FACHFORUM

Bärlauch, Herbstzeilose, Maiglöcken und Schattenblume: Die Unterschiede der Blattformen

Richard Pott

Einleitung

Es ist fast unmöglich, diese Pflanzen miteinander zu verwechseln, aber gelegentlich wachsen sie miteinander und zeigen allesamt Ende April, Anfang Mai ihre frischen grünen Blätter. Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) blüht violett im Herbst und entwickelt erst im darauffolgenden Frühling ihre großen, kräftig grünen Blätter aus der Zwiebel. Allium ursinum ist ebenfalls ein Zwiebelgeophyt, dessen Blätter im April austreiben und Convallaria majalis und Maianthemum bifolium sind Rhizomgeophyten, die erst in Mai blühen. Nur grobe Unkenntnis und Oberflächlichkeit in der Beobachtung machen eine Verwechselung dieser vier Arten möglich. Nur in wenigen Regionen Mitteleuropas wachsen diese Arten alle miteinander; außerdem sind Bärlauch, Schattenblume und Maiglöckchen ausgesprochene Waldpflanzen und die Herbstzeitlose eine Offenlandpflanze. Dazu sind die natürlichen Standortbedingungen dieser Pflanzen alle voneinander verschieden: Colchicum autumnale wächst auf nährstoffreichen Wiesen und in Auenwäldern, Allium ursinum in Buchen-, Hainbuchen- und Auenwäldern mit wasserzügigen nährstoffreichen Böden, Maianthemum bifolium auf sauren und verhagerten Böden in Silikatbuchenwäldern und Convallaria majalis auf nährstoffreichen Lehmböden in Eichen-Hainbuchenwäldern. Im folgenden werden die Unterschiede im Einzelnen beschrieben.

Manchmal sind die Pflanzen mit Eiern des Fuchsbandwurm befallen, der Genuss unbehandelter Blätter – gerade von Bärlauchblättern – kann zu einer gefährlichen Ansteckungsquelle für den Menschen werden. Sie sollten niemals ungewaschen gegessen werden, und am besten überhaupt nicht aus den Wäldern genommen werden. Der Fuchsbandwurm (Echinococcus granulosus) ist ein Parasit, der nicht nur den Fuchs befällt. Neben Kleinnagern, die immer in die Infektionskette einbezogen sind, können auch Katzen, in selteneren Fällen Hund und Mensch betroffen sein.

Der geschlechtsreife, nur wenige Millimeter lange Bandwurm lebt im Dünndarm seines Endwirtes. Wie alle Bandwürmer braucht er einen Zwischenwirt, in dem sich die Entwicklung zur Bandwurmfinne vollzieht. Der Entwicklungszyklus des Fuchsbandwurms spielt sich hauptsächlich in einem Kreislauf unter Wildtieren ab. Der Fuchs als Endwirt beherbergt den geschlechtsreifen Wurm und scheidet mit seinem Kot Bandwurmeier aus. Mäuse und Bisamratten nehmen die Eier mit ihrer Pflanzennahrung auf und werden dadurch zu infizierten Zwischenwirten. In den inneren Organen dieser Zwischenwirte vollzieht sich die Entwicklung zur Bandwurmfinne. Die Kleinnager wiederum werden vom Fuchs als Hauptbeutetiere gefressen. So gelangt die Bandwurmfinne in den Endwirt, in dessen Darm sie sich zum geschlechtsreifen Bandwurm entwickelt.

Der Mensch muss Bandwurmeier über den Mund aufnehmen um sich zu infizieren. Im Entwicklungszyklus des Fuchsbandwurmes ist er ein Fehlzwischenwirt, weil er die Infektion nicht an einen Endwirt weitergeben kann. In seinen Organen findet aber – wie bei echten Zwischenwirten – eine Finnenentwicklung statt. Vornehmlich Leber und Lunge werden befallen. Dabei entsteht ein Netzwerk von Schläuchen, das diese Organe weitgehend zerstört. Für den Zwischenwirt Mensch ist die Fuchsbandwurm-Infektion daher sehr gefährlich. Eine Heilung ist kaum möglich.

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Literatur
Aichele, D. & Schweiger, H.-W. (2000): Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 5: Einkeimblättrige: Froschlöfffelähnliche, Lilienähnliche, Palmenähnliche. 2. Aufl., Stuttgart, Franckh-Kosmos Verlag, 527 S.
Hegi, G. (1939): Illustrierte Flora von Mittel-Europa. Band II. 2. Aufl., München, J. F. Lehmanns Verlag, 532 S.
Pott, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Aufl., Stuttgart, Eugen Ulmer Verlag, 622 S.

Autor: Prof. Richard Pott

Informationen:
“10 Jahre urheimische Philosophie nach Dr. Pandalis”
Naturprodukte Dr. Pandalis GmbH & Co. KG
Füchtenweg 3
49219 Glandorf
Internet: www.pandalis.de



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