Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Eine globale und evolutionäre Sicht auf die Chinesische Medizin

von Lonny S. Jarrett – Übersetzung: Claudia Skopalik

Vor fünfzehn Milliarden Jahren gab es eine Explosion und aus Nichts entstand Etwas. Dieses Nichts (nothing ~ nichts – no thing ~ „nicht etwas“; d. Autor macht ein Wortspiel) ist der ewige Seinsgrund, der das unglaubliche Universum hervorbringt. Bis zum Eintreten unseres eigenen Urtraumas leben wir ebenfalls in einem Zustand des Nicht-Entstehens. Indes ist es unser Schicksal, dass wir uns verlieren müssen und als Antwort auf einen Schock im Leben, der unseren persönlichen „Big Bang“ darstellt, wird ein neuer pathologischer Impuls erzeugt, wenn das Ego geboren wird und unser Leben sich von seinem im Dao Sein trennt.

Als Erwachsene werden wir feststellen, dass die Annahmen, wie wir sie im Alter von vier Jahren machten, im Alter von 44 nicht mehr länger gelten und dass unsere Kompensationen uns nicht länger schützen, sondern eigentlich vernichten. In eben diesem Moment der Einsicht verstehen wir möglicherweise, dass nie etwas passiert ist, dass der „Big Bang“ eine Illusion ist, die unserer eigenen Deutung entsprang und wir genau der Mensch sind, den es in diesem Moment für eine Veränderung braucht. In gleicher Weise ist für die menschliche Rasse als Ganzes der Moment gekommen, zu erkennen, dass sich das Ego als primäre Quelle für die Motivation menschlichen Verhaltens überlebt hat.

Das Ego oder das geschaffene Selbst ist ein rudimentärer Aspekt des Geistes, der nicht mehr auch nur irgendeine bedeutende Funktion zu unserem persönlichen Überleben oder dem Überleben der Spezies beisteuert. Der Wurmfortsatz hatte früher einmal eine wichtige physiologische Funktion für die Menschen. Heutzutage nimmt er lediglich Schadstoffe auf und sublimiert sie, bis er keine mehr aufnehmen kann und dann aufbricht. In solchen Fällen tritt recht schnell der Tod durch toxische Vergiftung ein, sofern es nicht zu einer Operation kommt. Ähnlich mag uns das Ego einen selektiven Vorteil verschafft haben, als wir aus unserem Urschlamm hervorkrochen. Nunmehr, mit fast sechs Milliarden Egos auf der Erde, wird es immer deutlicher, dass Gier, Narzissmus und Eigennutz die gesamte menschliche Existenz bedroht.

Die Menschheit ist an einem Wendepunkt. Dieser Wendepunkt stellt uns vor die Entscheidung, ob wir den Tod der Spezie, des menschlichen Egos oder das kollektiv geschaffenen Selbst als nächsten Schritt in der menschlichen Evolution wählen. Denn nur wenn die Menschheit sich selbst als eins mit der Schöpfung begreift und nur wenn unsere primäre Motivation als Individuen in den Dienst aller gestellt wird, werden wir Menschen überleben, um unsere kollektive Bestimmung auf dem Planeten Erde zu erfüllen.

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Naturheilpraxis 4/2004