FACHFORUM

Schmetterlingsblütler und weitere Hülsenfrüchtler (2)

Heilpflanzenfamilien (13)

von Piet van den Toorn

Zu den hübschen einheimischen Schmetterlingsblütlern gehören auch die Ginsterarten. Im Mai/Juni blüht der Besenginster leuchtend gelb, bevorzugt an sonnigen Hängen in den Mittelgebirgen. Wesentlich kleiner bleibt der Färberginster, der in der Volksheilkunde als Nierentee verwendet wird. Noch größere Blüten als der Besenginster hat der Priemenginster. Die Blüten duften sehr intensiv, und werden deshalb in der Parfümindustrie verwendet. Sie sind besonders reich an Flavonoiden mit Östrogenwirkung. Bei den vielen Ginsterarten in Ziergärten handelt es sich oft um Züchtungen, die nicht in der Heilkunde verwendet werden.

Cytisus Scoparius = Der Besenginster

Der lateinische Name hat sich mehrmals geändert: früher (und noch heute in der Homöopathie) hieß der Besenginster: Spartium scoparium. Daher auch der Präparatenname „Spartiol“. Er wurde umbenannt in „Sarothamnus scoparius“, weshalb man in Teerezepten „Herba Sarothamni“ begegnet. Jetziger botanischer Name: Cytisus scoparius; wenigstens „scopa“ (der Besen), ist geblieben.

Geerntet werden die blühenden Zweigspitzen, oder (durch abstreifen) die Blüten und die mit abfallenden Blätter.

Der Besenginster verfügt über drei verschiedene Wirkstoffarten:

1.: Isoflavonoide wie z.B. das Genistein mit Östrogenwirkung

2.: biogene Amine, wie das Tyramin

3.: Chinolizidin-Alkaloide, wie das Spartein

Die Wirkung vom Spartein ist am Bedeutsamsten. Spartein hemmt den Natriumionentransport durch die Zellmembran. So wird die Reizbildung im Vorhof und die Reizleitung im Herzmuskel verringert. Das Herz schlägt langsamer, ruhiger. Deshalb sind Besenginsterpräparate indiziert bei nervösen Tachykardien, Vorhofs-Tachykardien, Tachyarrhythmien und Extrasystolen. Wir finden derlei Beschwerden vor allem bei nervösen Menschen und beim sog. Schilddrüsenherz.
Die Flavonoide verbessern die Kapillarresistenz und den venösen Rückfluss.
Und Tyramin wirkt leicht gefäßtonisierend und blutdrucksteigernd. Daraus ergeben sich als weitere Indikationen: orthostatisches Syndrom und Hypotoniebeschwerden.

Verständlicherweise gibt es auch Nebenwirkungen und Kontraindikationen:
Besenginsterpräparate sollten nicht bei Bluthochdruck verordnet werden.
Weiter nicht in der Schwangerschaft (Tonussteigerung des graviden Uterus).
Nicht zusammen mit Präparaten welche die biogene Amine im synaptischen Spalt steigern (sog. MAO-Hemmer).
Bei Überdosierung kann es durch vorübergehende Beeinträchtigung des Sehnerven zu Sehstörungen kommen.
Weil diese Nebenwirkungen auch auf Beipackzetteln erscheinen, werden die Patienten verunsichert. Ein unproblematischer Beipackzettel hat bis jetzt „Rytmopasc“, ein Kombinationspräparat mit 10% Ginster.

TEE von Besenginsterkraut ist leider noch nicht gebräuchlich. Er könnte auch bei Wechseljahresbeschwerden nützlich sein.
1 Teel. = 2 g mit kochendem Wasser übergießen und 10 Min. ziehen lassen;
3 Tassen tgl.
Eine einfache Teemischung bei Hypotonie stellt eine normale Apotheke heutzutage schon vor Probleme:

Herba Sarothamni
Fol. Crataegi
Herba Leonuridis aa 30,0,
Fol. Rosmarini 10,0.

Zubereitung wie Ginstertee (s.o.); mit Honig süßen, 3x tgl. eine Tasse, o. „schluckweise“ (aus der Thermoskanne) vor allem am Vormittag und am frühen Nachmittag.

Aspalatus = Rooibostee

Glycyrrhiza Glabra = Süßholz

Baptisia Tinctoria = Wilder Indigo

Astragalus = Tragant

Myroxylon = Balsambaum

Copaifera = Kopaivabaum

Sophora Japonica = Jap. Schnurbaum

II.: Die Mimosenartigen

Acacia Catechu = Gerberakazie

Krameria = Ratanhia

III.: Johannisbrotgewächse = Caesalpinoideae

Cassia Senna = Sennes

Tamarindus Indica = Tamarinde

Ceratonia = Johannisbrotbaum

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Anschrift des Verfassers:
Piet van den Toorn
Karlstr. 17
72764 Reutlingen



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