FACHFORUM

Das Sekundenphänomen nach Huneke
Eine Falldarstellung aus der Praxis

von Thomas Scholze

“Ich werde hinter Ihnen stehen, ich werde die Hand führen, dass sie nicht zittert. Ich werde die Hand so weit führen, dass die Nadelspitze dort liegt, wo sie liegen soll. Sie können sicher sein, ich stehe hinter Ihnen. Sie können sich ruhig umdrehen, ich werde hinter Ihnen stehen. Ein bisschen mehr Mut und dann viel, viel Erfolg.”

Peter Dosch

Diese wunderbar suggestiven Worte von Peter Dosch, gesprochen am Ende zweier Neuraltherapie-Kurse für Anfänger sowie Fortgeschrittene auf einem Videoband der S. Dosch GmbH von 1986 beeindrucken mich bis heute immer wieder außerordentlich. Ich erhielt das Videoband schon vor Jahren von einem befreundeten Kollegen und habe es mir am Anfang meiner Praxistätigkeit oft angeschaut. Später, als ich von der “kleinen” langsam zur “großen” Neuraltherapie voranschritt, sah ich dann und wann nebenher den Fortgeschrittenen-Kurs, und besonders liebte ich dessen Ende mit der zitierten Stelle, wobei die Kamera dabei das ernsthafte Gesicht von Dosch langsam heranzoomt, um schließlich abzublenden. Diese Überzeugtheit von der für viele Patienten segensreichen Wirkung neuraltherapeutischer Injektionen und der unbeugsame Wille, den Mut zur Therapie in die Kollegenschaft einzupflanzen, haben mich an Peter Dosch, einem Meisterschüler Ferdinand Hunekes, immer wieder neu begeistert und sind sozusagen Teil seines Vermächtnisses.

Im Laufe von nunmehr elf Praxisjahren habe ich mein neuraltherapeutisches Instrumentarium ständig ausgeweitet und kann heute – bei aller Bescheidenheit – viele wichtige Injektionen sofort und sicher ausführen. Das schließt meinen jährlichen Weiterbildungs- und Auffrischungskurs bei einem doppelt so lange praktizierenden und sehr erfahrenen Kollegen natürlich nicht aus. Dieser Kollege berichtete mir von einigen Sekundenphänomenen im Verlaufe seiner Praxistätigkeit – vor allem Mandelpolinjektionen bei Knieschmerzen junger Leute scheinen demnach ein dankbares Feld zu sein. Es waren somit dem Bericht nach vielleicht zwanzig, dreißig solcher Ereignisse, statistisch gesehen also etwas mehr als eines pro Jahr. Dies scheint noch immer nicht gerade viel zu sein, jedoch war mir selber bislang solch ein erstaunlicher Erfolg nicht vergönnt gewesen, obwohl ich unermüdlich vermeintliche oder tatsächliche Störfelder aller Art bei beinahe jedem Patienten behandelte und behandle, besonders natürlich Narben, auf welche die Aufmerksamkeit am ehesten gelenkt ist. Kann denn der Mangel an Sekundenphänomenen am Neuraltherapeutikum liegen, habe ich anfangs gemutmaßt? Treffe ich immer daneben, oder zieht meine Art der Behandlung “nur” komplexere “Fälle” an bzw. bietet unsere industrialisierte Zeit nur eben diese Krankheitsbilder, bei denen “Wunder” so schwer zu bewirken sind?

Dies alles kann ich inzwischen verneinen jedenfalls in dem Sinne, dass es das Sekundenphänomen zwar selten, aber noch im Hunekeschen Sinne gibt. Bezüglich des eingesetzten Therapeutikums verwende ich seit Jahren reichlich (pro Patient natürlich in Milliliter-Dosen) Xyloneural 1%, also Lidocainhydrochlorid aus der Stechflasche, sowohl zur Narbenentstörung als auch zum Mischen für diverse neuraltherapeutische u. a. Injektionen (allerdings niemals i. v.). Natürlich teste ich vorher jeden Patienten subcutan mit einer Quaddel am Unterarm, bis auf die eine oder andere unbedeutende Rötung habe ich noch nie eine verwertbare Reaktion gesehen und auch mein Lehrer, der dieses Mittel ebenfalls jahrelang benutzte, hat mir das bestätigt. Im Verlauf meiner Behandlungstätigkeit und mit zunehmender Sicherheit auch bei schwierigen Fällen jedoch überwand ich langsam die während der Ausbildungsjahre und darüber hinaus – auch kollegial – gern geschürte Angst vor Procain. Ich hatte nämlich den Eindruck gewonnen, dass Procain 1% (Procainhydrochlorid) irgendwie wirkungsvoller war und ist, und dies vor allem bei tieferen neuraltherapeutischen Injektionen, z. B. an den Grenzstrang, bei Injektionen an und in die Gelenke und auch bei i. v.-Injektionen bzw. als Zusatz zu Infusionen (die insbesondere bei alten Menschen in größeren Dosen recht wirkungsvoll sind). In letzter Zeit verwende ich bei zusätzlich Mepivacain 1% (Mepivacainhydrochlorid), vor allem dann, wenn unerträgliche Schmerzzustände bestehen und längerfristig ausgeschaltet werden sollen.

Das Sekundenphänomen nach Huneke

Der interessante Fall

Die Anamnese

Die Augendiagnose/sonstige körperliche Untersuchung

Die Behandlung

Das Fazit

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Literatur:
Peter Dosch: Lehrbuch der Neuraltherapie nach Huneke (Procain-Therapie), 3. Aufl., Heidelberg 1970
H. F. Herget: Neuro- und Phytotherapie schmerzhafter funktioneller Erkrankungen, Bd. 1, 8. Aufl., Gießen 1998
Jürgen Freiherr von Rosen: Stufenplan für die Behandlung chronischer Krankheiten, Heidelberg 1993

Bilder/Zeichnungen/Tabellen: (Vorschläge)
Bild: Dr. Ferdinand Huneke (1892-1966) (im Lehrbuch Dosch zu finden)
Bild: Dr. Peter Dosch

Anschrift des Verfassers:
Dr. phil. Thomas Scholze
Heilpraktiker
Berlin-Wilhelmshagen



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