FACHFORUM

Rosenfamilie - Rosaceae

von Piet van den Toorn

Diese Pflanzenfamilie besteht aus Bäumen, Sträuchern, und Kräutern, die überwiegend im gemäßigten Klima der nördlichen Halbkugel vorkommen. Ihre Sträucher und Bäume zeigen oft eine überschwengliche Blütenfülle, wie wir z.B. bei den Obstbäumen sehen.

Die Blüten haben 5 Kelch- und 5 Blütenblätter und viele Staubblätter. Insekten werden nicht nur durch Nektar angelockt, sondern auch durch den reichlich vorhandenen Blütenpollen.

Betrachten wir eine wilde Rose: jede Blüte mit 5 rosafarbenen Blütenblättern und einem goldgelben Herz aus Staubblätter. Von jeher hat der Rosenstrauch den Menschen fasziniert. Bereits bei den alten Griechen war die Rose Aphrodite, die Göttin der Liebe, geweiht. Bei den Römern war sie auch ein Symbol des Mutes. Man fragte sich in der Antike, wie diese besondere Blume überhaupt auf die Erde kam. Die Antwort: Sie sei das Zurückbleibsel der Morgenröte.

Im Mittelalter wuchs in vielen Klostergärten ein Heckenrosenbusch, daneben standen weiße Lilien. Die Mönche waren angewiesen, über diese unterschiedlichen Pflanzen zu meditieren. Die Rose als Sinnbild der Gefühlswelt, die Lilie Symbol der Reinheit und der Keuschheit. Die Rose steht für Emotionalität im Diesseits, die weiße Lilie für die geistige Welt und für das Jenseits.

Sicher ist die Rose nicht nur zart, sondern hat auch Dornen. Ein emotionaler Mensch ist nicht nur gefühlswarm, sondern auch streitbar. Rosenorgan: das Herz, das Blut; Lilienorgan: das Gehirn, die Nerven.

Die ursprünglichen Wildrosenfarben sind vor allem rosa und rosarot. Schon früh entstanden auch halb gefüllte Sorten. Aus einem Teil der Staubblätter wurden zusätzliche Blütenblätter. Der König Midas besaß bereits 800 vor Chr. berühmte Rosengärten mit halb gefüllten, stark duftenden Rosen, wie die Damascener Rose. Später brachten die Kreuzfahrer diese Rosensorte mit nach Europa. Sie wird heute noch in Bulgarien und in der Türkei angebaut, um durch Destillation das echte Rosenöl für die Parfümindustrie zu gewinnen. Um 10 ml etherisches Rosenöl zu bekommen, sollen fünfhundert Kilo Rosenblüten notwendig sein. Deshalb ist echtes Rosenöl sehr teuer, und es wird heute aus preiswerten Ausgangsstoffen, (u.a. aus dem Öl der Zitronenpelargonie), synthetisiert.

Als Nebenprodukt der echten Rosenölproduktion entsteht das weniger teure und fein duftende “Rosenwasser”. In orientalischen Ländern glauben die Frauen, durch einen Tropfen Rosenöl im Halsbereich unwidestehlich anziehend zu wirken.

Außer Rosen schenkt uns diese Pflanzenfamilie eine Reihe von Heilpflanzen. Bekannt ist die Herzpflanze Weißdorn (Crataegus). Außergewöhnlich sind auch die vielen Obstsorten, welche die Rosenfamilie hervorbringt: Äpfel, Birnen, Quitten, Pflaumen, Mirabellen, Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren. Die eiweiß- und ölreichen Mandeln sind mit den Pfirsichen nahe verwandt, wie man an der Mandelblüte erkennen kann. Es scheint, als wäre die Rosenfamilie speziell für die Menschen geschaffen worden.

Die Fünfzahl der Rosenfamilie entspricht dem Fünfstern des Menschen (Kopf, Arme, Beine). Auch Paracelsus sagte: fünf ist die Zahl des Menschen. Deshalb betrachtete er ein Krankheit abwehrendes Mittel (ein Arkein) aus 5 Komponenten, (“Pent-arkan”), als ein besonders wirksames Heilmittel für den Menschen.

Zu den Heilkräutern dieser Familie zählen eine Reihe von Gerbstoffpflanzen, wie Blutwurz, Gänsefingerkraut, Odermennig, und Frauenmantel. Einige enthalten auch Salizylsäure wie Filipendula = Mädesüß. Giftpflanzen sind selten, aber bei einigen Obstsorten fällt der Gehalt an Blausäure im Samenkern auf. Beim Kirschlorbeer auch in den Blättern. Letztere gehört als “Laurocerasus” zu den wenigen echten Homöopathika dieser Familie.

Große Pflanzenfamilien werden oft in Unterfamilien unterteilt. Bei den Rosen hat dies einen besonderen Grund. Die Unterfamilien haben unterschiedliche Chromosomenzahlen.

1.: Die Spiersträucher haben die Chromosomenzahl 9.

2.: Die rosenartigen haben 7 (8) Chromosomenpaare. Außer den Rosen gehören die Himbeere, die Brombeere und die meisten Heilkräuter zu dieser Unterfamilie.

3.: Zu den pflaumenartigen gehören alle Steinobstarten; Chromosomenzahl 8.

4.: Die apfelartigen, haben merkwürdigerweise 17 Chromosomenpaare. Zu ihr gehören die Birne, die Quitte, und auch die Eberesche und der Weißdorn. Sie müssen irgendwann aus einer Kreuzung von Pflanzen mit 8 und mit 9 Chromosomen hervorgegangen sein.

Die Rosenfamilie gibt es seit Millionen von Jahren. Sie hat sich wahrscheinlich aus der noch älteren Hahnenfußfamilie gebildet. Wenn wir sehen, wie sich Erdbeerpflanzen (vor allem wilde Erdbeerpflanzen) mit Ranken ausbreiten, erkennt man eine Verwandtschaft mit dem Hahnenfußkraut im Garten. Auch mit der Maulbeerfamilie bestehen Ähnlichkeiten, wie man an der himbeerähnlichen Maulbeerfrucht erkennt.

Wir fangen bei der Betrachtung der einzelnen Pflanzen mit den Rosen als namensgebende Pflanze an.

Rosa Canina = Hundsrose, Heckenrose

Crataegus = Weißdorn

Sorbus Aucuparia = Eberesche

Sorbus Domestica = Der Speierling

Apfel = Malus

Birne = Pirus Communis

Quitte = Cydonia

Mespilus = Mispel

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Anschrift des Verfassers:
Piet van den Toorn
Karlstr. 17
72764 Reutlingen



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