Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Die Vorteile der homöopathischen Therapie bei Schwangeren und Stillenden - Teil 2

Von Werner Dingler

Fall 3

Eine 38jährige, hochschwangere Patientin kam, nachdem sie bereits 4 Tage nach dem errechneten Entbindungstermin trotz Einnahme von Puls. und obwohl der Muttermund bereits 5 cm geöffnet war, keinen Blasensprung und ausreichende Wehen bekam, in die Praxis. Sie berichtete, dass sie am Vortag beim Gynäkologen gewesen sei, welcher sie nach gründlicher Untersuchung beruhigt habe, dass es keinen Grund zur Sorge gebe. Mit dem Kind sei alles in Ordnung. Er habe erklärt, wenn sich auch in den nächsten 48 Stunden keine Wehen zeigten, müsse die Geburt eingeleitet werden. Nun mache sie sich aber doch Sorgen, da sie bei der letzten Entbindung ebenfalls keine Wehen bekommen habe und nach Einleitung große Schmerzen aufgetreten seien. Sie habe auch deshalb Angst vor Komplikationen, da sie seit gestern Abend geschwollene Unterschenkel und Schamlippen habe, wobei die linke stärker geschwollen sei und sie darin auch Stiche verspüre. Seit ein paar Tagen spüre sie beim Gehen schon Oberschenkelkrämpfe. Das sei neu und beunruhige sie. Sie habe wenig Appetit und auch der Durst sei nicht vorhanden. Sie friere leicht und bevorzuge Wärme. (Rep. E)

In diesem Fall war offensichtlich ein anderes Medikament als Puls. homöopathisch indiziert, welches häufig bei ungenügender Wehentätigkeit gegeben wird und auch oftmals die zu schwachen Wehen verbessert. Nach gründlicher Vergleichung der geschilderten Beschwerden und Überlegung (s. auch obige Repertorisation), fand ich in Kali-c., welches mit Puls. eine gewisse Verwandtschaft aufweist und im Gegensatz zu Puls. die Wärme liebt, dabei ebenfalls durstlos ist, zu ödematösen Schwellungen neigt und Stiche bei der Arzneimittelprüfung hervorgerufen hat, für den vorliegenden Fall das geeignetste Heilmittel.

Verordnung: Kali-c. Q6 3 Trpf. in 100 ml H2O, davon 3 x 1/2 Messl./die, bei Bedarf Dosissteigerung auf 5 Trpf. 1-1 1/2 Messl.

Therapieverlauf:
Nach dreimaliger Einnahme der Kali-c.-Tropfen bekam die Patientin richtige Wehen, um 3 Uhr nachts ging sie ins Krankenhaus. Noch auf dem Weg zum Kreissaal erfolgte der Blasensprung und um 8:20 Uhr war die Geburt komplikationslos beendet. Es sei entgegen ihrer Befürchtungen alles gut gegangen, berichtete mir die glückliche Patientin einige Tage später. Auch das Stillen klappe problemlos. Nur habe die Ärztin in der Klinik eine linksseitige Inguinalhernie diagnostiziert. Sie wollte wissen, ob ich ihr da auch helfen könne, da sie vor einer Operation Angst habe. Sechs Wochen nach der Entbindung kam die Patientin dann wegen dieser linksseitigen Hernie in die Sprechstunde. Bei der Untersuchung entdeckte ich mehrere blaue Flecken (Ecchymosen), welche sie unerklärlicherweise an mehreren Stellen ihres Körper aufwies. Sie sagte, dass ihr diese in letzter Zeit auch schon aufgefallen seien. Wegen der Hernie, ihrem Frieren sowie dieser blauen Flecken gab ich der Patientin eine Gabe Nux-v. C200. Bei der zwei Monate später beim Arzt stattgefunden Nachuntersuchung war keine Hernie mehr festzustellen. Trotzdem gab ich der Patientin als antipsorisches Heilmittel noch eine Gabe Phos. C200 hinterher, welches ich auf Grund einer umfangreichen Anamnese und der dabei festgestellten Symptome (Schwindel beim nach oben Sehen, allgemeiner Ängstlichkeit, besonders vor Unglück und um ihre Gesundheit sowie stark blutender Wunden) noch für sinnvoll hielt. Auch diese Patientin ist seither gesund geblieben.

Der Artikel wird in der nächsten Ausgabe fortgesetzt mit Fall 6

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Literaturangaben:
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, 5. Aufl. Heidelberg. 1987.
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, 6. Aufl. Heidelberg. 1996.
Hahnemann, Samuel: Die chronischen Krankheiten (CK), Heidelberg. 1979.
Kennt, James T.: Repertorium der homöopathischen Arzneimittel, 13. Aufl., Heidelberg. 1993.
PC-Repertorisationsprogramm Com Rep ML (Dipl. Ing. Franz Simbürger, Eching).

Anschrift des Verfassers:
Werner Dingler
Schottenstr. 75
D-78462 Konstanz



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