Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Die Kunst der Berührung

von Ken Rose – Übersetzung: Claudia Skopalik

Ich werde ständig daran erinnert, dass wir in der modernen Gesellschaft selten für die Unterweisung unserer jungen Menschen in die grundsätzlichsten Aspekte menschlichen Daseins eintreten.
An welcher Stelle gehen wir in den modernen Studienplänen auf das Bedürfnis junger Menschen ein stehen, sitzen, atmen, essen, lieben und berühren zu lernen, zusammen mit einer Unmenge anderer fundamentaler Tätigkeiten, die wir in zunehmendem Maße als selbstverständlich betrachten?
Wir nehmen die Krankheiten und Schäden wahr, die durch eine mangelhafte Schulung in diesen grundsätzlichsten Lebensthemen entstehen, doch nimmt man das fortbestehende enthusiastische Ignorieren dieser Grundlagen in der heutigen Erziehung zum Zeichen, so ziehen wir es weiterhin vor, die Ursachen dafür nicht zur Kenntnis zu nehmen. Vielleicht muss es ebenso sein, wenn man von den Spuren menschlicher Problemlösung ausgeht, denn die Probleme von morgen liegen in den Lösungen für heute. Von einem gewissen leichtsinnigen Optimismus geleitet, dringen wir in das Dunkle dieser grundsätzlichen Fragen, in der Hoffnung, nur einige wenige Lichtstrahlen mögen auf sie fallen, die andere eventuell dabei leiten mögen, mit ihnen auf eine neue und kreative Art umzugehen.

Lassen Sie sich nicht durch den Ton meiner Worte abschrecken. Heutzutage ist es im Kreis derer, die Chinesische Medizin studieren, sehr unbeliebt geworden, sich mit den Feinheiten literarischer Diskussionen zu vergnügen. Sprache und Literatur der Chinesischen Medizin werden in den Lehrplänen der Ausbildungsprogramme für Akupunktur und Kräuterheilkunde überall auf der Welt ebenso vernachlässigt wie das Thema dieses Essays. Es ist schon merkwürdig, dass diejenigen, die einerseits die Sprachkünste als unnötig, ja sogar unpassend für Studenten der Chinesischen Medizin meiden, andererseits gleichermassen zufrieden über die Tatsache hinweg zu gehen scheinen, dass es in den Lehrplänen für Akupunkteure und Kräuterspezialisten von grundsätzlicher Bedeutung sein sollte, zu lernen, wie man einen Patienten richtig berührt.

Der Grund dafür ist natürlich darin zu suchen, dass diese Themenbereiche nicht in den Prüfungen zu finden sind, die die Fachleute für ihre Qualifizierung absolvieren müssen. Daher leben sie nur als Wahlfächer fort, nur als Randphänomene in der Masse der bestehenden Ausbildungsprogramme überall auf der Welt. Wie es dazu kam, steht, so sagt man wohl dann, auf einem anderen Blatt. Deshalb lassen wir es zunächst damit bewenden. Allerdings mag es erwähnenswert sein, dass selbst bei der Ausbildung von Massagetherapeuten in einem überraschenden Maße die Fähigkeit des Berührens, das Wissen um die „korrekte Berührung“, so wie sie in den klassischen Texten zum Tai Ji beschrieben werden, unklar bleibt.

Zur äußersten Leere gelangen

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Ken Rose wird auf dem 35. TCM-Kongress in Rothenburg o. d. T. (18.-23.Mai 2004)

folgende Vorträge und Seminare halten:

Mittwoch, 19.5.04: Palpation skills for Acupuncturists (Ganztagskurs, Englisch).



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Naturheilpraxis 4/2004