FACHFORUM

Atemtherapie – der uralte Weg zur Stärkung der Selbstheilungskräfte

von Dagmar und Hanspeter Dvorak

1. Zur Entwicklung der Atemtherapie

Gesundheitsmessen und Zukunftskongresse ziehen immer mehr Menschen an, die spüren, wir sind alle gefordert, Sinn und Ausrichtung unseres Lebens zu prüfen. Die nahezu überall spürbare Instabilität, rasche und grundlegende Umweltveränderungen, spiegelt sich natürlich auch in der gegenwärtigen Krise des Gesundheitswesens.

In der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisaton zur Gesundheitsförderung wird das Problem schlicht aber treffend formuliert:

„Gesundheit entsteht oder vergeht im Alltag – dort, wo die Menschen leben, lieben, arbeiten und spielen“.

So gilt es wohl, unsere alltäglichen Gewohnheiten und Lebensbedingungen zu prüfen, und so zu gestalten, dass sie gesundheitsförderlich sind. Technisch-naturwissenschaftlicher Fortschritt ist nicht automatisch mit Gesundheitsförderung verbunden. Zweifelsfrei dient er aber dort der Gesundheit, wo er uns – vom westlich-wissenschaftlichen Denken geprägten Menschen – den Beweis liefert, dass altbewährte Methoden der Naturheilkunde gleich gut oder besser wirken können als mit Nebenwirkungen behaftete Medikamente oder neue, teure Geräte. Die moderne Computertechnik ermöglicht z.B. sogenannte bildgebende Verfahren, mit denen die Wirksamkeit der Akupunktur auf Schmerzzentren im Gehirn sichtbar nachgewiesen werden kann. Mit modernster Technik lässt sich die Wirksamkeit uralter Heilmethoden heute exakt beweisen. Da solche überzeugenden Beweis bisher fehlten, wurden diese Heilmethoden leider häufig ignoriert. Akupunktur wird heute zunehmend anerkannt. Die Atemtherapie, ebenfalls eine uralte Heilmethode, beginnt allerdings erst langsam aus einem Schattendasein heraus zu treten. Gestützt auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse legte der Neurologe und Mitbegründer von „Ärzte ohne Grenzen“, David Servan-Schreiber, ein wegweisendes Buch (deutsche Ausgabe 2004) vor, in dem er sieben Methoden zur Therapie psychosomatischer Erkrankungen beschreibt, die er nicht an der Universität erlernte und bei denen es sich weder um Medikamente noch um Psychoanalyse handelt. Jeder der sieben vorgestellte Ansätze nutzt,so Servan Schreiber (S. 14) wörtlich: „Mechanismen der Selbstheilung, die im Geist und im menschlichen Gehirn angelegt sind.“

Leider geht auch Servan-Schreiber auf die Atembehandlung nur relativ kurz ein, die er zur Stabilisierung des autonomen Nervensystems (das Gleichgewicht Sympathikus/Parasymathikus) zusammen mit Meditations- und Entspannungsübungen empfiehlt.

Die Atemtherapie, deren Ursprünge im Orient und in Asien schon über 4000 Jahre zurückliegen, war früher weit verbreitet und – wie altägyptische Grabinschriften belegen – offenbar erheblich bekannter und angesehener als heute. Noch im Mittelalter galt sie z.B. Paracelsus als wichtige Methode, die von innen heilt.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland eine bemerkenswerte Wiederbelebung der Atemarbeit durch den Arzt Johannes Ludwig Schmitt. Im Vorwort zu seinem grundlegenden und heute noch aktuellen Lehrbuch „Atemheilkunst“ schreibt er, dass die Zeit gekommen scheint, wo sich alte Weisheit und Forschungsergebnisse der Wissenschaft im Bild der Atmung vereinen. Schmitt bekennt zudem, dass er als Arzt keine Heilform kennt, .“die wie die Atemheilkunst dem Menschen die königliche Würde zutiefst wirksamer Selbsthilfe schenkt“.

Herta Richter, eine Schülerin von Schmitt, die – wie ihr Lehrer – München als Arbeitsort wählte, vereint in ihrer Ausbildungsstätte „Atemhaus München“ den Ansatz von Schmitt mit dem eines ebenfalls bedeutsamen Pioniers der Atemlehre, Cornelius Veening. Als Sänger entwickelte Veening, aufbauend auf bestehender Stimmarbeit, auch eine Verbindung zur Persönlichkeitspsychologie von C.G. Jung. So entstand eine Atemarbeit, die natur- und geisteswissenschaftliches Denken vereint und den Menschen in seiner Ganzheit begreift.

2. Atmung, Haltung und Entspannung

3.Gesundheits- und Persönlichkeitsförderung durch Atemtherapie

4. Atemarbeit stärkt die Selbstheilungskräfte

5. Praxis der Atemtherapie

6. Integration der Atemarbeit in das Konzept der Gesundheitsförderung

7. Fazit und Ausblick

Weiterführende Literatur:
Antonovsky, A. (1979): Health, Stress and Coping: New Perspectives on Mental and Physicall Well-Beeing. San Francisco.
Erb, G. (1998): Befrage Deinen Atem. Psychologie heute. 25. Jg. (11) S. 58 – 63.
Fischer, K. & E. Emmann-Huber (1999): Der bewusste zugelassene Atem – Theorie und Praxis der Atemlehre. – Urban u. Fischer, München.
Middendorf, I. (1995): Der erfahrbare Atem- Eine Atemlehre. Junfermann-Verlag, Paderborn.
Neubeck, K. (2000): Psychosomatik des Atems. Haag u. Herchen, Frankfurt a.M.
Rufer, R. (1995): Lebendig im Atem. – Selbsterfahrung und Therapie durch Atemarbeit. – Walter-Verlag, Düsseldorf.
Schmitt, J.L.(1960): Atemheilkunst. Humata, Bern.
Servan-Schreiber, D. (2004): Die neue Medizin der Emotionen – Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohne Medikamente – . Verlag Antje Kunstmann, München.
Tulku, T. (Neuaufl. 2003): Selbstheilung durch Entspannung. Scherz, München.

Anschrift der Verfasser:
Dagmar und Hanspeter Dvorak
Valentin-Kindlin-Str. 15
86899 Landsberg / Lech



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