Der Aderlass in einer naturheilkundlichen Praxis

von Josef Karl

I.
Der Aderlass hat eine bewegte Geschichte. Im Altertum bereits praktiziert, der damals gültigen Humoralpathologie unentbehrliches Hilfsmittel. Im 2. Jhdt. bereits führten die Ägypter den Aderlass aus. Von Griechen, Römern, Arabern und in der Schule von Salerno bis heute wird er als Heilmaßnahme und zu diätetischen Zwecken angewandt. Die Aderlass-Vorschriften mit Angabe der astrologischen günstigen Zeichen wurden im Mittelalter im “Aderlassmännchen” bildlich dargestellt.

II.
In einer von Karl d. Große begründeten Sammlung des germanischen Rechts ist überliefert, dass bei jenen, ein Wundarzt, der einen Menschen durch Versehen beim Aderlassen getötet hatte, dessen Verwandten übergeben wurde, damit sie mit ihm machen, was sie wollten.

III.
Im Klinischen Wörterbuch Pschyrembel lesen wir heute folgende Definition: Künstliche Eröffnung einer Vene zur Blutentnahme, in der klassischen Weise (Entzug von 500-800 ml Blut) heute nur noch wenig angewendet, in der humoralpathologisch orientierten Naturheilkunde Element der ausleitenden Therapie; Anw.: bei beginnendem Lungenödem, Hämochromatose, Polycythaemia rubra vera, drohender Urämie, Eklampsie.

IV.
Es gab eine Zeit, besonders in Frankreich im 18. und auch noch im 19. Jhdt., wo durch häufige Aderlässe Tausende von Kranken entkräftet und durch riesige Mengen an Blutverlust zu Tode gebracht wurden. Die Gegenreaktion musste folgen – diese Methode, derer sich bis vor einem Jahrhundert vorwiegend die Bader annahmen, mehr oder weniger kundig, geriet in Verruf.

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Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstr. 25
82377 Penzberg



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