Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Yi Lun Chinesische Medizin – aktuell

„Kraftvoll und froh ins hohe Alter“

– das Programm des diesjährigen Kongresses in Rothenburg wird einen Beitrag dazu leisten, dass in der Debatte um Schönheit und Falten, Testosteron und Silikon, Jugend und Jungbrunnen neue Akzente gesetzt werden. Vielleicht können wir unseren Patienten eine Vorstellung davon vermitteln, wie aus einem „Anti-Aging“ ein „Well-Aging“ wird, dass sie diese Lebenszeit ebenso bewusst ausschöpfen können wie jede andere auch: sowohl die Vorzüge genießen und als auch mit den Nachteilen umgehen können. Dabei können wir ihnen vielleicht helfen, basierend auf dem Wissen und Erfahrungen einer Heilkunde, die von jeher den Menschen als eingebunden betrachtet hat in der Kette seiner gesellschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen.

Ein uns a priori fremdes Heilsystem wie die chinesische Medizin kann auch den hiesigen Menschen dazu verhelfen, das Band des Lebens zwischen Jugend und Alter, Vorfahren und Nachkommen, Vergangenheit und Zukunft zumindest in neuem/altem Licht zu betrachten. Die Frage stellt sich natürlich, warum die Lösung für unsere Probleme so weit in der Ferne gesucht werden müssen. Aber dies ist zunächst aus unserer Sicht mehr als verständlich – stand doch der ferne Osten, der Orient, schon immer für all das, was wir in unserer occidentalen Welt vermissen.

„Ex oriente lux“ – das Licht kommt aus dem Orient – dieses Schlagwort spiegelt in seinem Verweis auf die aufgehende Sonne gleichzeitig den Beginn des Tages wie des Lebens, die Helligkeit nach der dunklen Nacht und den Beginn an sich wieder. Das Paradies wurde seit Jahrhunderten im unzugänglichen, durch Berge und Wüsten geschützten Osten lokalisiert, die Altäre wurden nach Osten hin ausgerichtet.1 Der tibetische Buddhismus übt eine gewaltige Anziehungskraft aus auf westliche Menschen, aus Asien stammende Embleme werden hemmungslos vermarktet, von den „Fünf Tibetern“ bis zu Fertigsuppen mit der Yin-Yang-Monade. Aus diesem allen resultiert eine Rezeption der asiatischen Kultur, die häufig genug nur noch wenig mit der originären Denkweise dort zu tun hat. Im Westen geschaffene, unserer Denk- und Erfahrungswelt angepasste Konstrukte – mit böswilliger Zunge könnte man sie Plagiate nennen, wenn sie nicht ebenso ihre Existenzberechtung als Erklärungs- und Supplementierungssysteme hätten – lenken dann durchaus auch polarisierende Aufmerksamkeit auf das Fremde und Exotische. So kann der Osten aus verschiedenen Gründen hilfreich sein – vielleicht in Ergänzung zu unserer westlichen Denkkultur aus der vorcartesianischen Zeit, vor der Dominanz kausalanalytischen Denkens und aufgeklärter 68er Rationalität.

Traditionell und klassisch

Anmerkungen
1 Orient (von oriri = aufgehen), die Seite des Sonnenaufganges. Die Sonne bringt Licht und Leben und wird somit auch zum Symbol für Christus, der sich selbst bezeichnet als „Licht der Welt“ (vgl. Joh 8,12).
2 Zur Vertiefung: www.derkanon.de

Andreas A. Noll
Vorsitzender der AGTCM
E-Mail: noll@agtcm.de

P.S. Bitte denken Sie daran – in Rothenburg findet am Donnerstag, den 4.5. die jährliche Mitgliederversammlung statt. Auf der Tagesordnung stehen u.a. die Neuwahlen für den/die 1.+ 2 Vorsitzende/n und den Vorstandsbereich Kongress. Weitere Informationen erhalten Sie im Mitgliederrundbrief, der Ihnen – falls Sie Mitglied der AGTCM sind! – zusammen mit dieser Ausgabe der „Naturheilpraxis“ zugeschickt wird!



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