FACHFORUM

Lemna minor – versteckte Heilkräfte

Über Anwendungen mit der Kleinen Wasserlinse

von Peter Germann

Wasserlinse ist ein klein/grünes/rundes Gewächs ohne Wurzeln/schwimmet oben auf den still stehenden Wasseren/bleibet ständigs grün/ist nichts anders dann ein Wassermoß oder Fettigkeit derselbigen Wassern/aus welchen andere Kräuter erwachsen … Sie werden für ein sonderliche Speiß der Gänß und Enten gehalten/welche sich auch stätigs darinn finden lassen.
Tabernaemontanus, 1588

Die kleinste Blütenpflanze der Welt

Jeder kennt den grünen Teppich auf stehenden Gewässern, auf denen sich die kleine, freischwimmende Wasserlinse mit ihren kreisrunden, ungefähr zwei bis drei großen Laubgliedern darstellt. Sie ist beiderseits flach und an der unteren Seite mit einem Würzelchen versehen. Die eingeschlechtlichen Blüten sind einhäusig und stehen zu dritt am Rande der Stiele. In den Lauborganen sind dolchartige Raphiden reichlich vorhanden, die die Pflanze gegen Schneckenfraß schützen.
Die angiosperme (bedecktsamige) Wasserpflanze steht in Verwandtschaft mit den Palmen und Aronstabgewächsen. Des weiteren spricht man ihr in geringem Maße eine Ähnlichkeit mit den Poales zu, zu deren Ordnung fast alle Nutzgetreide zählen. Die Lemnaceae sind beinahe weltweit anzutreffen. In unseren Breiten werden von der Wasserlinse fast nie Blüten gebildet, wenn doch, dann erfolgt die Bestäubung durch Fliegen. Die unscheinbaren Früchte verbreitet das Wasser.

Wasserlinse für die Ernährung

Diese kleine Pflanze hat es „ganz schön in sich“. Die alte Literatur und auch neuere Untersuchungen beschreiben ihre breitbandige Einsatzmöglichkeit. Dudley hat 1981 die Zusammensetzung, das Wachstum und die Nutzung von mehreren Lemnaceae untersucht und folgendes Ergebnis zusammengetragen:

Lemnaceae werden weltweit von Fischen, Tieren und Menschen als Nahrung benutzt. Sie sind die am schnellsten wachsenden höheren Pflanzen überhaupt. Lemnaceae enthalten alle essentiellen Aminosäuren, die Proteine machen 43% der Trockenmasse aus. Weiterhin haben sie 6% Fett sowie 17% Kohlehydrate an Bord und sindin der Lage, signifikante Mengen an Stickstoff und Mineralien aus Abwässern zu binden.

An der Uni Jena stellte eine Arbeitsgruppe fest, daß die Lemnaceae mehr Einweiße als Soja und mehr Beta-Karotine enthalten als die Möhre. Die Zusammensetzung der Eiweiße aus verschiedenen Aminosäuren ist ähnlich wie bei tierischer Nahrung. Schon die Mayas kannten die Pflanze als Lebensmittel, und auch in Asien steht sie auf dem Speiseplan. In Holland war die Wasserlinse kurze Zeit als knackiger Brotaufstrich und Salatbeigabe auf dem Markt. Das Angebot mußte aber wieder eingestellt werden, da alle neuartigen Lebensmittel in Europa nach der Novel-food-Verordnung zugelassen werden müssen, bevor sie in den Vertrieb kommen. So soll der Hersteller erst in wissenschaftlichen Studien nachweisen, daß das „neue“ Lebensmittel unbedenklich ist. Trotzdem kann man die Pflanze vom Frühjahr bis in den Sommer sammeln und in der Küche zu Gemüsegerichten oder Salaten geben.

Dies gilt auch für die restlichen europäischen Lemna-Gewächse, wie Lemna gibba, (Buckelige Wasserlinse), Lemna minuta (Kleinste Wasserlinse), Lemna triscula (Dreifruchtige Wasserlinse) sowie Lemna turionifera (Rote Wasserlinse). Lemna minuta ist bei uns ein Neophyt, sie wurde erst 1966 für Mitteleuropa nachgewiesen. Ursprünglich kommt die Kleinste Wasserlinse aus den gemäßigten Zonen Amerikas, wo sie 1816 von Alexander von Humboldt als neue Art beschrieben wurde.

Die Buckelige Wasserlinse ist auf Grund von Bestandgefährdung in der Schweiz und in Teilen Österreichs von der Wildsammlung ausgenommen.

Wasserlinsen benötigen weitaus geringere Anbauflächen als jede andere bekannte Kulturpflanze der Welt. Für den gleichen Ertrag braucht sie nur 20% der Fläche von Mais und nur 10% Anbaufläche von Soja! So werden Anpflanzungen als Viehfutter diskutiert und in den USA auch bereits umgesetzt.

Lemna minor zur Wasserklärung

Die Wasserlinse in der alten Literatur

Lemna minor in der klassischen chinesischen Medizin

Indikationsbeschreibungen bei Madaus und in der homöopathischen Literatur

Indikationsrückschlüsse durch Signatur sowie Geist- und Gemüt-Symptomatiken

Lichtausnutzung

Rezepturen aus der neuen Literatur

Der Stellenwert der Wasserlinse bei Hildegard von Bingen

Krebstherapeutika aus der Schlackensicht des Matthias Leisen (Leisen-Kur)

Fazit

So klein und unscheinbar unsere heimische Wasserlinse auch ist, so vielschichtig scheinen ihre Einsatzmöglichkeiten zu sein. Es lohnt sich sicherlich, diesem Pflänzchen mehr therapeutische Beachtung entgegenzubringen. Was bereits heute über ihre Einsatzmöglichkeiten bekannt ist, macht die Wasserlinse zu einem potenten Heilmittel.

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Literatur
Jacobus Theodorus Tabernaemontanus: Neu vollkommen Kraeuterbuch, Kölbl, 1993 (1588/1731)
William Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkung, Verlag Grundlagen und Praxis, 1972 (1927)
Julius Mezger: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre, 2 Bd. (2), HAUG, 1988 (1951)
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, 11 Bd. (8), Mediamed, 1989 (1938)
Carl-Hermann Hempen, Toni Fischer: Leitfaden – Chinesische Phytotherapie, Urban & Fischer, 2001 (2001)
Jewgeni Awerbuch: System von Heiltinkturen, S. & W. Hofmann GbR, 2003
Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 5 Bd. (2), Parkland Verlag, 2000 (1943)
Elvira Groß: Pflanzennamen und ihre Bedeutung, Dumont, 2002 (2001)
Wolfgang Hensel: Pflanzen in Aktion, Spektrum, 1993
Peter Mertz: Pflanzenwelt Mitteleuropas und der Alpen, Nikol Verlagsgesellschaft, 2002 (2000)
Steffen Guido Fleischhauer: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen, AT Verlag, 2003
Hildegard von Bingen: Ursachen und Behandlung der Krankheiten, HAUG, 1992 (1955) (12. Jhrh.)
Hildegard von Bingen: Physica – Pattloch Verlag, 1991 (1150–53)
Gottfried Hertzka/Wighard Strehlow: Große Hildegard Apotheke, Bauer Verlag, 1989
Katharina Vanselow-Leisen/L. Feist: Die Leisenkur, Turm Verlag, 1970
LemnaTec: Was ist Wasserlinse?, Schumannstr. 18, 52146 Würselen
hr (Hessischer Rundfunk): Die steile Karriere der Entengrütze, Fernsehsendung vom 20.10.2001

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Heilpraktiker
Köln-Berliner-Str. 9
44287 Dortmund-Aplerbeck



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