FACHFORUM

Die Leber als zentrales Stoffwechselorgan

Physiopathologie von Lebersyndromen - ein Abriss

von Werner Hemm und Stefan Mair

Die Leber als wichtiges Stoffwechselorgan ist die größte Körperdrüse. Im naturheilkundlichen Sinne jedoch wird dieses Organsystem nicht so sehr an seinen rein zellulären Anteilen gemessen. Vielmehr erscheint die Tatsache bedeutender, dass die Leber für ihre Tätigkeit mehr als das Doppelte Ihres Gewichts an arteriellem und venösem Blut sowie Lymphe enthält.

So wird klar, warum die Naturheilkundigen der Leber wichtige humorale Aufgaben beigemessen haben, wie Lenkung und Verteilung des arteriellen und venösen Blutes, der Lymphe, ebenso deren chemische Bearbeitung.

Blut und Lymphe verbinden das Lebersystem im Grunde mit allen anderen Organsystemen. Die Leber erfüllt insbesondere
• assimilatorische Aufgaben im Zusammenhang mit dem Betriebsstoffwechsel
• dissimilatorische Aufgaben im Zusammenhang mit dem Intermediärstoffwechsel und
• eliminatorische Aufgaben im Zusammenhang mit der Gallebildung und –ausschüttung.

Durch die hohe Stoffwechselrate der Leber zeigt das Blut im Lebersystem eine Temperatur von nahezu 42 Grad Celsius. Auf den Gesamtorganismus bezogen bedeutet dies: Die Körperwärme und die Energie des Organismus ist zu etwa einem Drittel auf die Lebertätigkeit zurückzuführen. Bei Funktionsstörungen und Erkrankungen der Leberläppchen ändern sich diese physiologischen Bedingungen. Solche Störungen können innerhalb und außerhalb des Leber-Galle-Systems verursacht sein. Beide Bedingungen, innere wie äußere, führen in der Regel zu einem gestörten Durchfluss von Arbeits- und Nährblut. Dies verursacht einen Stauungszustand bzw. eine Stauungsleber.

Die Übersteigerung der Funktion im Leber-Galle-System geht immer einher mit einer erhöhten Irritabilität der Leber. Sie ist mit abhängig von Reizvermögen des Blutes, der Gefäße und der darin enthaltenen Säfte. Es besteht eine bedeutende Verbindung zu Temperament (cholerisch) und Konstitution (biliös, hämatogen, hämangiotisch).

Auch entsprechende psychische Reaktionen (bes. Reizbarkeit) können Ursache und Folge der Überreizung sein. Die Reizung wird vermehrt u.a. durch erhöhten Sauerstoffgehalt sowie vermehrten Säuregehalt des Blutes, erhöhte Gefäßaktivität, erhöhte Kontraktilität der Bauchorgane.

Der Kältezustand der Leber stellt eine Unterfunktion und Erschlaffung dar mit verminderter funktioneller Aktivität. Kohlenstoffüberladung des Blutes, verminderte Gefäßspannung, Hypotonie, Gewebsschwäche, venöse und lymphatische Stauungszustände, Inaktivität und verminderte Irritabilität gehören zu den verursachenden Bedingungen.

Durch die gestörte Leberfunktion besteht die Möglichkeit, andere Organsysteme auf reflektorischem, humoralem, konsensuellem und antagonistischem Weg zu affizieren. Daraus können verschiedene Syndrome auftreten.

Stauungsleber

Hyperkinetisches Leber-Galle-Syndrom

Hypokinetisches Leber-Galle-Syndrom

Hepato-gastrisches Syndrom

Hepato-cardiales Syndrom

Hepato-lienales Syndrom

Hepato-renales Syndrom

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Anschrift der Verfasser:

Werner Hemm
Schraudolphstr. 27
80799 München

Stefan Mair
Treffauer Str. 3
81373 München



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