Magen- und Darmspiegelung in Hypnose

von Stefan Junker

Einleitung

Rein technisch betrachtet sind Spiegelungen der Verdauungsorgane heute mit immer weniger Komplikationen behaftet. Die objektiven Risiken sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Die vom Patienten subjektiv erlebten Belastungen und Gefährdungen lassen sich nicht immer durch sachliche Erläuterungen des Arztes beschwichtigen.

Angst ist ein hartnäckiger Begleiter vieler Patienten. Anxiolytische und sedierende Präparate wie z.B. Dormicum können jedoch nicht immer ohne Bedenken eingesetzt werden, so z.B. bei Allergien, herz-, leber- oder niereninsuffizienten Patienten, Schwangeren, wenn ein Patient am Tag der Untersuchung noch ein Fahrzeug lenken oder sich um Kinder kümmern muss.

Die pharmakologische Beruhigung birgt darüber hinaus einiges an zusätzlichen Risiken: Beispielsweise kann es zu “paradoxen Reaktionen” kommen. Auch gilt es zu bedenken, dass rund die Hälfte aller Komplikationen bei einer Spiegelung auf die Prämedikation zurückzuführen sind (Rösch, 1994). In der Literatur wurden viele Möglichkeiten erörtert, auf welche Weise Patienten eine Erleichterung ihrer Situation verschafft werden kann. Doch keine der diskutierten Vorgehensweisen, wie beispielsweise Bereitstellung von Informationen (vgl. Woloshynowych et al., 1996), Anwendung von Entspannungsverfahren (Gattuso et al., 1992), musikalische Begleitung (Escher et al., 1993) oder die Darbietung von Modellen (Shipley et al., 1978) führt allein zu befriedigendem und mit Sedativa vergleichbaren Ergebnissen. Abhilfe tut also Not, insbesondere wenn man bedenkt, dass 46% der Patienten vor einer Magen- oder Darmspiegelung angeben, “sehr große” oder sogar “schreckliche” Angst vor der Untersuchung zu haben (Gebbensleben & Rohe, 1990).

Medizinische Hypnose

Einen Ausweg bietet ein uraltes Verfahren: die medizinische Hypnose. Hypnose kann als ein systematisch durch eine Induktion herbeigeführter, veränderter Bewusstseinszustand betrachtet werden, der häufig auch als Trance bezeichnet wird. Trancezustände sind physiologisch sowohl vom normalen Wachzustand als auch vom Schlaf abgrenzbar. Trancephänomene wie Schmerzunempfindlichkeit, Sedierung und Amnesie sind aus fast allen Kulturen und den verschiedensten Epochen bekannt. In unserem Kulturkreis finden sich erste Hinweise auf die medizinische Nutzbarkeit von Trancephänomenen beim Kirchenvater Augustinus (354 – 430 n. Chr.: “... wird ... von einem Priester berichtet, der einen bewusstlosen Zustand erreicht, in dem er schmerzunempfindlich gegenüber Kneifen und Nadelstichen ist, dabei jedoch für die Unterhaltung ringsum voll aufnahmefähig bleibt ...” (Kossak, 1997, S. 20). Der Arzt Franz Anton Mesmer (1734 – 1815) bezeichnete Hypnose noch als “tierischen Magnetismus” und behandelte bereits die verschiedensten Krankheitsbilder. Der englische Augenchirurg James Braid (1795 – 1860) gab der Hypnose schließlich auf Grund des schlafähnlichen Verhaltens seiner hypnotisierten Patienten (“hypnos” = gr. für Schlaf) ihren heutigen Namen. Braid war ein Pionier der medizinischen Hypnose, führte zahlreiche Augenoperationen in Hypnose durch. Eine praxisorientierte Darstellung allgemeiner hypnotischer Prinzipien und grundlegender hypnotischer Methoden ist bei Revenstorf und Peter (2001) zu finden. Eine ausführliche Einführung in die Anwendung von Hypnose bei Magenspiegelungen gibt Junker (2004).

Forschungsergebnisse

Fazit

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Buchtipp:
Junker, S. (2004). Hypnose und Magenspiegelung. Carl-Auer Verlag, Heidelberg

Literatur:
Barber, J. (1977). Rapid Induction Analgesia: A clinical report. American Journal of Clinical Hypnosis, 19, 138-147.
Cadranel, J. F., Benhamou, Y., Zylberberg, P., Novello, P. & Luciani, F. (1994). Hypnotic relaxation: a new sedative tool for colonoscopy? Journal of Clinical Gastroenterology, 18(2), 127-129.
Escher, J., Hohmann, U., Anthenien, L., Dayer, E., Bosshard, C. & Gaillard, R. C. (1993). Musik bei der Gastroskopie. Schweizerische medizinische Wochenschrift, 123(26), 1354-1358.
Gattuso, S. M., Litt, M. D. & Fitzgerald, T. E. (1992). Coping with gastrointestinal endoscopy: self-efficacy enhancement and coping style. Journal of Consulting and Clinical psychology, 60(1), 133-139.
Gebbensleben, B. & Rohde, H. (1990). Angst vor der gastrointestinalen Endoskopie – ein bedeutsames Problem? Deutsche Medizinische Wochenschau, 115, 1539-1544.
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Junker, S. (2004). Hypnose und Magenspiegelung. Carl-Auer Verlag, Heidelberg.
Kihlstrom, J. F., Schacter, D. L., Cork, R. C., Hurt, C. A. & Behr, S. E. (1990). Implicit and explicit memory following surgical anesthesia. Psychological Science, 1, 303-306.
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Montgomery, G. H., Weltz, C. R., Seltz, M. & Bovbjerg, D. H. (2002). Brief presurgery hypnosis reduces distress and pain in excisional biopsy patients. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 50, 17-32.
Revenstorf, D. & Peter, B. (Hrsg.) (2001). Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Berlin: Springer.
Shipley, R. H., Butt, J. H., Horowitz, B. & Farbry, J. E. (1978). Preparation for a stressful medical procedure: Effect of amount of stimulus preexposure and coping style. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 46(3), 499-507.
Woloshynowych, M., Oakley, D. A, Saunders, B. P. & Williams, C. B. (1996). Psychological aspects of gastrointestinal endoscopy: a review. Endoscopy, 28(9), 763-767.

Anschrift des Verfassers:
Stefan Junker
Diplom-Psychologe
Universität, Gebäude 30
66123 Saarbrücken
Tel.: 0681 / 9 10 43 26
Fax.: 0681 / 9 10 44 35
Homepage: www.stefan-junker.de
E-Mail: Junker@hypnotherapeut.de



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