Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Ein nicht so klarer Fall mit glücklicher Lösung

Von Bernd Dankert

Bei der Suche nach interessanten Fällen, die mit Causticum geheilt werden konnten, stieß ich in der AHZ von 1955 auf einen Fall von Dr. K. Wiener. Wie so oft beim Studium älterer Kasuistiken erstaunte mich die prompte Heilwirkung – in diesem Fall die Heilung eines chronischen, generalisierten Ekzems, und das mit einem Heilmittel, an welches wir bei einem Ekzem nicht in erster Linie denken. Nun eignen sich solche Fälle als Lehrfälle ja nur, wenn sie auch nachvollziehbar sind, d.h. wenn wir es als Leser nicht nur beim Staunen bewenden lassen, sondern auch den Weg zum Heilmittel nachzeichnen und nachvollziehen können.

Hier zunächst die Fallbeschreibung:

“Ein älterer Druckereibesitzer zeigt mir seine Arme. Solch ein kleiiges Ekzem habe ich seither nicht wieder gesehen. Als der Mann seine Hosen herunterlässt, glaube ich, in ein Schneegestöber geraten zu sein. Wieviel Salben er verschmiert hatte, wusste er nicht mehr. Dann hatte er von einem homöopathischen Kollegen Arsen D 4 und, weil das nicht zog, Graphit D 6 erhalten. Ohne Erfolg. Der Patient war in unserer Materie nicht unbewandert. Er sprach von seiner katarrhalischen Anfälligkeit im Winter, von rheumatischen Beschwerden zur gleichen Zeit, von gelegentlichen Schwindelzuständen, vom oft erfolglosen Stuhldrang, auch von einer Analfistel, die ihm hin und wieder zu schaffen gemacht hatte. Gemeinsam nahmen wir alle diese Spuren auf, wie zwei Detektive. Wir wälzten den Stauffer, wir landeten bei Dahlkes Repertorium. Warum auch nicht? Schlägt doch jeder vernünftige Mensch auch mal im Duden oder im Brockhaus nach. Und wir fanden sein Mittel. Es war Causticum. Dieses seltsame Gemisch aus gelöschtem Kalk und schwefelsaurem Kali, das manchen Widerspruch erfahren hat, wohl weil es nicht immer liebevoll genug studiert worden ist. Ich möchte es bei bestimmten Lähmungen nicht missen. Und wir einigten uns auf die C 30.

Der Erfolg war so phantastisch wie das Ekzem. Von Mal zu Mal wurde dieses äußere Symptom eines inneren allgemeinen Krankheitszustandes geringer, die Hitze verlor sich und die juckende Rötung, die Abschuppung verschwand.”

Soweit die Fallschilderung des verehrten Kollegen. Ungeachtet der eifrigen Mitarbeit des Patienten bei der Symptomen- und Mittelfindung bleibt man als Leser dieses Falles angesichts der äußerst dürftigen Symptomatik doch ziemlich ratlos zurück.

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Literatur:
1 Allgemeine homöopathische Zeitung, Bd. 200, Seite 23, Leipzig 1955, Hrsg. E. Assmannn-Dresden
2 Kents Repertorium, Band 1-3, Heidelberg 1991

Repertorisation erfolgte mit Computersystem ComRep ML Kent- und Complete-Repertorium, Dipl.-Ing. F. Simbürger, Eching

Anschrift des Verfassers:
Bernd Dankert
Pfarrhofstr. 6
88662 Überlingen



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