FACHFORUM

Rosenfamilie Teil 3 - Heilpflanzenfamilien (16)

Von Piet van den Toorn

In den vorangegangenen Folgen haben wir viele Obstarten erwähnt. Sie gehören zu den Unterfamilien der Apfelartigen und Pflaumenartigen. Zu der Unterfamilie der Rosenartigen zählen nicht nur die Rosen, sondern eine große Gruppe von Kräutern, die vor allem wegen ihres Gerbstoffgehaltes in der Naturheilkunde genützt werden.

Gerbstoffpflanzen:

Es war in früheren Zeiten überlebenswichtig die erbeuteten Tierhäute haltbarer und widerstandsfähiger zu machen. Alle Pflanzen, deren Absud Tierhäute in Leder umwandeln können, sind Gerbstoffdrogen. Die chemische Zusammensetzung kann unterschiedlich sein; entscheidend ist die Wirkung. Gerbstoffe vernetzen die Kollageneiweiße der Lederhaut. Sie schlagen Brücken zwischen den Hauteiweißmolekülen, wodurch ein festes Netz entsteht, und zwischengelagertes Wasser ausgeschieden wird. Das verbessert die Haltbarkeit und Belastbarkeit. Durch die Wasserausscheidung wird der Befall von Fäulnisbakterien und Schimmelpilzen verhindert.

In der Heilkunde werden die Gerbstoffe in milder Form vor allem im Bereich der Schleimhäute verwendet. Die Schleimhaut verfestigt sich, Reizungen und Schwellungen werden verringert. Das Eindringen von Bakterien und Schimmelpilzen wird erschwert.

Die Indikationen sind: Spülungen bei Zahnfleischerkrankungen, Tees bei unspezifischen Durchfallerkrankungen, Sitzbäder bei After- und Vaginalerkrankungen, oder Fußbäder gegen vermehrtes Schwitzen und Pilzbefall. Früher wurden mit Gerbstoffpflanzen auch Umschläge bei oberflächlichen Wunden gemacht.

Der Geschmack von Gerbstoffdrogen ist “zusammenziehend”, wie bei einem Schwarztee, der zu lange gezogen hat. Man unterscheidet in der Phytotherapie zwei Hauptgruppen von Gerbsäuren:

1.: Gallotannine (Skizze siehe Naturheilpraxis 05/2005). Es sind Phenolkörper mit OH-Gruppen. Sie befinden sich in Pflanzengallen, aber auch in Schwarztee, in Rotwein und in vielen Pflanzen. Die Wirkung erstreckt sich vor allem auf den oberen Verdauungstrakt. Tannine sollten bei magenempfindlichen Patienten nicht zu kräftig dosiert werden; sie sind chemisch nahe verwandt mit Salicylsäure und Kaffeesäure.

2.: Catechine haben einen Flavonkörper. Viele Baumrinden enthalten Catechine, wie die Eichenrinde, und die Akazienrinde (Acacia catechu). Die adstringierende Wirkung der Catechine setzt langsamer ein, sie wirken deshalb auch noch in tieferen Darmabschnitten. Bei Durchfallerkrankungen sind Pflanzen die sowohl Catechin- wie Gallotannin-Gerbstoffe besitzen am wirksamsten. Das trifft für die Blutwurz zu.

Wir fangen unsere Pflanzenbetrachtungen mit drei bekannten Früchten an: Erdbeere, Himbeere und Brombeere, deren Gerbstoffe (Gallotannine) sich jedoch in den Blättern befinden.

Fragaria = Erdbeere

Rubus Idaeus = Himbeere

Rubus Fructicosus = Brombeere

Potentilla Erekta = Die Blutwurz, Aufrechtes Fingerkraut.

Potentilla Anserina = Gänsefingerkraut

Agrimonia Eupatoria = Odermennig

Geum Urbanum = Nelkenwurz

Alchemilla = Frauenmantel

Filipendula Ulmaria = Mädesüß

...

Wird fortgesetzt

Anschrift des Verfassers:
Piet van den Toorn
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Naturheilpraxis 05/2005