Chiropraktik bei der Behandlung von Tinnitus

von Robert Del Santro

Die Behandlung von Gehörproblemen liegt schon in der Geschichte der Chiropraktik. Bereits im Jahr 1895 legte Dr. Daniel David Palmer den Grundstein für die Chiropraktik, nachdem er den Angestellten Harvey Lillard von einem Hörstütz befreite. Mit der Korrektur einer Subluxation im BWK 4-5 Segment, gewann Herr Lillard sein Gehör nach jahrelanger Taubheit zurück. Solche extremen Fälle sind eher selten in der alltäglichen Praxis zu finden, aber ein häufiges, und vom Standpunkt vieler Patienten, genauso störendes Problem ist der Tinnitus.

Der Duden beschreibt den Tinnitus als "subjektiv wahrgenommenes Rauschen, Klingeln oder Pfeifen in den Ohren". Einfacher gesagt: der Patient hört ein Geräusch das tatsächlich nicht vorhanden ist. Es wird geschätzt, dass 70-90 Prozent der Bevölkerung unter Tinnitus leiden, aber in den meisten Fällen ist der Tinnitus hier nur von kurzer Dauer. Weitere 10-15% haben einen persistierenden oder chronischen Tinnitus und bis zu 1% berichten, dass dies die Qualität ihres Lebens stört und stark beeinflusst. Potentielle Auslöser von Ohrgeräuschen können äußerst vielseitig sein, wie folgt: siehe Naturheilpraxis 12/2003

Die genauen physiologischen Mechanismen des Tinnitus sind höchst kompliziert und immer noch schlecht verstanden. Theorien und Meinungen gibt es viele, aber über die Entstehung des Tinnitus gehen die medizinischen Beurteilungen weit auseinander. In manchen Fällen sind vaskuläre Veränderungen (Kompression der Arterialis Vertebralis durch Spondyloarthrose oder Arteriosclerose), strukturelle Defekte des Innenohrs, Nervschäden oder Tumore verantwortlich für das Ohrgeräusch. Solch eine Ursache kann relativ einfach von einem HNO-Arzt festgestellt werden. Aber die meisten Fälle zeigen keinen Schaden am Ohr oder Nerv. Vermutlich gibt es verschiedene Mechanismen die, entweder allein oder im Zusammenspiel, zu demselben Resultat führen können. Viele klinische Beweise und Forschungen sprechen dafür, dass Probleme des Muskelskeletts eine entscheidende Rolle in diesem Prozess spielen können, und in solchen Fällen sind Chiropraktikbehandlungen des betroffenen Segments einen Versuch wert.

Über folgendes Forschungsprojekt an der Universität Heidelberg wurde in der Fachzeitschrift "HNO" im Oktober 1994 berichtet (1): Das Ergebnis einer Studie mit 62 Patienten bestätigt, dass `Vertebragenic Hearing Disorders´ (Tinnitus, Ohrdruck, Ohrenschmerz und Taubheit) in vielen Fällen reversibel sind. Der Autor nennt hier die Chiropraktische Manipulation der oberen Halswirbelsäule als Therapie der Wahl.

In zwei verschiedenen Studien, haben sowohl Kerth (2), als auch Ahlen (3) einen Zusammenhang zwischen dem Druck der Zerebrospinalflüssigkeit und dem Druck des Innenohrs (Perilymph) festgestellt. In der Studie zeigte sich, dass der ausgeübte Druck auf den Thorakal- und Atlanto-Occipitalbereich auch den Druck im Innenohr veränderte.

Zerrilo und Lynch (4) konnten in einer unkontrollierten Studie von Patienten mit Tinnitus und Vertigo einen kompletten Rückgang der Symptomatik in 64 von 80 Fällen nach einer Chiropraktikbehandlung zeigen. Die restlichen 16 Patienten konnten eine Besserung ihrer Symptomatik erleben.

Aber wie kann die Chiropraktik den Krankheitsfall Tinnitus beeinflussen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten.

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Literatur:
1. HNO. 1994 Okt; 42(10): 604-613
2. Kerth JD, Allen SW. Comparison of the perilymphatic and cerebrospinal fluid pressures. Arch Otolaryngol 1953;77: 581-585
3. Ahlen G. On the connections between cerebrospinal and intralabyrinthine pressure and variations in the inner ear. Acta Otolaryngolica (Stockholm) 15: 251-257
4. Zerrilo G, Lynch M. Importance of chiropractic in oto-vestibular pathology. Chiropractic Interprofessional Research. Mazzarelli JP, ed. Torino: Edizioni Minerva Medica, 1982
5. Levine RA. Somatic (craniocervical) tinnitus and the dorsal cochlear nucleus hypothesis. American Journal of Otolaryngology 1999;20(6) 351-362

Anschrift des Verfassers:
Robert Del Santro
Doctor of Chiropractic, USA
Lothstr. 5
80335 München
Tel. 089 - 123 98 80



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