Horchen nach Innen

Ganzheitliche Pflanzenheilkunde in der Tinnitustherapie

von Anne Lohmann

In der klinischen Behandlung von Ohrgeräuschen steht die somatische Ebene des Krankheitsbildes im Vordergrund. Von besonderem Interesse sind die Auslösefaktoren sowie eine Innenohrtherapie im Sinne der Durchblutungsförderung. Ein akut auftretender Tinnitus ist heilbar, wenn die Betroffenen in den ersten Stunden und Tagen mit durchblutungsverbessernden Präparaten behandelt werden. Auch Ursachen wie ein Ohrschmalzpfropf, Fremdkörper im äußeren Gehörgang, Trommelfellverletzungen, Kreislauferkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion, Nebenwirkungen von Medikamenten oder Intoxikationen durch Blei, Kohlenmonoxid und Quecksilber können das Symptom Tinnitus nach sich ziehen. Wird die Grunderkrankung behandelt, bildet sich auch das Ohrgeräusch zurück.

Jedoch liegt bei den meisten Patienten, die wegen Tinnitus eine Naturheilpraxis aufsuchen, keine dieser offensichtlich und meist gut zu behandelnden Ursachen vor.

Die Krankheit ist „idiopathisch“. Manchmal läßt sich in der Anamnese eine akute Lärmbelastung als Auslöser feststellen, aber auch das ist nicht immer der Fall.

Es ist hinlänglich bekannt, daß Tinnitus bei vielen Patienten ein Streßindikator ist.

Klußmann schreibt in seiner Psychosomatischen Medizin: „Ohrgeräusche gehören zu den häufigsten Mißempfindungen auf dem Boden von Beziehungsschwierigkeiten und individuellen Streßsituationen.“ In Deutschland leiden etwa eine Million Menschen ständig unter diesem Symptom. Eine Vorbeugung ist nach derzeitigem Wissensstand kaum möglich. Wohl ist es sinnvoll, potentielle Lärmschädigungen zu vermeiden und im Vorfeld für ein ausgeglichenes Alltagsleben zu sorgen? Aber wer denkt schon an einen Tinnitus, wenn er noch nie unter Ohrgeräuschen litt? Und ein ausgeglichenes Alltagsleben bleibt angesichts der Belastungen in Beruf und Familie für viele ein Ziel, das in unerreichbarer Ferne liegt.

Der kleine Mann im Ohr

Dynamisierte Urtinkturen: Eine psycho-somatische Therapie

Ginkgo

Avena sativa

Chamomilla

Lavandula

Ein Beispiel

Eine 18-jährige Patientin litt nach einem Hörsturz seit 3 Monaten an linksseitigem Tinnitus. Vorbelastung durch lautes Walkman-Hören und häufige Diskothekenbesuche war gegeben. Der Hörsturz war aufgetreten im Rahmen eines Konfliktes zwischen den getrennt lebenden Eltern über den weiteren beruflichen Werdegang der Tochter nach dem Abitur. Die Intensität des Geräusches war deutlich streßabhängig, der Pfeifton verstärkte sich z.B. während der Vorklausuren vor dem Abitur und durch laute Musik. Die akute Tinnitus-Therapie mittels ambulanter Infusionen beim HNO-Arzt hatte noch keine ausreichende Verbesserung erzielt. Die Patientin bekam über einen Zeitraum von 3 Monaten ALCEA Ginkgo Dryopteris comp.. Über ihren HNO-Arzt erhielt sie speziellen Hörschutz, der lärmabweisend, aber sprachdurchlässig war. So konnte sie die für sie psychosozial wichtige Anbindung an ihre Altersgruppe bei Feten und Diskoveranstaltungen beibehalten. Es wurde neben der Phytotherapie mit Reflexzonentherapie und Entspannungsverfahren gearbeitet. In deutlicher Korrelation zur Regelmäßigkeit der Einnahme von ALCEA Ginkgo Dryopteris comp. war ein Rückgang des Tinnitus bis zur Symptomlosigkeit zu verzeichnen. In Sachen des beruflichen Werdegangs erfolgte gegen den Willen des Vaters eine Entscheidung für eine Ausbildung und gegen ein Studium, was aber von der Tochter als gegenwärtig ihr gemäßeste Entscheidung vor ihm vertreten werden konnte. Ein gelegentliches Wiederauftreten des Ohrgeräusches lernte die Patientin als Indikator für physischen oder emotionalen Streß zu verstehen und zu achten.

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Literatur:
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau (Schweiz) 2002
Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002
Rudolf Fritz Weiß: Lehrbuch der Phytotherapie. Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1991
Rudolf Klußmann: Psychosomatische Medizin. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 1998
Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol. Bertelsmann, München 2002

Anschrift der Verfasserin:
Anne Lohmann
Heilpraktikerin
Brüderweg 149
57074 Siegen



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Naturheilpraxis 11/2004