FACHFORUM

Essenzen homöopathischer Portraits: Dulcamara

von Bruno Vonarburg

Der Bittersüße Nachtschatten (Solanum dulcamara L.) ist ein mehrjähriger Halbstrauch aus der botanischen Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), welcher im Sommer rispenartige Blüten mit 5-zipfeligem Kelchen, violetten Blütenkronen und goldgelben Staubbeuteln trägt. Im Herbst reifen winzige, leuchtend rote Beeren heran, die wie kleine Tomaten aussehen. Die Pflanze ist über ganz Europa an feuchten Standorten, im Gebüsch, an Ufern und in Hecken verbreitet. Solanum, der Gattungsname stammt vom lateinischen “solari = schmerzstillend” und charakterisiert die schmerzstillenden Eigenschaften vieler Nachtschattengewächse. Die Artbezeichnung “dulcamara” ist ebenfalls lateinischen Ursprungs aus “dulcis = süß” und “amara = bitter”, was auf den bittersüßen Geschmack der Giftbeeren und Giftblätter Bezug nimmt. Zu deutsch heißt die hoch toxische Pflanze “Bittersüßer Nachtschatten”, weil sie und ihre Verwandten wie die Tollkirsche im dunklen Schatten mit bittersüßen Früchten gedeiht.

Die Urtinktur wird aus den jungen Schößlingen mit Blättern und Blüten hergestellt. Die Arznei hat einen psorisch-sykotisch-tuberkularen Charakter mit dem Thema:
Empfindlich auf feuchte Kälte, vikariierende Symptome, Hautaffektionen und Herrschsüchtigkeit.

Typus:
Die Dulcamara-Persönlichkeit wirkt auf den ersten Blick etwas verkrampft, verklemmt und reserviert. Im familiären Umgang gibt sie sich arrogant und herrschsüchtig. Sie hat die Neigung, ihr Nahestehende und Angehörige stark zu dominieren. Durch die besitzergreifende Art fühlt man sich in ihrem Umkreis sehr eingeengt. Ohne ihren Einfluss und ihre Zustimmung kann nichts entschieden werden, was mit der Zeit zu starken Spannungen führt. Dulcamara ist sich aber bei entsprechenden Auseinandersetzungen keiner Schuld bewusst und behauptet, immer nur für das Wohl ihrer Nächsten besorgt gewesen zu sein. Sie benimmt sich albern, macht z.B. Gebärden, als ob sie etwas aus der Luft erhaschen möchte oder zupft an ihren Kleidern (oder am Bettzeug) herum. Es zeigt sich auch eine gewisse Verwirrung, indem sich die Betroffenen enorm anstrengen müssen, um die richtigen Worte zu finden. Sie benutzen vielfach auch falsche Ausdrücke.

In Bezug auf ihr Wohlbefinden reagieren sie sehr empfindlich auf kalte Nässe. Die Arznei passt vor allem für Erkrankungen, die bei heißen Tagen, gefolgt von kalten Nächten sowie bei feuchten Witterungsverhältnissen in Erscheinung treten. Insbesondere bei plötzlichen Kälteeinbrüchen im Übergang des Sommers zum Herbst wird als Reflex der Nacken steif, der Rücken schmerzhaft, die Glieder werden lahm, der Hals entzündlich, die Finger steif, die Blase brennend, die Bronchien schleimig-blutend, das Asthmarezidiv und der Stuhl wässrig, durchfallartig. Ähnliche Reaktionen auf Kälte und Nässe zeigen sich auch auf der Haut mit entzündlichen Ausschlägen, Ekzemen, Nesselsucht, Psoriasis oder Neurodermitis mit starkem Jucken, Brennen, mit Quaddeln und herpesartigen Blasen.

Auch bei rheumatischen Beschwerden der Muskeln und Gelenke, die sich bei nasskaltem Wetter verschlimmern (Kent: “Sobald die kalten Nächte und die kalten Herbstregen kommen, ist ein Anstieg rheumatischer und katarrhalischer Erkrankungen zu verzeichnen”), ist Dulcamara eine bevorzugte Arznei.

Gleiche Zustände zeigen sich bei Nieren-Blasenentzündung, Schleimhautentzündung, Gastritis und Colitis. Sowie bei Erkältungskrankheiten (Grippe, Sinusitis, Rhinitis, Otitis, Bronchitis, Asthma), die durch Abkühlung beim Schwitzen entstanden sind. Dabei sind die Augen entzündlich und gereizt. Die Betroffenen klagen: “Jede Erkältung merke ich in den Augen”.

Verhaltensmerkmale bei der homöopathischen Anamnese

Psyche

Leitsymptome

Modalitäten

Absonderliche Symptome

Bewährte Indikationen:

Arzneianalogien

Kinder

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Anschrift des Verfassers:
Bruno Vonarburg
Hechtstr. 2
Ch-9053 Teufen



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Naturheilpraxis 10/2004