FACHFORUM

Es wird bitter für die Keime....

Mit alten Lebenselixieren der Ansteckung vorbeugen

von Michaela Girsch

Mit der kalten, feuchten Witterung steigt die Wahrscheinlichkeit, sich eine Erkältung einzufangen, es gibt jedoch traditionellen Heilpflanzenzubereitungen mit denen man sich effektiv vor Ansteckung schützen kann.

Dafür lohnt es sich, einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen. Viele der populärsten Heilpflanzenmixturen stammen aus der Zeit, als die Pest in Europa wütete. Fast ein Drittel der Bevölkerung wurde in der großen Pestpandemie von 1347 – 1352 dahingerafft. Ohne eine Vorstellung vom Weg der Ansteckung zu haben, konnte die Pest sich ungehindert ausbreiten. Noch im 15. Jahrhundert durchzog die Pest in immer wiederkehrenden Wellen das Land. In dieser Zeit begannen die Städte, sich zur Wehr zu setzen. Die Stadt Basel erließ ein Seuchengesetz, das allen von Beulenpest, Lungenschwindsucht, Epilepsie, Krätze, Antoniusfeuer und Milzbrand befallenen Personen verbot, ihren Mitbürgern Nahrungsmittel anzubieten.

In Italien begann man im 15. Jahrhundert Pestlazarette einzurichten, Venedig war die erste Stadt, die ein eigenes Spital für Pestkranke errichtete, um die Kranken zu isolieren. Die letzten Pestepidemien in Europa wüteten Anfang des 18. Jahrhunderts in Mittel- und Südeuropa. Besonders die Hafenstädte waren von den Epidemien betroffen.

Die Pest war zwar die vernichtendste Seuche, aber nicht die einzige. Durch die hygienischen Bedingungen in den durch die Industrialisierung entstehenden Städten Europas waren die Seuchen insgesamt an der Tagesordnung. Choleraepidemien, Typhus, Lepra, Tuberkulose – es war nicht einfach gesund zu bleiben.

In dieser Situation kursierten im Volk teure “Geheimmittel”, die gegen alle Krankheiten und Ansteckung helfen sollten. Die Zusammensetzung wurde von den Herstellern streng geheim gehalten.

Das bedeutendste dieser “Allheilmittel” war der Theriak. Der Theriak genoss bereits seit langer Zeit ein hohes Ansehen. Etwa um das Jahr 60 wurde er durch den Leibarzt Kaiser Neros, Andromachus, erstmals kreiert. Weil in der damaligen Zeit Krankheiten als Vergiftungserscheinungen des Körpers angesehen wurden, war man bemüht diese durch Gegengiftrezepturen zu heilen. Man verwendete unter anderem Fleisch von giftigen Schlangen, z.B. der Viper, mit der Idee, damit ein Antidot zur Vergiftung der Körpersäfte zur Verfügung zu haben. Im Laufe der Zeit erfuhr das Rezept zahlreiche Veränderungen, im echten Theriak musste jedoch stets Schlangenfleisch enthalten sein. Eine weitere Substanz kam schließlich dazu: das Opium.

Zu dieser Grundmischung wurden immer mehr Bestandteile hinzugefügt; in einem Arzneibuch von 1737 sollen 388 Zutaten aufgeführt sein. Wegen seiner teilweise seltenen und kostbaren Zusammensetzung war das Präparat teuer und wurde häufig gefälscht. Deshalb musste der Theriak mancherorts öffentlich zubereitet werden, das letzte Mal fand in Deutschland die öffentliche Zubereitung 1754 in Nürnberg statt..

Anschrift der Verfasserin:
Michaela Girsch
Kapellenfeld 18
79291 Merdingen


weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 03/2005

Naturheilpraxis 03/2005