Endoskopische Diagnostik bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

von Peter Ruckdeschel

Bei der Diagnostik und Verlaufskontrolle der entzündlichen Darmerkrankungen gibt es für die endoskopische Untersuchung heute aus verschiedenen Gründen keine überzeugende Alternative:

Zum Einen erlaubt sie als einziges Verfahren durch die Entnahme von Gewebeproben während der Untersuchung nicht nur den makroskopischen, sondern auch den mikroskopischen Blick auf Veränderungen im Gastrointestinaltrakt, was die Differenzierung nicht nur zwischen infektiösen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, sondern auch zwischen den Hauptentitäten der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – Kolitis ulzerosa und Morbus Crohn – wesentlich erleichtert.

Der direkte Blick auf die Schleimhaut ermöglicht die Entdeckung von Läsionen, die auf Grund ihrer geringen Größe anderen bildgebenden Verfahren wie Sonographie, Computertomographie, Kernspintomographie oder „virtueller Endoskopie“ entgehen.

Im Gegensatz zu den Röntgenverfahren wie Computertomographie und Kolonkontrasteinlauf ist sie mit keinerlei Strahlenbelastung verbunden.

Abgesehen von den Unannehmlichkeiten der Darmreinigung ist sie eine für den Patienten schonende, nebenwirkungsarme und, insbesondere bei Verwendung einer adäquaten Sedierung, absolut schmerzfreie Untersuchung.

Instrumentarium: Die alten Glasfiberendoskope mit Aufsatzkamera sind mittlerweile weitgehend durch hochauflösende Videoendoskope ersetzt worden, die die Entdeckung von Schleimhautläsionen bis zu einer Größe von 1 – 2 mm erlauben. Durch die Verwendung von vergrößernden Endoskopen sind Bilder mit der Vergrößerung eines schwächeren Lichtmikrokops erzielbar (100x). Nach zusätzlicher Anfärbung der Schleimhautoberfläche durch Einbringung eines Farbstoffes über das Endoskop ist die Feinstruktur der Schleimhaut so gut beurteilbar, dass sich auf Grund des Oberflächenmusters neoplastische und nicht-neoplastische Strukturen unterscheiden lassen, was z. B. bei der Verlaufskontrolle einer langjährig bestehenden Kolitis ulzerosa von Vorteil ist.

Infektionsrisiko: Bei Durchführung geeigneter Desinfektionsmaßnahmen lässt sich ein Infektionsrisiko für Patienten oder Personal durch kontaminierte Geräte praktisch ausschliessen.
Hierzu gehört neben einer eingehenden manuellen mechanischen Vorreinigung die weitere Aufbereitung der Endoskope möglichst in vollautomatischen Endoskop-Waschmaschinen, die sich unter Routinebedingungen als am sichersten erwiesen haben, allerdings auf Grund des hohen Anschaffungspreises meist nur in Krankenhäusern und endoskopischen Spezialpraxen vorzufinden sind.
Das Risiko einer manifesten Infektion durch die Endoskopie liegt bei Beachtung der Hygienestandards bei einer zu 1,8 Millionen Endoskopien (=0,00005 %).

Komplikationen: Die Komplikationsmöglichkeiten der endoskopischen Untersuchung bestehen im Wesentlichen in der Blutung und der Perforation, also dem Durchstoßen der Darmwand. Die durchschnittliche Komplikationsrate der diagnostischen KoloIleoskopie ist im Hinblick auf die Blutung mit 0,02% und im Hinblick auf die Perforation mit 0,16% als außerordentlich gering anzusehen. Bei erfahrenen Untersuchern mit hoher Untersuchungsfrequenz ist sie noch deutlich niedriger. Perforationen treten in der Routinediagnsotik praktisch nur bei fortgeschrittenen pathologischen Befunden wie einer erheblichen Stenose des Darmes, z.B. im Rahmen einer fortgeschrittenen Divertikelkrankheit oder bei massiv entzündlich oder tumorös verändertem Darm auf.

Bei der endoskopischen Polypektomie wird die Komplikationsrate in der Literatur zwischen 0,2 und 2,2% für die Blutung und 0,2 bis 0,34% für die Perforation angegeben, wobei hier zu berücksichtigen ist, dass in diese Statistik alle Polypektomien gleich welcher Polypengröße und –lokalisation eingehen. Bei den häufigsten Polypektomien ca 1 – 2 cm großer Polypen dürfte die Rate noch deutlich niedriger liegen.

Endoskopie bei CED:

Befunde: Kolitis ulzerosa:

Morbus Crohn:

Koloskopie versus „Virtuelle Koloskopie“

...

Anschrift des Verfassers:
Dr. Peter Ruckdeschel
Gastroenterologische Schwerpunktpraxis
Karlsplatz 10
80335 München



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 7/2004

Naturheilpraxis 7/2004