ARZNEIMITTELSTUDIE

Wirkungen bei funktioneller Dyspepsie und Effekte auf Lipidwerte: Curcuma longa Extrakt

von Erwin Häringer

Einleitung

Für Curcuma longa L. und daraus hergestellte Arzneimittel sind eine Fülle von positiven Wirkungen beschrieben.
Von Bedeutung für die Anwendung sind vor allem choleretische und lipidsenkende Eigenschaften (4).

In einer ersten Studie mit einem ethanolischen Extrakt (Curcu-Truw®) zeigte sich ein deutlicher Effekt bei Patienten mit dyspeptischen Beschwerden (funktioneller Dyspepsie) (7). Im Mittel betrug die Rückbildung der typischen Symptome etwa 68%. Besonders deutlich waren die Wirkungen bei Schmerzen im Ober- und Unterbauch, auf die Symptome Magendruck, Völlegefühl und abdominelle Blähungen sowie bei Übelkeit und Erbrechen. Als hauptsächlicher Wirkmechanismus bei der funktionellen Dyspepsie wurde in Experimenten (2, 9, 14, 15) und in Studien (6) eine starke Stimulation der Cholerese gezeigt.

Über die Beeinflussung des Lipidstoffwechsels lagen bis vor kurzem nur wenige Daten vor (3, 5, 8, 13). In ersten klinischen Studien mit Probanden ergab sich für alkoholische Extrakte eine Verminderungen des Gesamtcholesterol- und des LDL-Cholesterol-Spiegels um 10 bis 30%, für das HDL-Cholesterol wurde ein Anstieg von über 10% gefunden (1, 10-12).

Curcuma longa L. (Gelbwurzel, Kurkumawurzel) gehört zur Familie der Zingiberaceae (Ingwergewächse). Curcuma longa ist ein ausdauerndes Kraut mit dick fleischigen Rhizomen, das ein heißes und feuchtes Klima mit reichlicher Wasserversorgung benötigt. Die Verbreitung erstreckt sich von Indien über Indonesien und Thailand bis nach China. Hauptanbaugebiete finden sich heute in Indien, besonders in den südlichen und östlichen Landesteilen. Die Ernte der Wurzelknollen (Rhizome) erfolgt sobald die Blätter verwelkt sind in der Zeit von Februar bis Anfang April.

Die Gelbwurz ist reich an ätherischem Öl und enthält Curcuminoide (Dicinnamoylmethan-Derivate), die eine enge biogenetische Beziehung zu den Zimtsäurederivaten in den ätherischen Ölen und zu den Scharfstoffen in verwandten Gattungen der Ingwergewächse haben. Nach der Ernte werden die Rhizome mit heißem Wasser gebrüht, wobei die Stärke verkleistert und die Curcuminoide intensiv gelb leuchtend aus den Exkretzellen austreten, das gesamte Gewebe gleichmäßig leuchtend orangegelb färbend und so auch namensgebend sind. Anschließend erfolgt die Trocknung in der Sonne.

Für Curcuma und für deren charakteristische Einzelstoffe, den Curcuminoiden und dem ätherischen Öl, sind choleretische, antioxidative, antiinflammatorische, anticancerogene, immunstimulierende und antivirale Wirkungen dokumentiert. Basis der bei uns anerkannten verdauungsfördernden Wirkungen sind die Effekte auf den Gallefluss, die tierexperimentell und klinisch wiederholt bestätigt wurden. Beobachtet wurde eine Förderung der Galleproduktion und eine Erhöhung der Gallensäuren-Konzentration. Aktueller sind Erkenntnisse zu lipidsenkenden Eigenschaften, die ebenfalls experimentell und klinisch gezeigt wurden.
Deutlich abzugrenzen ist C. longa von C. xanthorrhiza, der javanischen Gelbwurz, die nicht diese ausgeprägten Wirkungen aufweist.

Um weitere Daten zur Wirksamkeit bei funktioneller Dyspepsie und bei Lipidstoffwechselstörungen zu erhalten, wurde eine kontrollierte Anwendungsbeobachtung (AWB) mit dem alkoholischen Extrakt aus Curcuma longa L. (Curcu-Truw®) über einen Therapiezeitraum von 3 Monaten durchgeführt. Aufgenommen wurden Patienten mit definierten dyspeptischen Beschwerden, darunter auch solche mit gleichzeitig vorliegenden alimentär bedingten Fettstoffwechselstörungen. Über einen Therapiezeitraum von 12 Wochen wurde die tägliche Einnahme von 2 Kapseln des alkoholischen Trockenextraktes empfohlen (eine Kapsel enthält 81 mg Trockenextrakt, DEV 13-25:1, Auszugsmittel Ethanol 96%). Durch Ethanol als Auszugsmittels gehen überwiegend die lipophilen und wirksamkeitsrelevanten Inhaltsstoffe der Droge, die Dicinnamoylmethanderivate und das ätherische Öl, in den Extrakt über. Mit diesem Extrakt und Auszugsmittel kann daher die Empfehlung der Kommissions-E-Monographie mit einer Tagesdosis von 1,5 bis 3 g Droge mit nur 2 Kapseln (entspricht ca. 2,8 g Droge) eingehalten werden.

Patienten und Methoden

Ergebnisse

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Literatur
1. Deshpande UR, Joseph LJ, Manjure SS, Samuel AM, Pillai D, Bhide SV. Effects of turmeric extract on lipid profile in human subjects. Med Sci Res 1997; 25: 695-698.
2. Deters M, Siegers C, Muhl P, Hänsel W. Choleretic effects of curcuminoids on an acute cyclosporin-induced cholestastis in the rat. Planta Med 1999; 65: 610-613.
3. Dixit VP, Prabha J, Joshi SC. Hypolipidaemic effects of Curcuma longa L and Nardostachys jatamansi, DC in triton-induced hyperlipidamic rats. Ind J Physiol Pharmac 1988; 32: 299-304.
4. Fintelmann V, Wegener T. Gelbwurzel – eine unterschätzte Heilpflanze. Dtsch Apoth Ztg 2001; 141: 3735-3734.
5. Godkar PB, NarayananP, Bhide SV. Hypercholesterolemic effect of turmeric extract on Swiss mice. Indian J Pharmacol 1996; 28: 171-174.
6. Kalk H, Nissen K. Untersuchungen über die Wirkung der Curcuma (Temoelavac) auf die Funktion der Leber und Gallenwege. Dtsch Med Wschr 1931; 57: 1613-1615.
7. Kammerer E, Fintelmann V. Curcuma-Wurzelstock bei dyspeptischen Beschwerden – Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung an 440 Patienten. Natura med 2001; 16: 2-8.
8. Miquel J, Martinez M, Diez A, De Juan E, Soler A, Ramirez A, Laborda J, Carrion M. Effects of turmeric on blood and liver lipoperoxide levels of mice: Lack of toxicity. Age 1995; 18: 171-174.
9. Ozaki Y, Liang OB. Cholagogic action of the essential oil obtained from Curcuma xanthorrhiza Roxb. Shoyakugaku Zasshi 1988; 42: 257-263.
10. Ramirez-Bosca A, Gutierrez MAC, Soler A, Puerta C, Diez A, Quintanilla E, Bernd A, Miquel J. Effects of the antioxidant turmeric on lipoprotein peroxides: Implications for the prevention of atherosclerosis. Age 1997; 20: 165-168.
11. Ramirez-Bosca A, Soler A, Carrion MA, Diaz-Alperi J, Bernd A, Quintanilla C, Almagro EQ, Miquel J. An hydroalcoholic extract of Curcuma longa lowers the apo B/apo A ratio. Implications for atherogenesis prevention. Mech Age Develop 2000; 119: 41-47.
12. Ramirez-Bosca A, Soler A, Gutierrez MAC, Alvarez JL, Almagro EQ. Antioxidant Curcuma extracts decrease the blood lipid peroxide levels of human subjects. Age 1995; 18: 167-169.
13. Rao DS, Sekhara NC, Satyanarayana MN, et al. Effect of curcumin on serum and liver cholesterol levels in the rat. J Nutrition 1970; 100: 1307-1316.
14. Schlepper DO. Curcuma domestica Val. und Chelidonium majus L.: Phytochemische Charakterisierung und pharmakologische Untersuchungen auf choleretische Aktivität. Dissertation, Universität Münster 2000.
15. Siegers CP, Deters M, Strubelt O, Hänsel W. Choleretic properties of different curcuminoids in the rat bile-fistula model. Pharm Pharmacol Letters 1997; 7: 87-89.
16. Talley NJ, Haque M, Wyeth JW, Stace NH, Tytgat GN, Stanghellini V, Holtmann G, Verlinden M, Jones M. Development of a new dyspepsia impact scale: the Nepean Dyspepsia Index. Aliment Pharmacol Ther 1999; 13: 225-35.
17. Talley NJ, Verlinden M, Jones M. Quality of life in functional dyspepsia: responsiveness of the Nepean Dyspepsia Index and development of a new 10-item short form. Aliment Pharmacol Ther 2001; 15: 207-16.
18. Talley NJ, Verlinden M, Jones M. Validity of a new quality of life scale for functional dyspepsia: a United States multicenter trial of the Nepean Dyspepsia Index. Am J Gastroenterol 1999; 94: 2390-7.

Anschrift des Verfassers:
Dr. Dr. med. Erwin Häringer
Georgenschwaigstr. 4
80807 München



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