Wer verfasste den Hortus Sanitatis?

von Brigitte Nusser

Zu einer Zeit in der das Volk oft hilflos den meisten Krankheiten und Gebrechen gegenüberstand, war das Bedürfnis nach einem Werk das Rat geben konnte und in dem man wissenswertes über die Wirkung und die Anwendung von Heilpflanzen erfahren konnte natürlich groß.

Am Ausgang des Mittelalters versprach man sich überwiegend Heilung durch Zauberei, Opfergaben und der Hilfe alter Frauen, Landfahrer, Scharfrichter und ähnlichen Personen. Zwar gab es seit der Gründung der ersten wissenschaftlichen Schule der Medizin in Salerno im Jahre 1150, der 1180 auch die zweite von Montpellier folgte, eine stetige Anzahl von ausgebildeten Ärzten, doch fehlten diese zunehmend auf dem Lande und in kleineren Ortschaften und schließlich war das Vertrauen zu diesen „Meistern“ oder „Magistern“, wie sie damals genannt wurden ( die Bezeichnung „Doktor“ verbreitet sich erst ab dem XV. Jahrhundert), nur äußerst gering.

So war es also von dem bedeutenden Buchdrucker Peter Schöffer, der durch seine guten Beziehungen zu Gutenberg große Berühmtheit erlangt hatte, eine geniale Geschäftsidee ein Kräuterbuch zu veröffentlichen, das Informationen gab über die Wirkung von Heilkräutern, sowie eine Anleitung zur Anlage eines Kräutergartens und einer Hausapotheke. Das erste Werk dieser Art stellt das im Jahre 1484 veröffentlichte Kräuterbuch mit dem Titel „Herbarius Mogguntie impressus“ dar.

Der bis heute unbekannte Verfasser beschrieb 150 nach dem Alphabet geordnete Heilpflanzen und auch wenn das Buch in lateinischer Sprache abgefasst wurde und somit für die Allgemeinheit weniger in Betracht kam, hatte es doch großen Erfolg und Schöffer konnte noch zwei weitere Auflagen erscheinen lassen, von einer Flut an Nachdrucken ganz abgesehen.

Es muss der beachtliche geschäftliche Erfolg gewesen sein, der Schöffer den Mut gab schon im März 1485 ein weit umfangreicheres Werk auf den Markt zu bringen, den „Hortus sanitatis“ oder auch „Gart der Gesundheit“. In diesem Buch werden 382 Pflanzen, 25 tierische und 28 mineralische Arzneistoffe behandelt, darüber hinaus wird auch eine kurze Erläuterung zur Harndiagnostik gegeben.

Der praktischste und wertvollste Aspekt des Buches besteht jedoch in dem Register mit Hinweisen auf die aufgeführten Heilmittel. So konnte der Ratsuchende nachschlagen welche Pflanze oder welcher Arzneistoff bei seiner Krankheit Hilfe leisten würde. Der Erfolg des Buches war garantiert und der „Gart der Gesundheit“ stellt somit das erste umfangreiche deutschsprachige Kräuterbuch dar (Konrad von Megenberg ließ im Jahre 1475 das „Puch der Natur“ erscheinen, aber der Abschnitt über die Pflanzen fiel recht bescheiden aus und wir wollen es somit nicht zu den eigentlichen Kräuterbüchern zählen).

Was Peter Schöffer jedoch dazu bewog keine weitere Auflage folgen zu lassen und die Holzstöcke nach Basel zu verkaufen bleibt unbekannt. Es war auch nicht Peter Schöffer der den finanziellen Nutzen hatte, sondern die zahlreichen Nachdrucker. Bereits am 22. August 1485, nur fünf Monate nachdem das Schöffersche Original erschien, kam der erste Nachdruck auf den Markt.

Doch wer verfasste nun dieses bedeutende Standardwerk der mittelalterlichen Botanik?

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Anschrift der Verfasserin:
Dr. med. Brigitte Nusser
Reinweg 1
82031 Grünwald



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