall her zu spät und unregelmäßig. Der Schlaf ist gut. Fieber bekommt sie selten. Sie kann leicht schwitzen. Ihre Füße schwitzen zur Zeit so, daß sie mittags die Socken wechselt. Der Schweiß ist geruchlos. Trotzdem friert sie schnell, sie mag die Wärme sehr. Sie trinkt gerne Milch, jeden Tag, auch als Kakao. Nach Süßigkeiten hat sie großes Verlangen. Durst hat sie, wenn sie körperlich gearbeitet hat. Ihr Gemüt beschrieb sie als überwiegend gut gelaunt und fröhlich. Manchmal ist es ihr zum Heulen, das tut sie dann auch, am liebsten alleine, sie kann sich aber gut trösten lassen. Sie kann auch wütend werden, schreit dann, wirft und tritt auch manchmal, ist aber schnell wieder versöhnt. Die Familienanamnese ergibt, daß der Vater an einer Gräser- und Pollenallergie leidet, einen Morbus Bechterew hat und außerdem ein Gehörgangsekzem. Die Mutter hat einen gutartigen Gehirntumor, die Großmutter mütterlicherseits starb mit 34 Jahren an den Folgen einer Gehirntumoroperation.

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Literatur
Kents Repertorium, 14. Auflage, Haug Verlag

Arzneimittellehren:
– H.C.G. Jahr, ausführliche Arzneimittellehre, Verlag Bernd von der Lieth
– J. Mezger, gesichtete homöopathische Arzneimittellehre, Haug Verlag, 11. Auflage
– Phatak, Homöopathische Arzneimittellehre, Burgdorf Verlag
Repertorisation mit ComRep ML

Anschrift der Verfasserin:
Helga Rinn-Böttcher
Heilpraktikerin
Leuner Str. 33
5619 Braunfels
Tel./Fax 06442 / 58 99



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