Erfolgschancen einer systematischen Therapie mit (homöopathischen) Komplexmitteln

Chronische Erkrankungen und Leiden

von J. Mattstedt

Nach 34jähriger, bewährter und in vielen Fällen auch erfolgreicher Komplextherapie in eigener Praxis, möchte ich zu solcher Therapie ausdrücklich ermuntern!

Um einem immer noch bestehenden Misstrauen in der jeweiligen Bewertung der Sinnhaftigkeit von homöopathischen Einzel- und Komplexmitteln zu begegnen: den Ausdruck „homöopathisch“ für die von mir eingesetzten Komplexpräparate halte ich für in höchstem Maße missverständlich und erlaube mir deshalb einen kurzen historischen Überblick.

Zumindest in der Naturheilkunde war (und ist!) die sogen. „Humoralpathologie“ als Denkmodell in erster Linie ausschlaggebend für die diagnostische und therapeutische Bewertung eines Krankheitsfalles: die Blut- und Säftedrift als steuerndes (Hormone!), nährendes und reinigendes Grundelement allen Lebens, unter Einbeziehung peripherer und zentraler nervaler Grundregulation.

Hahnemann und seine frühen Nachfolger lebten ja gedanklich ebenfalls in diesen humoralpathologischen Vorstellungen.

Die VertreterInnen der Naturheilkunde um die Wende des 19./20. Jahrhunderts hatten nach heutiger Kenntnis hervorragendes Materia-Medica-Wissen und behandelten erfolgreich nach der Ähnlichkeitsregel, haben aber das ganzheitliche Denken der Humoralpathologie nie vernachlässigt und befassten sich vor allem immer intensiver mit der Weiterentwicklung und diagnostischen Wertung erkennbarer Irisphänomene.

Zwangsläufig musste sich so ein schwerwiegendes Dilemma ergeben: Mancher Patient ohne Symptome zeigte irisdiagnostische Hinweise, die es dringend geraten erschienen ließen, zumindest vorsorglich therapeutische Ratschläge und Verordnungen zu erteilen. Die ganzheitlich humoralpathologische Sicht auf solche Fälle ließ es allerdings nicht zu, sich z. B. allein auf ein bestimmtes Organ oder Gewebe zu beschränken. Deshalb wurden extern und vor allem intern wirkende Behandlungssysteme entwickelt, die humoralpathologisch angedacht unter Einbeziehung konstitutioneller, d. h. angeborener individueller Reaktionsweisen, vor allem bez. irisdiagnostisch definierter Reaktionstypen, zum therapeutischen Einsatz kamen. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass neben den „Humores“, also den Körpersäften, vor allem das zentrale, aber auch das periphere Nervensystem als besonders schnelle Informationsträger für eine angepasste Reaktions- und damit Regulationsfähigkeit dem Organismus zur Verfügung steht.

Jeder Hersteller der hier beschriebenen Komplexmittelsysteme bietet zur Stabilisierung der nervlichen Regulationselemente eine Reihe von „Nervenmitteln“ innerhalb des Gesamtsystems an.

Die von mir verrwendeten diesbezüglichen Komplexe der Fa. Nestmann sind gekennzeichnet durch die Seriennummern 121 – 204 (siehe Rezeptierbuch NESTMANN-Arzneimittel, Spiegel der Natur).

Der humoralpatholgische Denkansatz lässt sich für die Entwicklung eines Komplexes folgendermaßen zusammenfassen:

Um einen oder mehrere homöopathisch aufbereitete (Herstellungsverfahren!) Einzelbestandteile, die organotrop, funktiotrop und teilweise auch symptombezogen wirken, werden ein oder mehrere Bestandteile gruppiert, die entgiftend und ausscheidungsfördernd, im ganzen funktionsverbessernd wirken.

Ein solcher Einzelkomplex ist darüber hinaus Bestandteil eines in sich schlüssigen Komplexmittelsystems und sollte möglichst innerhalb dieses Gesamtsystems zusammen mit anderen Komplexen – je nach therapeutischer Notwendigkeit – eingesetzt werden, so wie jede chronische Funktionsstörung naturheilkundlich als ein komplexes Geschehen in einem hochkomplizierten vernetzten Organismus angesehen werden muss. Eine Harmonisierung der humoralen Funktionen zur Erzielung einer körpereigenen Genesung bzw. sinnvoller „Vorsorge“ wird mit der arzneilichen Zusammensetzung einzelner Komplexe bzw. der systemgerechten Kombination diverser Komplexmittel angestrebt.

Die bisher angedeuteten Besonderheiten der Herstellung und des therapeutischen Einsatzes gelten für die Komplexpräparate der Felke- und Nach-Felke-Ära. Felke sollte als der eigentliche Mentor der an Irisphänomene gekoppelten Komplexmittel-Therapie angesehen werden.

Einem dieser Homöopathen und Naturheilkundler der Nach-Felke-Ära – neben solchen Namen wie z. B. Madaus, Flink, Pascoe u. a. – Josef Klauder, verdanken wir letztlich das Nestmann-Komplexmittel-System, das ebenfalls auf an Irisphänomene gekoppeltem humoralpathologischem Gedankengut basiert.

Die vielfach dokumentierten großen Therapieerfolge dieser historischen Vorbilder sollten uns dazu veranlassen, neben einer gründlichen Eigen- und Familienanamnese eine mindestens ebenso intensive „Irisanamnese“ zur Grundlage einer zielgerichteten und erfolgreichen Therapie mit Komplexmitteln zu machen. Dass eine solche Therapie Zeit braucht und kurmäßiges Vorgehen erfordert, dürfte in chronischen Fällen allgemeine Erfahrung sein.

Ziel einer solchen Therapie kann nur sein, den Organismus auf dem Wege der Information funktionell so zu stabilisieren, dass er bereit und in der Lage ist, ein koordiniertes „Selbsthilfe-Programm“ zu entwickeln, d. h. wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Damit ergibt sich automatisch die Grenze der Methode, wenn nämlich die therapeutischen Informationen vom erkrankten Organismus nicht mehr erkannt oder/und verarbeitet werden können.

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Anschrift des Verfassers:
Jürgen Mattstedt, Heilpraktiker
Goethestr. 38
34119 Kassel



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