FACHFORUM

Essenzen homöopathischer Portraits – Sulphur

von Bruno Vonarburg

Elementarer Schwefel befindet sich in der Erdkruste unter der oberflächlichen Vegetation, in höheren Konzentrationen vor allem in der Nähe von erloschenen oder noch tätigen Vulkanen. Durch Ausschmelzen von Erzen mit anschließender Sublimierung (Destillation) werden die sogenannten Schwefelblüten (reiner sublimierter Schwefel) gewonnen. Der Name “Sulphuris flores” leitet sich von “solfer = brennen” oder “heiß sein” ab, erinnert aber auch an das lateinische Wort “sol = Sonne” als Hinweis auf die gelbe Farbe.

Sulphur, als Trituration des sublimierten Schwefels, ist eines der größten, homöopathischen Polychreste. Das Thema der Arznei ist: Kongestion, Röte, Hitze, Juckreiz, Gestank und Selbstsucht. Es handelt sich um ein antipsorisches Mittel, welches Hahnemann als “König der Antipsorica” bezeichnete. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Sulphurschicht unter der Oberfläche verschiedener Konstitutionstypen liegt. In der Vorgeschichte vieler Patienten/innen findet sich ein psorisch bedingter Hautausschlag mit massivem Juckreiz.

Homöopathisch verabreicht besitzt Sulphur die Fähigkeit, latente Symptome offenzulegen und die Reaktionsfähigkeit des Patienten zu aktivieren. Insbesondere bei Symptomenarmut, zu Beginn einer homöopathischen Behandlung oder wenn ein Patient nach längerer Erkrankung auf verabreichte Medikamente nicht mehr reagiert, ist der Sulphureinsatz in Erwägung zu ziehen. Auch wenn sorgfältig ausgewählte Homöopathika keine Besserung erzielen oder wenn ein Patient gegen Ende einer akuten Erkrankung schwach und hinfällig wird, ist der Gebrauch des Mittels vonnöten. Bei Rezidiven, d.h. wenn sich eine Erkrankung nach kurzer Besserung immer wieder verschlimmert, kann Sulphur angezeigt sein. Die Arznei wirkt auch reinigend, indem sie den Organismus von den Auswirkungen allopathischer (Antibiotika) oder homöopathischer Medikamente saniert. Sulphur ist ferner ein wichtiges Mittel nach Unterdrückung jeglicher Art (homöopathisch oder allopathisch) oder wenn ein Ausschlag nicht herauskommen will – die Arznei besitzt die Kraft, alles nach innen Verdrängte (Krankhafte) wieder auf die Haut zu bringen.

Typus

Verhaltensmerkmale bei der homöopathischen Anamnese

Aufgrund der Redefreudigkeit des Sulphur-Patienten ist eine systematische Anamnese kaum durchführbar; er beschreibt seine Symptomatik schwelgerisch, ausschweifend, opulent, ungezügelt, bespickt mit wissenschaftlichen Ausführungen und zahlreichen Kommentaren – die gesundheitlichen Beschwerden werden erschöpfend dargestellt, wobei der Patient die Fallaufnahme selbst in Regie nimmt. Er präsentiert sich selbstdarstellend, ichbezogen und etwas überheblich. Fragebögen werden mit vielen unnötigen Details ausgefüllt, sind versehen mit Schmutzflecken und Eselsohren. Sein Äußeres ist schmuddelig ungepflegt; er sitzt mit auffallender Rückwärtslage im Sessel (kann nicht gerade sitzen); im Besprechungsraum hinterlässt er eine unangenehm riechende Körperausdünstung.

Psyche

Leitsymptome

Modalitäten

Bewährte Indikationen

Arzneianalogien

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Anschrift des Verfassers:
Bruno Vonarburg
Hechtstr. 2
Ch 9053 Teufen



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