FACHFORUM

Praktische Therapie des rheumatischen Formenkreises

von Josef Karl

“Jedes Rheuma beginnt mit einer Durchblutungsstörung.”

Dieser Satz, ein halbes Jahrhundert alt und von dem Rheumatologen Prof. Dr. Hans Storck, hat bis heute seine Gültigkeit nicht verloren. Wenn er im Vorwort seines bereits 1954 erschienenen Buches “Rheumatismus als Regulationskrankheit” schreibt, “dass wir dem Problem des Rheumatismus mit den bisherigen Methoden seiner Bekämpfung offenbar nicht beizukommen wussten, wie der Vergleich mit den Infektionskrankheiten zu schließen erlaubt”. Und er bricht energisch eine Lanze für die Erfahrungsmedizin, die neben der schulmedizinisch-klinischen unentbehrlich ist. Umstimmungstherapie über den Weg einer physikalischen und diätetischen Behandlung rückt in den Mittelpunkt.

Auf einem Vortrag vor Jahrzehnten habe ich aus der Fülle diesen Eingangssatz behalten, der mir die ganze Praxiszeit Leitmaxime blieb: “Jedes Rheuma beginnt mit einer Durchblutungsstörung”!

An therapeutischen Konsequenzen folglich die 1. Therapieeinheit:

An 1. Stelle die Balneo-, Hydro- und Kneipp-Therapie:

Bei der Balneotherapie Verwendung von Moorextrakten, Erden und Schlamme, sog. Peloide. (Dazu gehört auch das Fango im oberitalienischem Abano.)

Bei der Hydrotherapie das ganze Spektrum der Kneipp’schen Anwendungen, das insgesamt 124 (!) detaillierte Maßnahmen bietet – von den einfachen Waschungen bis zum überwärmenden Schwitzbad. Den Heublumensack nach Kneipp bei allen Zuständen, wo intensive feuchte Wärme indiziert ist, kommt nach Aussagen meines Lehrers Heinrich Pumpe eine herausragende Stellung zu.

An Balneotherapie seien Bäder mit Schwefelzusatz, die radioaktiven Thermalbäder wie in Bad Gastein und Solebäder mit Salzzugaben, z.B. Staßfurter Salz, Salz vom Toten Meer, etc., erwähnt.

Zur Durchblutung ein Rezeptvorschlag:
Spiraphan “Kattwiga” 100.0
S.: 3 x 30 Tropfen auf durchblutungsfördernden Tee von Rosmarin
Unbedingt morgens den ganzen Körper trocken bürsten!
Eine sehr einfache, zu Hause durchführbare kreislauffördernde Maßnahme ist das warme bzw. ansteigende Fußbad: Mit 37°C beginnen, evtl. bis auf 41°C – 42°C steigern. Dauer 10-15 min. Als Zusatz empfiehlt sich Fichten- oder Latschenkieferöl, weißer Senfsamen oder auch einfach 1 Essl. Kochsalz, wenn nichts anderes zur Verfügung ist.

Um dieses 1. Kapitel der durchblutungsfördernden Maßnahmen abzuschließen, sei die Liste der sog. Externa angeführt, die von der Komm. E für Phytotherapie seinerzeit eine positive Bewertung (sog. Monographie) bekommen hat.

• Capsicum annuum (Paprika bzw. Cayennepfeffer)
• Mentha arvensis äth. (Myalgien)
• Fichten- und
• Kiefernadelöle
• Weißer Senfsamen
• Terpentin aus der Lärche
• Heublumen

II.

In jahrelanger Arbeit entstanden – worauf ich in dieser Zeitschrift schon häufig hingewiesen habe – beim damaligen Bundesgesundheitsamt (BGA) – heute BfArM – über 300 positive und negative Monographien von Arzneipflanzen. Nicht nach der Bewertung des Amtes in dem Sinn, sondern nach meinen praktischen Erfahrungen soll die erste Aufstellung Pflanzen vorstellen, die bei akuten und entzündlichen rheumatischen Prozessen angebracht sind.

1. Salix = Weidenarten
2. Spiraea ulmaria = Mädesüß (Wiesenspiere)
3. Arnica montana
4. Bryonia = Zaunrübe
5. Symphytum = Beinwell
nur ext. – PA = Risiko

...

Literatur:
Batt H.: Vegetative Ermüdung als pathogenetisches Prinzip; Humata Verlag Freiburg/Bsg. 1955 (vergriffen)
Karl J.: Neue Therapiekonzepte für die Praxis der Naturheilkunde; Pflaum Verlag München 1995

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstr. 25
82377 Penzberg



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