FACHFORUM

Über Bitterstoffe

von Wolfram Herzog, Josef Karl und B. Deipenbrock

Das bittere Los der Bitterstoffe

Warum traut man ihnen nur noch so wenig zu?

Immer wieder bewundern wir das Wissen und die Fähigkeiten unserer therapeutischen Vorfahren. Wir stehen staunend vor allem, was schon in der Antike über heilende Pflanzen bekannt war und niedergeschrieben wurde. „Die Kraft des Körpers liegt in den Säften der Kräutern“, schrieb vor über 5700 Jahren der chinesische Kaiser und Arzt Shin-Nong. Die Rezeptesammlung „Papyrus Ebers“ ist etwa 3500 Jahre alt. Das römische Weltreich hatte im 1. Jh. den Generalstabsarzt Dioscurides, dessen Abhandlungen über Heilpflanzen bis ins 18. Jh. offizielle Lehrwerke an den europäischen Universitäten waren. Oder denken wir an die Texte aus der mittelalterlichen Klostermedizin, die auch durch Hildegard von Bingen repräsentiert wird. In der uns näheren Vergangenheit haben Christoph Wilhelm Hufeland (zeitweilig Hausarzt von Goethe) und auch Sebastian Kneipp Phytotherapie betrieben, die wir nur ehrfürchtig bestaunen können.

Wir bewundern deren Werke nicht etwa nur, weil sie alt sind. Natürlich wird es manchen erfreuen, alte Texte zu lesen und dabei zu denken: „Schau an, was die damals schon wußten.“ Das mag recht vergnüglich sein. Das ist auch in Ordnung. Vor allem aber können wir an den Schriften unserer beruflichen Ahnen erkennen, wie viel altes Heilwissen verloren gegangen ist und heute überhaupt nicht mehr beachtet wird.

Über Bitterstoffe“ ist ein Fachbericht dreier kenntnisreicher Autoren, der sozusagen als Hommage an eine bekannte komplexhomöopathische Kombination, die ventri-loges-N Tropfen und deren Hersteller, die Firma Dr. W. Loges & Co. GmbH, gedacht ist. Seit über 40 Jahren stellt diese Firma phyto- und komplexhomöopathische Arzneien her. Eine Würdigung der Bitterstoffe bot sich an, da ventri-loges N drei wichtige monographierte Arzneipflanzen aus diesem Bereich enthält, nämlich Enzian, Wermut und Kalmus, was die gute Wirksamkeit des Mittels erklärt.
Die Autoren möchten sich mit diesem Beitrag für die 40 Jahre Herstellung wirksamer Arzneimittel bedanken, für die Treue zur Naturheilkunde und dem Berufsstand der Heilpraktiker und möchten dieses mit dem Wunsch für eine gute Zukunft verbinden.
Kollege Wolfram Herzog als Kenner der Arzneihistorie und insbesondere der Hildegard-Medizin macht den Anfang. Josef Karl gibt eine Übersicht über die Bitterstoffe allgemein, ihre Pharmakologie und Pharmazie. Kollege B. Deipenbrock stellt die Bitterstoffe in der Spirituosen- und Likörherstellung kurz vor mit einer Zusammenfassung „Bitterstoffhaltige Pflanzen und deren Gebrauch in Pharmazie und Küche“.
Die Autoren wünschen sich, daß sich die Kollegenschaft mit diesem Aufmerksamkeitspunkt an die Bedeutung der Bitterstoffdrogen in der Praxis erinnert und diese in der Therapie nicht vergessen möge.
– Red. –

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Quellen
(1) Karl, Josef: Neue Therapiekonzepte für die Praxis der Naturheilkunde, München 1995
(2) Willfort, Richard: Gesundheit durch Heilkräuter, Linz 1959
(3) Kneipp, Sebastian: Meine Wasserkur, Kempten 1886
(4) Lonicerus, Adamus: Kreuterbuch, Frankfurt 1679
(5) Hildegard von Bingen: Heilkraft der Natur (Physica), Übersetzung M.-L. Portmann, Augsburg 1991
(6) Dioscurides, Pedacius: Kräuterbuch, bearbeitet von Petrus Uffenbach, Frankfurt 1610

Anschrift des Verfassers:
Wolfram Herzog
Heilpraktiker
Solberg Allee 35, 74821 Mosbach
Tel. 06261 / 89 19 54
Fax 06261 / 89 19 65



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