Tinnitus – eine (un) bekannte Krankheit

von Bärbel Tschech und Claus Jahn

Obwohl bereits im Altertum bekannt, scheint der Tinnitus aurium, was nichts anderes bedeutet als „Ohrgeräusche“, zu einer Modekrankheit geworden zu sein. Modekrankheit, weil er derzeit nicht nur in aller Munde, sondern auch in immer mehr Ohren ist. Eine der Ursachen dafür, dass Tinnitus zunehmend an Bedeutung gewinnt ist die, dass Patienten, die sich über Tinnitus beklagten, früher oftmals nicht ernst genommen wurden, weil der so genannte subjektive Tinnitus nur vom Patienten selbst empfunden werden kann.

Anders verhält es sich bei Ohrgeräuschen, für die es körpereigene physikalische Schallquellen gibt und die daher durch Auskultation erkannt werden können. Diese bezeichnet man als objektiven Tinnitus.
Des Weiteren trägt der Lebensstil unserer modernen Gesellschaft (v.a. Lärm aber auch Stress) dazu bei, dass sich der Tinnitus immer weiter ausprägt und man deshalb von einer Zivilisationskrankheit sprechen kann. Etwa 3 Millionen Bundesbürger leiden unter einem chronischen Ohrgeräusch, etwa jeder Vierte von ihnen so stark, dass es das Leben über weite Strecken stark beeinträchtigt.

Nach dem Zeitverlauf unterscheidet man akuten (< 3 Monate), subchronischen und chronischen (> 1 Jahr) Tinnitus.
Die Forschung zur Entstehung und Therapie des Tinnitus steckt noch in den Kinderschuhen. Sicher ist, dass es nicht „den“ Tinnitus gibt, sondern dass Tinnitus viele Entstehungsmechanismen haben kann. Dementsprechend kann man das, was die moderne Tinnitusforschung bisher herausgefunden hat, wohl auch nur als kleine Mosaiksteinchen eines riesigen und komplexen Systems ansehen. Es bestehen viele Theorien zur Tinnitusentstehung nebeneinander, immer neue Einflussfaktoren werden entdeckt und damit natürlich auch neue Therapieansätze dieses enorm therapieresistenten Beschwerdebildes gefunden.

Da das Auftreten der Ohrgeräusche häufig mit Schäden am Hörorgan einhergeht, hat man lange Zeit hier die Ursachen für Tinnitus gesucht. Es wird auch häufig beobachtet, dass Patienten mit einem tonalen Tinnitus (=Ohrgeräusch einer ganz bestimmten, gleich bleibenden Frequenz) gerade in diesem Frequenzbereich schwerhörig sind.

Heute geht man aber allgemein davon aus, dass der subjektive Tinnitus das Resultat einer Fehlverarbeitung von Signalen ist, die der Hörnerv aussendet, dass es sich also um eine zentralnervöse Störung handelt. Dafür spricht auch die Beobachtung, dass selbst Patienten mit vollständig durchtrenntem Hörnerv Tinnitus wahrnehmen können (vgl. Phantomschmerz).

Man nimmt an, dass gerade die Verminderung von Signalen, die der Hörnerv von der Cochlea an den Nucleus cochlearis weiterleitet, dafür verantwortlich ist, dass die Spontanaktivität des zentralen Hörsystems erhöht wird und diese Erscheinung als Geräusch (=Tinnitus) empfunden wird. (1)
Was führt nun zur Verminderung der Signale, die der Hörnerv aussendet?

Ein kurzer Abstecher in die Physiologie

Wie kann nun die Therapie des Tinnitus aussehen?

Wie könnte ein diagnostischer und therapeutischer Ansatz zur Beseitigung des Tinnitus konkret aussehen?

Verwendete Literatur und weiterführende Informationen:
- Lockwood, A.H.; Salvi, R.J.; Burkard, R.F.: Tinnitus. In: The New England Journal of Medicine Ausgabe 347, S. 904-910, 19.September 2002
- Neri, S.;, Mauceri, D.: Tinnitus and oxidative stress in a selected series of elderly Patients. Arch. Gerontol. Geriatr. Suppl. 8 (2002) 219-223
- Bierbach, E. (Hrsg.): Naturheilpraxis heute. Lehrbuch und Atlas. Urban&Fischer, 1. Auflage 2000
- AWMF online: Leitlinien der Dt. Ges. f. Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 017/064. Tinnitus. Stand 1998.
- Schäfer, L.-M.: Retraining vertreibt das Ohrgeräusch. In: Naturarzt 12/2002.

www.tinnitus-fakten.de
www.tinnitus-liga.de
www.tinnitus-gruppe.de

Anschrift der Verfasser:
Bärbel Tschech
Diplom-Biologin
Rindenmooserstr. 4
88441 Mittelbiberach    

Claus Jahn
Heilpraktiker
Kirchstr. 59
72622 Nürtingen



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