Exkursion

Die Pflanzenwelt Madeiras

von Peter Germann

Im Laufe der Zeit hat Madeira eine Menge Beinamen erhalten, die einen Bezug zu der üppigen Blütenpracht der Insel haben: Schwimmender Garten im Atlantik, Insel des ewigen Frühlings, Blume des Ozeans oder Vorgarten zum Paradies. Ungefähr 600 km vor der marokkanischen Küste gelegen, ragt der Gipfel des Pico Ruivo mehr als 1800 Meter über den Meeresspiegel hinaus.

Dieser Klotz hat eine Gesamthöhe von rund 6000 Metern, liegt in 4000 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund, ist vulkanischen Ursprungs und stellt mit seiner fast 2000 Meter hohen Spitze den “schwimmenden Blumentopf im Atlantik” dar – die Insel Madeira.

Madeira hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Valentin Fernand, genannt Fernandes, verfasste im 16. Jahrhundert die ältesten handschriftlichen Berichte über die Insel. 1419 ankerten Zarco und seine Seeleute in einer Bucht, an denen drei Flüsschen ins Meer mündeten. Sie nahmen den Geruch von wildem Fenchel wahr und nannten diesen Ort Funchal, nach dem portugiesischen Wort “funcho”. Die geschützte Lage dieses Flecks veranlasste die ersten Siedler, sich hier niederzulassen. Madeira erlebte einen enormen Reichtum durch den Anbau von Zuckerrohr und eine genauso drastische Verarmung, als Zucker aus Zuckerrüben gewonnen werden konnte. Vor der Rodung der Insel war das Eiland fast ganz mit Bäumen bewachsen und der Wasserhaushalt somit geregelt. Diese Waldprägung gab der Insel auch den Namen, “madeira” im Portugiesischen heißt “Holz”. Dass die Wasserverteilung nach dem Natureingriff trotzdem stimmte, verdankt Madeira der genialen Erfindung der Levadas. Maurische Sklaven bauten über Hunderte von Kilometern ein Leitungssystem, welches in den Felsen geschlagen wurde und ein gleichmäßiges, sanftes Gefälle aufweist. Zwischendurch war die Insel Anlaufstelle für Piraten; unter anderem soll auch Käptn’ Kidd dort seinen Zufluchtsort gehabt haben. Eine Art Hassliebe verbindet die Inselbewohner mit dem Mutterland Portugal und eine traditionelle Beziehung zu England besteht über Jahrhunderte. Seit 1981 herrscht Waffenstillstand in den Gewässern von Madeira mit den Walen. Die Inselbewohner sind vom Saulus zum Paulus geworden, eine Walfangnation stellt ihre Arbeit seither in den Dienst des Artenschutzes.
Tropische Früchte wachsen auf der Insel. Es werden Ananas, Avocados, Kaktusfeigen, Guave, Mango, Papayas und die Passionsfrucht angebaut und verkauft. Einen besonderen Stellenwert hat der Madeirawein, welchem der Ruf eines süffig-süßen Tropfens voraus eilt. Neben dem Tourismus stellt der Fischfang einen festen Stellenwert im Verdienst der Inselbewohner dar.

Ein Blick auf den Atlas zeigt, dass Madeira im Bereich der Nordostpassage-Winde und des kalten Kanarenstroms liegt. Weder ist mit heißer afrikanischer Sonne, noch mit dem wolkenlosen Himmel einer Mittelmeerinsel zu rechnen.

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Literatur: L.O. Franquinho / A. da Costa Madeira – Pflanzen und Blumen
Buchers Reisebegleiter Madeira
Apa Guides Madeir

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Heilpraktiker
Köln-Berliner-Str. 9
44287 Dortmund
Tel. 0231 / 44 35 12
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