Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Wie lange kann die Sykosis Hahnemanni latent bleiben? und einige andere Betrachtungen zur Sykosis

von Gerd Aronowski

“Das Phänomen der spitzen Condylome ist seit alters her bekannt. Schon im alten Rom wurden sie zum Gegenstand satirischer Dichtung. Auch in der Bibel finden wir anscheinend unter der Bezeichnung “Apholim” Hinweise auf die Erkrankung. Luther übersetzte dies mit Feigwarzen.

Die Feigwarzen siedeln sich bevorzugt an den Genitalorganen beider Geschlechter ab und können besonders bei Frauen erhebliche Größe erreichen. Sie siedeln sich ebenfalls nicht selten am After und in der Harnröhre an. Seltener, aber ebenfalls hin und wieder beobachtet sind sie an der Nasenöffnung, in der Leistenregion und der Nabelgegend anzutreffen, besonders dann, wenn die Haut in dieser Region zu Wundheit neigt.

Die Schwangerschaft scheint ein begünstigender Faktor für Condylome zu sein. Hier können sie massige Ausmaße annehmen und haben nach der Entbindung oft eine spontane Rückbildungstendenz.

Der Symptomenkomplex den Hahnemann als “ganze Sykosis” bezeichnet, also dem Zusammentreffen eines Harnröhrenausflusses und der Condylome, können wir mit einiger Wahrscheinlichkeit heutzutage als Zusammentreffen von Symptomen der Gonorrhoe und der Infektion durch HPV ansehen, die Hahnemann, damals ohne etwas von mikrobiologischen Erregern wissen zu können, phänomenologisch als Ausdruck ein und derselben Krankheit angesehen hat. In der vorantibiotischen Ära sahen die alten Ärzte oft noch Vollbilder der Gonorrhoe und postgonorrhoische Zustände mit deren zahlreichen Sekundärerscheinungen, die wir heute nur noch (und dies nicht ohne Graus) in alten Haut- und Geschlechtskrankheitsbüchern nachschlagen können. In der damaligen Zeit sah man bis zu der Hälfte der Fälle bei der GO auch eine Verkomplizierung mit Condylomen. Hahnemanns Beobachtungen sind somit wie so oft von erstaunlicher Präzision.

Im Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten von 1933 finden wir hierzu folgende Anmerkung: “In Begleitung der Gonorrhoe entstehen an den äußeren Geschlechtsteilen häufig spitze Kondylome, die zwar nicht zum gonorrhoischen Krankheitsbild gehören, jedoch aber besonders oft bei Gonorrhoe vorkommen und daher als paragonorrhoische Erkrankung anzusehen sind.”

Wir wissen heutzutage, dass Condylome auch völlig unabhängig von der GO auftreten können.

Den nun folgenden Fall von Dr. Kaluschke habe ich der alten Literatur entnommen. Er schildert einen recht dramatischen Fall von Feigwarzen. Besonders der Verlauf ist sehr interessant und weist eine Gemeinsamkeit mit dem Fall von Frau Koronowski auf.

Homöopathie oder Chirurgie

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Literaturliste:
Hahnemann, S.; Chronische Krankheiten; Bd. 1; Haug Verlag; Heidelberg
Hahnemann, S.; Organon der Heilkunst; Auflage 6; Haug Verlag; Heidelberg
Hahn; Falke; Klein; Medizinische Mikrobiologie; Springer Lehrbuch; Berlin; Heidelberg; 1991
Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten; Band XII / 3 Jadassohn, J.; 1933; Julius Springer Verlag; Berlin
Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten; Band XX/1 ; Jadassohn; Verlag Julius Springer; Berlin; 1933
Hencke, Dr., “Wie lange kann die Sykosis Hahnemanni latent bleiben?” in: Allgemeine Homöopathische Zeitung, Bd. 53, No. 1, Leipzig, den 15. September 1856
Kaluschka, Dr., “Homöopathie oder Chirurgie?” in: Allgemeine Homöopathische Zeitung, Bd. 108, No. 22, Leipzig, den 27. Mai 1884, S. 171 f

Anschrift des Verfassers:
Gerd Aronowski
Gottfried-von-Herder-Weg 13
78464 Konstanz



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