Tief sind die Wurzeln der Komplexhomöopathie

von Erwin Stutz

Doppelte Ironie der Geschichte der Medizin: Das “similia similibus curentur”, die Grundlage Hahnemannscher Therapie geht auf Hippokrates zurück. Das “contraria contrarius curentur”-Gegensätzliches soll durch Gegensätzliches geheilt werden – auf Galen ca. 600 Jahre später. Der Eid der Ärzte wird auf das hippokratische Denkmodell geleistet.

Wer schon einmal die Ruinen des Asklepion in Kos, die Wirkstätte des griechischen Urvaters der Medizin gesehen hat, dem muss klar geworden sein, dass das Arzneimittel im engeren Sinne nur ein Teil der eigentlichen Therapie ausmacht. Die Dreiteilung der Anlage ist klar erkennbar: oben der Tempel, anschließend die Klinik, unten die Einrichtungen für Sonne-, Luft- und Wassertherapie. Das Ganze umgeben von einem Zypressenwäldchen mit einem traumhaften Ausblick auf den Hafen, das Meer und die Berge von Kleinasien.

Medizin – in mediam ducere – heißt: in die Mitte führen! Zu diesem Bild gehört für mich noch die uralte weit ausladende Platane an einem noch heute ruhigen Platz mitten in Kos, unter der Hippokrates seine Schüler gelehrt haben soll. Die Nähe zur Natur beflügelt, denke ich, andere Kräfte, als die Atmosphäre in den Hörsälen moderner Universitäten.

Auch für die Komplexhomöopathie bietet sich als Erklärung und zum besseren Verständnis ihre Entstehungsgeschichte an und das ist keineswegs graue Theorie, sondern spiegelt eine bunte Welt von Erfahrungswissen. Leider geraten immer mehr Quellen von homöopathischen Komplexsystemen in Vergessenheit. Einmal weil die Wissenden um das Wie und Warum immer weniger werden, zum anderen ist der Zugang von vornherein erschwert durch die Geheimniskrämerei ihrer Entdecker selbst, welche natürlich auch an der wirtschaftlichen Nutzung interessiert waren und ein gewisses Urheberrecht beanspruchten. Häufiger aber ist der Umstand, dass die Komplexmittelsysteme heutzutage, sowohl von den Herstellern, als auch von den Anwendern nur noch in Bezug auf Indikationslisten von Interesse sind. Natürlich hat die sog. klinische Homöopathie auch ihre Berechtigung und zweifellos auch ihre Erfolge. Das Problem ist für mich ähnlich wie mit der “Rezeptakupunktur”, also der Anwendung bewährter Punktkombinationen für bestimmte Indikationsbereiche. Sie wird zahlreich mit Erfolg angewandt und ist sicher auch deshalb erst hoffähig geworden an den Universitäten, weil sie in dieser Form dem schulmedizinisch Ausgebildeten entgegenkommt. Aber für das Überleben dieser Therapie ist der ständige Dialog und die Überprüfung durch die hohe Schule der klassischen Akupunktur mit der Philosophie von Yin und Yang, die “Fünf Elementenlehre”, die Pulsdiagnose usw. eine Selbstverständlichkeit.

Die homöopathischen Komplexmittelsysteme, die mehr als die Summe ihrer Einzellteile sind, bedürfen ebenso der ständigen Auseinandersetzung mit ihren Grundlagen.

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Anschrift des Verfassers:
Erwin Stutz
Heilpraktiker
Hofstattgasse 1
88131 Lindau



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