Schlaganfall nach Wirbelsäulenmanipulation:

Wie kann man vorbeugen?

von Robert del Santro

Eines der aktuellsten Themen in der Chiropraktik heute sind die Komplikationen die nach einer Manipulation der Halswirbelsäule auftreten können. Die Häufigkeit der Zwischenfälle in Deutschland, sowie weltweit steigt. Die Ursachen dieser Tendenz wirft viele Fragen auf: Wie hoch ist das tatsächliche Apoplex-Risiko und wieso gibt es unterschiedliche Ergebnisse von unterschiedlichen Studien? Worin liegt die Gefahr? Gibt es einen Weg diese Risiken zu vermindern oder sogar zu vermeiden?

Bevor man diese Fragen beantworten kann, muss man kurz über den Mechanismus der Verletzungen sprechen, was uns zur Anatomie der Halswirbelsäule führt. Eine Dissektion der Arterie vertebralis tritt wesentlich häufiger auf als eine Dissektion der A. Carotis (n = 6 vs. 1). Sowohl die rechte als auch die linke A. vertebralis verlaufen durch die Foramen der Querfortsätze (Processus transversi) der Halswirbel C6 – C1 (Abb. 1). Am C1 angekommen, wenden sie sich nach hinten um den Superior Kondyle des Atlas herum und erreichen hier die Hirnbasis. Es gibt mehrere Stellen entlang der A. vertebralis, an denen es zu einer Kompression dieser Arterien kommen kann. Aber von besonderer Wichtigkeit ist die physiologische Enge der A. vertebralis im Segment C1-2 während der Kopfrotation. Da 50% der circa Achtziggradrotation nach links und rechts zwischen Atlas und Axis (C2) auf die Halswirbelsäule wirken und die anderen 50% der Rotation sich gleichmäßig zwischen C2 und C7 verteilen, sind die Arterien in dieser oberen Ebenen (C1-2) besonders gefährdet. [1] Rotation zur einen Seite bewirkt eine Einengung auf der gegenüberliegenden Seite sowie gelegentlich auch auf der behandelten Seite (Abb. 2). Dieses Phänomen nimmt bei der Rotation, wenn kombiniert mit einer Extension der Halswirbelsäule, deutlich zu. Diese Einengung kann, in seltenen Fällen, zu eine Unterversorgung bei der Durchblutung im Bereich der Vertebralarterien führen. Im Gegensatz dazu, gibt es bei der Lateralflexion (Seitliche Neigung) der Halswirbelsäule keine Einengung der A. vertebralis. [2]

Es gibt zahlreiche Studien die versucht haben, die Risiken nach einer Manipulation der Halswirbelsäule zu quantifizieren.

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Literatur:
[1] Hoppenfeld S.; Physical Examination of the Spine and Extremities (1976) Appleton-Century-Crofts: 114
[2] Haynes MJ. Doppler studies comparing the effects of rotation and lateral flexion on vertebral artery blood flow. J. Manipulative Physiologic Therapeutics 1996; 119: 378-384
[3] Lee KP, Carlini WG, McCormick F, Albers GW (1995). Neurologic complications following chiropractic manipulation: A survey of California neurologist. Neurology 45: 1213-1215
[4] Hurwitz EL, Aker PD, Adams AH, Meeker WC, Shekelle PG. Manipulation and mobilization of the cervical spine. A systematic
review of the literature. Spine 1996; 21: 1746-59
[5] Patjin J (1993) Komplikationen bei Manueller Medizin. Manuel Medizin 31: 19-22
[6] Norris JN, Beletsky V, Nadareishuilli ZG, Canadian Stroke Consortium. Canadian Medical Association Journal 2000; 163(1): 3
[7] Haldeman S, Carey P, Townsend M, Papadopoulous C. Arterial dissection following cervical manipulation: a chiropractic experience.
Canadian Medical Association Journal 2001; 165(7): 905-06
[8] Terrett AGJ. Misuse of the literature by medical authors in discussing spinal manipulative therapy injury. Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics 1995; 18(4): 203-210
[9] Kimmerly: Roentgenpraxis 2:479, 1930. Cited by Dugdale LM: The ponticulus posterior of the atlas. Australas Radiol 1981; 25: 237
[10] Buna M, Couglan W, deGruchy M, et al: Ponticles of the atlas: A review and clinical perspective. Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics 1984; 7: 261
[11] Greenstein GM. Clinical Assessment of Neuromusculoskeletal Disorders. Saint Louis: Mosby, 1997
[12] Lazarou JL, Pomeranz BH, Corey PN. Incidence of adverse drug reactions in hospitalized patients. A meta-analysis of prospective studies. JAMA 1998; 279: 1200-5.
[13] Wolfe MM, Lichtenstein DR, Singh G. Gastrointestinal toxicity of non-steroidal anti-inflammatory drugs. New England Journal of Medicine 1999; 340(24): 1888-1899.

Anschrift des Verfassers:
Robert Del Santro
Dr. of Chiropractic, U.S.A
Lothstr. 5
80335 München
E-mail: chiromanbob@hotmail.com



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