Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Yi Lun Chinesische Medizin – aktuell

Das Elend eines perfekten Systems

Seit einigen Jahrzehnten erlebt Deutschland einen Boom in der Akzeptanz und Hinwendung zu den verschiedensten asiatischen Heilsystemen. Der Reiz des Fernen Ostens ist nun mal ungebrochen. Alles Hässliche, Unmenschliche, Unpersönliche, das wir hierzulande an der heimischen Medizin so überaus unleidlich finden – das alles gibt´s anscheinend im Fernen Osten nicht.

In den neunziger Jahren – konkret 1985–1992 – kam die TCM als modernes volksrepublikanisches Konstrukt aus China über die USA nach Europa. Faszinierend erschien die „TCM“ damals, nach den unübersichtlichen, scheinbar vagen Therapiemodellen der Akupunktur von Homöosinatrie bis Nogier, van Nghi, Bischko bis Worsley. Es tat einfach gut, ein klares, gut vermittel- und lernbares, strukturiertes System vorgesetzt zu bekommen wie das der Zangfu, von Blut- und Körperflüssigkeiten und der Syndromdiagnostik. Unserem westlichen Denken überaus ähnlich scheinend, eroberten Lehrbücher wie Maciocia´s „Grundlagen“ oder Ross´ „Zangfu“ die fachspezifischen Bestsellerlisten. Und sie bestimmen bis heute – 15 Jahre danach! – Lernen und Lehren an der überwiegenden Mehrzahl der Akupunkturschulen landesweit.

„Syndrome“ sind strukturiert, einleuchtend, logisch – und vor allem ist dieses Wissen darüber abfragbar und prüfbar. Wie wunderbar lassen sich hierauf nun unsere westlichen Prüfungs- und Qualitätsnormen anwenden. Wie überzeugend können wir unserer westlichen (Fach-/Politik-) Öffentlichkeit klar machen, dass wir ernsthaft und logisch, somit Vertrauen erweckend in unseren Praxen behandeln und an den Schulen unterrichten.

Andreas A. Noll
Vorsitzender der AGTCM
E-Mail: noll@agtcm.de



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Naturheilpraxis 04/2005