Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Hervorbringungszyklus der 5 Tugenden WU CHANG / WU DE

von Christina Mildt

„Die Achtsamkeit des Herzens ist die Essenz unserer Arbeit“

Dem Artikel möchte ich voranstellen, dass es um Tatsachen geht, die jedem geläufig sind und für unsere Arbeit vorausgesetzt werden. Meine Motivation des Schreibens war, mir selber über dieses Thema Gedanken zu machen. Der damit verbundene ganz persönliche Anteil ist die Kombination mit Werten der buddhistischen Philosophie, die ein Erarbeiten und Vertiefen unserer Qualitäten ermöglichen. Vorangestellt werden muss auch, dass wir natürlich auch unseren täglichen existenziellen Arbeitsalltag zu bewältigen haben, aber uns gerade deshalb auf die Essenz unserer Arbeit besinnen können. Davon handelt der Artikel.

„Die Absichtslosigkeit des Herzens ist die Grundlage von Harmonie und fließender Energie.“(1)

Seit Beginn meiner Studienzeit an hat mich immer interessiert, w i e jemand etwas macht. Mein Blick war auf die Person, ihre möglichen Beweggründe und Qualitäten gerichtet.

Seit 15 Jahren arbeite ich jetzt in eigener Praxis, habe viele Fortbildungen absolviert, selbst auch unterrichtet und an Kongressen teilgenommen. Neben den beruflich wichtigen und sinnvollen Weiterbildungen hat mir aber immer etwas gefehlt: Der Blick auf uns selber, auf uns Behandler. Nicht nur, welche Punktkombinationen wir noch lernen können, welche Behandlungsart es zu integrieren gilt, sondern: Was macht unsere innere Qualität aus?

Bringt „die Akupunkturnadel die Heilung“ – oder heilt der Mensch den Menschen? (Neben dem Was heilt? beinhaltet das die Fragen:Was ist Gesundheit – was ist Krankheit?) Oder heilt sogar der Mensch sich selbst?

Mit allem Wissen über unser Arbeitsgebiet ist es unsere zentrale Motivation dem Patienten zu helfen. Aber wer sind wir, welche Qualitäten können wir vorleben, welche heilenden erhellenden Worte aus unserem Herzen können wir für den jeweiligen Patienten formulieren?
Für mich bedeutet das, mich nicht über oder unter dem Pattienten. Somit ist jeder Mensch einzigartig und neu. Jedwede Routine würde diese Sichtweise untergraben. Auf dieser Grundlage ergeben sich folgende Überlegungen:

1. Bei der Behandlung das Beste geben.
2. Daneben aber auch den Patienten nach besten Kräften unterstützen, die Not wenden. Das bedeutet genauer wahrnehmen lernen, hinsehen, die Bedürfnisse der Menschen erkennen. Uns selber und unsere Arbeit als Angebot für den Patienten sehen. Sonst besteht die Gefahr der Manipulation selbst bei aller guten Absicht. Die Freiheit des Individuums respektieren, für sich zu entscheiden. Das beinhaltet, keine Grenzen zu verletzen, sondern in der Behandlungssituation klar bleiben. Die Qualität der Achtsamkeit ist in unserer Arbeit unverzichtbar auf der Grundlage von Empathie, der herzlichen Hinwendung zum Menschen. Gegenseitiger Respekt in der Begegnung und aus unserer Lebenserfahrung gewonnenes Mitgefühl für das Leid des anderen.
Ebenso, wie wir Teil der 5 Wandlungsphasen sind und deren Gesetzmäßigkeit auch in uns lebt, so leben auch die 5 Tugenden in uns, die für unser Zusammenleben wichtig sind:

Kontrollzyklus der 5 Tugenden

WU CHANG / WU DE

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Quellen:
1. Chr. Mildt: Gedichte, aus dem Zyklus gemalter „Schattenbilder“, unveröffentlicht, 1985.
2. U. Lorenzen: Ethik in der chinesischen Medizin, Naturheilpraxis, 8/2000, S.2.
3. Ebenda, S.3
4. Larre/de la Vallée: Die Bewegungen des Herzens; Übersetzung von J. Weber-Bluhm, Verlag Müller & Steinicke, München 2002, S.58
5. Ebenda, Rückseite des Buchumschlags
6) Barbara Ann Brannen: Lichtarbeit. Übersetzung von G. Kuby, Goldmann Taschenbuch, 1998
7) Gyalse Thogme Sangpo: Die 37 Übungen des Bodhisattvas. Übersetzung aus dem Tibetischen von A. und W. Bruns, Benchen Phuntschok Ling e.V., 2002
8) Anton Stangl: Heilen aus geistiger Kraft, ECON Taschenbuch, 3. Auflage 1986. S. 81 ff
9. Thich Nhat Hanh: Ärger, Arakana Verlag, Goldmann 2002, S. 20ff
10.Lama Ole Nydal, Die Störgefühle – Quellen der Weisheit, in „Wie die Dinge sind“, Teil 2, 2. überarbeitete Fassung, aus Kagyü Life No. 14, Dez 1994
11.Sun Si Miao, Die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit der großen Ärzte, in: P. Unschuld, Medizin und Ethik, Wiesbaden 1975, S. 20, U. Lorenzen, ebenda, S. 3

Anschrift der Verfasserin:
Christina Mildt
Heilpraktikerin
Uhlandstr. 129
10717 Berlin
E-Mail: mildt1@compuserve.de



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