Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Interview mit Dr. Volker Scheid, PhD, MBAcC, FRCHM

Claudia Skopalik:
Zunächst einmal die klassische Frage, wie Sie Ihren Weg zur Chinesischen Medizin gefunden haben.

Volker Scheid:
Ich komme aus einer Familie, die mit der Naturheilkunde, speziell der Pflanzenheilkunde, eng verbunden ist. Meine Eltern arbeiteten beide auf der Kräuterfarm Paracelsus in Daaden/Sieg. Mein Vater baute dort Heilkräuter an, meine Mutter war Geschäftsführerin. Die Kräuterfarm wurde von einem sehr erfolgreichen Heilpraktiker geführt, zu dem Patienten aus aller Welt kamen. Er war damals schon recht alt, ein laozhongyi der westlichen Kräuterheilkunde sozusagen, und war für mich ein Vorbild. Ich habe dann auch erst eine Ausbildung als Gärtner gemacht und dann vier Jahre lang westliche Pflanzenheilkunde gelernt. Das führte mich dann zur Akupunktur und von dort zur chinesischen Medizin.

Skopalik:
Was verstehen Sie in darunter, wenn Sie sagen: „Medizin ist Intention“?

Scheid:
Nicht ich, sondern die Chinesen sagen „Medizin ist yi1.” Intention ist nur eine mögliche Übersetzung des Begriffs yi. Denken, Vorstellen, Orientierung, Subjektivität, Willen und Wollen sind andere Möglichkeiten, den Begriff zu Übersetzen. Weiterhin kann man in der Chinesischen Sprache mit dem Satz spielen, in dem man das Zeichen yi1 durch gleichklingende Zeichen ersetzt. Yi4 zum Beispiel. Dann heißt es, “Medizin ist Veränderung”, aber auch “Medizin ist etwas, was sich auf das Verständnis des Yijing, des “Buches der Wandlungen” aufbaut. Medizin ist also etwas, das Veränderung bewirkt, aber dazu ein tiefgreifendes Verständnis von Prozessen der Veränderung bedarf und die Fähigkeit erfordert, die Welt aus verschiedenen Positionen gleichzeitig sehen zu können, ohne dabei den Fokus auf das zu verlieren, was man erzielen will.

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Naturheilpraxis 5/2004