Grausamer Freund: Schmerzen

von Susanne Dürrfeld-Flügel

Wer selbst unter Schmerzen leidet oder sich fachlich damit auseinandersetzt, wird irgendwann an den Punkt gelangen, wo man sich immer wieder fragt, wozu sie eigentlich gut sind.

In der einschlägigen Literatur stößt man immer wieder auf den Begriff “grausamer Freund”, denn eines ist wohl klar: Der Schmerz kann uns als Alarmsignal auf Gefahrenquellen aufmerksam machen und uns damit vor größerem Schaden bewahren. Schmerzen können uns auf Krankheiten aufmerksam machen, die ohne schmerzhaften Fingerdeut erst viel später entdeckt würden.

Doch gerade Menschen, die dauerhaft unter Schmerzen leiden, für die der Schmerz zum ständigen Wegbegleiter geworden ist, können sich mit dieser Erklärung nicht mehr anfreunden. Als hilfreiches Signal kann ein chronischer Schmerz sicherlich nicht mehr angesehen werden, gerade wenn die Lebensqualität durch chronische Schmerzen stark eingeschränkt ist.

Schmerz sei, so lautet die Definition in der nüchternen Sprache der Medizin, ein “psychologisches Korrelat eines vitalen Schutzreflexes; eine Vielzahl von den Körper schädigenden Einwirkungen und Reizarten kann Schmerzen verursachen. Jede Schmerzempfindung besitzt primär eine emotional unangenehme Komponente.” Jeder, der schon einmal unter Schmerzen gelitten hat, kann nur bestätigen, dass Schmerz tatsächlich eine “unangenehme Komponente” ist.

Schmerzen werden individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen, ist also in erster Linie ein subjektiver Eindruck. Was für den einen bereits Höllenqualen bedeutet, empfindet der andere erst als unangenehm. Da spielen unter anderem persönliche Erfahrungen eine große Rolle, ebenso die psychische Verfassung, aber auch die Kultur, in der jemand aufwächst. Männer, denen von klein auf beigebracht wurde, dass “Indianer keine Schmerzen kennen” oder Frauen, denen eingeimpft wurde, dass unter Schmerzen gebären ein hohes und erstrebenswertes Gut darstellt, werden sich in vielen Fällen in ihrem Umgang mit Schmerzen schwer tun. (Ein Aufeinanderprallen gerade dieser Art mit Schmerzen umzugehen, hört man immer wieder von Frauen, die zeitgleich mit Frauen anderer Kulturen im Kreißsaal lagen). Dazu kommen noch religiöse Traditionen, die den Schmerz als etwas Reinigendes ansehen, eine Teil des Leides, das Gläubige erdulden müssen, um das “ewige Heil” zu erlangen. Gerade in unsere Tagen hat gerade dies eine ganz gewaltige Bedeutung erlangt.

Das Empfinden eines Schmerzes zeigt aber grundsätzlich eine drohende oder schon erfolgte Gewebsschädigung irgendwo im Körper an. Dabei wird ein physikalischer Reiz – wie etwas Lichtwellen beim Sehen – in eine elektrische Erregung der Nerven umgesetzt. Das bedeutet, dass spezifische Sensoren, die über den ganzen Körper verteilt sind, die Information “Schmerz” aufnehmen und weiterleiten. Diese Information wird über mehrere Zwischenstationen zum Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet. Die Antwort darauf besteht in der sachlichen Feststellung: “Mein Backenzahn schmerzt” oder “Mein rechter Schuh drückt, und deshalb schmerzt meine Ferse”.

Obwohl Schmerz ja eine rein subjektive Erfahrung ist, oder vielleicht gerade deswegen, versucht die Forschung Wege und Möglichkeiten zu entwickeln, Schmerzen zu messen und damit auch vergleichbar zu machen. Dazu hat man verschiedene Methoden entwickelt: An freiwilligen Versuchspersonen wird durch Anwendung von thermischen, elektrischen oder mechanischen Reizen einerseits die “Schmerzschwelle” (der eben gerade wahrnehmbare Schmerz) und andererseits, die “Schmerztoleranzschwelle” (der nicht mehr ertragbare Schmerz) ermittelt. Auf einer Schmerzanalogskala von 0 bis 10 kann die experimentell ausgelöste Schmerzintensität angegeben werden. Über einen längeren Zeitraum wird dann ein sogenanntes Schmerztagebuch geführt, über das sich dann ein Langzeitprotokoll der Schmerzsituation und des Behandlungserfolges erstellen lässt.

Neben den subjektiv wahrgenommenen Schmerzen, gibt es aber auch objektiv erfassbare Schmerzreaktionen wie Pupillenweite, Hautleitfähigkeit und evozierte Potentiale in der Hirnstromkurve.

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Anschrift der Verfasserin:
Susanne Dürrfeld-Flügel
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