Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Zwei große Studien belegen, dass Akupunktur wirkt

Stellungnahme von Birgit Ziegler und Helmut Magel

“Akupunktur lindert Rücken- und Knieschmerzen deutlich besser als die Standardtherapie. Das ist das wichtigste Ergebnis aus zwei neuen Untersuchungen im Rahmen der Deutscher Akupunktur-Studie (gerac), meldet Focus am 22.10.04.

Weigerte sich der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen im Jahr 2000 noch, die Akupunktur zur normalen Kassenleistung zu machen, weil “die Wirksamkeit nicht wissenschaftlich bewiesen” war, so liegt jetzt der “wissenschaftliche” Beweis vor: Akupunktur wirkt.

Akupunktur ist langfristig wirksamer bei der Behandlung chronischer Kreuz- und Knieschmerz als eine leitlinienorientierte konservative schulmedizinische Standardtherapie mit Medikamenten und Krankengymnastik.

An den Studien nahmen jeweils rund 1000 Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen und Kniegelenkverschleiß teil. Sie wurden per Los in drei Gruppen eingeteilt. Die erste erhielt eine konventionelle Behandlung mit Schmerzmitteln, Spritzen oder Krankengymnastik. Die zweite bekam zehn bis 15 Akupunktursitzungen nach dem, was die Studie als Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bezeichnet. Die dritte Gruppe wurde mit der so genannten Sham- bzw. Simulations-Akupunktur behandelt, bei der die Nadeln an “Nicht-Akupunkturpunkten” gesetzt werden. Die Patienten erfuhren nicht, ob sie die „echte“ oder die „Sham“-Akupunktur erhielten.

Knapp 48 Prozent der mit traditioneller chinesischen Akupunktur behandelten Kreuzschmerz-Probanden gaben an, weniger Schmerzen zu spüren und eine Funktionsverbesserung zu erkennen. Bei der Sham-Akupunktur waren es mehr als 44 Prozent. Die schulmedizinische Standardtherapie empfanden nur rund 27 Prozent der Patienten als Besserung. Nach der Akupunktur brauchten die Schmerzpatienten im Nachuntersuchungszeitraum von sechs Monaten weniger Medikamente oder andere Schmerztherapien als die Patienten mit Standardtherapie. Entsprechend positive Ergebnisse für die Akupunktur brachte auch die Knieschmerz-Studie.

Im Vordergrund der vieler Reaktionen steht nicht der Erfolg der Akupunktur, sondern dass die Auswahl der Akupunkturpunkte und die Stichtechnik keinen wesentlichen Einfluss auf die Schmerzlinderung habe.

Dabei wird von der irrigen Meinung ausgegangen, Akupunkturnadeln müssten dort gesetzt werden, wo der Schmerz auftritt. Die Kunst der Akupunktur bestand immer schon darin, die Möglichkeiten des Meridian-Netzes zu nutzen. Einerseits beeinflussen Akupunkturpunkte, die vom Schmerzgebiet entfernt liegen, auftretenden Schmerz wirkungsvoll. Andererseits gibt es Akupunkturpunkte mit der spezifischen Wirkung, bestimmte Schmerzen zu lindern, und darüberhinaus sogenannte Ah-Shi-Punkte, die im oder um das Schmerzgebiet herum liegen.

Die “Sham”-Akupunktur wurde von Ärzten vorgenommen, die eine (wenn auch meist nicht sehr umfangreiche) Ausbildung in Akupunktur haben. Sie setzten die Nadeln an definierten Punkten in den gleichen schmerzhaften Körperregionen, aber eben nicht in die festgelegten Akupunkturpunkte. Es wurde also gerade nicht “irgendwohin” gestochen, sondern die für die Sham-Akupunktur definierten Punkte lagen teilweise nur Zentimeter entfernt und gehörten insofern zumeist zu den Ah-Shi-Punkten. Der Schluss, es sei “egal, wo der Therapeut hinsticht “ (DER SPIEGEL 44/2004), ist Unsinn, weil eben keineswegs “irgendwo” hin gestochen wurde.

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Birgit Ziegler, 2. Vorsitzende der AGTCM
Helmut Magel, Schulleiter des Ausbildungszentrum West



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Naturheilpraxis 12/2004