Schmerz, Psyche und Homöopathie

von Jochen Schleimer

Im medizinischen Denken haben psychosomatische Überlegungen inzwischen einen festen Platz. Trotz erheblicher Mängel trägt der unter großen Kosten (ca. 2 Mrd. Euro) und Widerständen eingeführte ICD 10 dem veränderten Denken Rechnung.
Dabei ist aus dem Bewusstsein verloren gegangen, dass es außer der psychischen Bedingtheit körperlicher Erkrankungen auch den umgekehrten Weg gibt – die somato-psychische Erkrankung.

In der klassischen homöopathischen Literatur sind die Angaben dazu nur spärlich. Kents Tod (1916) fällt in die Frühzeit S. Freuds und überhaupt stand das Gedankengebäude der Homöopathie den Ideen der Romantik viel näher als dem 20. Jahrhundert. Ein Denken in psycho-somatischen Kategorien findet sich nur in Ansätzen (Hahnemanns Äußerungen zu den unterhaltenden Krankheitsursachen).

Schmerz hat primär einen alarmierenden, warnenden Charakter. Er veranlasst, dass sich der Körper schnell und gezielt von einer Gefahr fortbewegt, um einen größeren Schaden für den Organismus abzuwenden und sorgt im Krankheitsfall für ausreichende Schonung. Eine völlige Analgesie (z.B. durch Hypnose im Esdaile-Zustand erreichbar) ist daher (besonders bei akuten Schmerzen) kontraindiziert.

Nach geraumer Zeit – etwa nach 6 Wochen – verliert der Schmerz seine warnende Funktion und ändert auch seinen Charakter (z.B. “dumpf” statt “scharf”). Gleichzeitig kommt es zu einer Veränderung von Organen oder ganzen Organsystemen. Wipp nannte diesen Vorgang Inaffinimentation.

Aus dem Schmerz wird die Schmerzkrankheit.

Innerhalb der Dynamik der Inaffinimentation bestehen gewisse Regelmäßigkeiten:
Zuerst werden in der Regel die Organsysteme krankhaft verändert, die vom Entoderm abstammen, also im Wesentlichen die Verdauungsorgane betreffen. Es treten Störungen des Durstes und des Appetits, des Stuhlgangs und Wasserlassens auf. Gleichzeitig finden sich Veränderungen an den zum Verdauungstrakt gehörenden Organen wie Leber und Bauchspeicheldrüse (usw.).

Abdomen:
Leber und Lebergegend; Beschwerden der: 3 abies-c. abrot. Acon.
aegle-f. Aesc. Agar. agar-ph. all-c. Aloe Alum. Am.-m. anag. anders. ant-t.
Apoc. Arg-n. Am. Ars. ars-i. asaf. Aur. aur-ar. aur-i. aur-m. Bapt. bar-c.
Bell. benz-ac. Berb. boerh-d. brass-n-o. Bry. Bufo cadm-s Calc.
Calc-f. Calc-P. calc-sil. camph. Carb-v. Carbn-s. carbn-tm. Card-m.
cean. Cham. Chel. Chin. chion. chrystl. Cimx. cinnb. clem. Cocc. coenz-a.
Colch. Coll. Coloc. combr-r. Con. Corn. Croc. Crot-c. Crot-h. Cupr. cyna.
dig. Dol. dros. dulc. ferr. ferr-ar. ferr-p. Fl-ac. gels. Graph. grin. haru-ma. Hep.
Hydr. hypoes-t. Iod. Iris Kali-bi. kali-c. kali-i. kali-s. lac-d. Lach. lachn.
lact. Laur. Lept. luf-b. Lyc. mag-c. Mag-m. mang. Merc. merc-c.
microg-p. morg. morg-g. Morg-p. mur-ac. nat-ar. nat-c. Nat-m. nat-p. Nat-s.
Nit-ac. Nux-m. nux-v. oci-su. olib-sac. orot-ac. petr. Ph-ac. Phos. plat.
Plb. Podo. Prun. Psor. ptel. puls. ran-b. ran-s. raph. rhus-t. ruta sabad.
Sang. sel. Sep. sil. spig. sul-ac. sul-i. Sulph. tab. tarax. ther. tinas. verat.
Zinc.

2. Ordnung: Seelische und geistige Zufälle

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Literaturverzeichnis:
RADAR 8,1
Wipp, B.: Homöopathie in Neurologie und Psychiatrie, Haug Verlag

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Jochen Schleimer
Waltramstr. 3
81547 München



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