Die Verhaltenstherapie der Zwangsstörung

von Nico Niedermeier

Zusammenfassung

Die Zwangsstörung ist entgegen früherer Auffassungen eine relativ häufige und durch Verhaltenstherapie, vor allem in Kombination mit medikamentöser Therapie, sehr gut zu behandelnde Störung. In der Verhaltenstherapie wird ein multimodaler Therapieansatz gewählt, der in der Behandlung nicht nur auf das Symptom “Zwang“ fokussiert, sondern auch großes Augenmerk auf die die Störung auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen legt. Kernstück der verhaltenstherapeutischen Behandlung auf Symptomebene ist das Reizkonfrontationstraining mit Reaktionsmanagement. Die Verhaltenstherapie weist empirisch gesichert sowohl sehr gut Kurz- als auch Langzeitergebnisse auf. Die besten Erfolge zeigt derzeit eine Kombination aus Verhaltenstherapie mit modernen Antidepressiva. Das Therapiesetting der Wahl ist das ambulante Setting, wobei besonders schwere und chronifizierte Zwänge die Durchführung einer stationären Verhaltenstherapie erfordern können.

Einführung:

Obwohl bereits Ende des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Arbeiten sehr genau beschrieben (Westphal 1878, Tuke 1894, Freud 1894), galt die Zwangsstörung bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts als seltene und vor allem schwer zu behandelnde Erkrankung. Obwohl Freud bereits 1894 und 1926 zwei Modelle hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwangsstörungen geliefert hatte, konnten im Rahmen des klassischen psychoanalytischen Settings keine durchgreifenden therapeutischen Erfolge erzielt werden. Gleiches galt für die psychiatrische Pharmakotherapie. Erst Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zeigte sich, dass die Zwangsstörung zum einen eine deutlich häufigere Krankheit ist als bis dato angenommen, zweitens konnte im Rahmen von Arzneimittelstudien durch den spanischen Psychiater Lopez Ibor (Lopez-Ibor und Fernandez-Cordoba 1967) erstmals eine wirksame medikamentöse Hilfe angeboten werden und drittens wurde im Rahmen der aufkeimenden Verhaltenstherapie mit den Expositionsverfahren erstmals eine Verfahrensgruppe entwickelt, die in der Lage war die Symptomatik rasch und effektiv zu beseitigen. Die bis dato von Seiten der Verhaltenstherapie erprobten Verfahren zur Therapie der Zwangsstörungen, wie die Systematische Desensibilisierung (Wolpe 1958) oder Entspannungsverfahren, hatten keine durchschlagenden Effekte gebracht. Von diesem Zeitpunkt an gelangte die Zwangsstörung von einem Dasein als „Stiefkind“ zu einer der gegenwärtig am bestuntersuchtesten psychiatrischen Störungen. Gegenwärtig gilt eine Kombination aus medikamentöser Therapie (vornehmlich Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer =SSRI) und Verhaltenstherapie als Goldstandard in der Behandlung von Zwangsstörungen.

Im Folgenden soll nach einer Beschreibung der Störung, der Schwerpunkt auf einer Darstellung der Verhaltenstherapie von Zwangsstörungen liegen.

Definition und Beschreibung der Zwangsstörung:

Epidemiologie, Komorbidität und Verlauf der Zwangsstörung

Psychologische Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwangsstörungen

Grundsätzliches zur Verhaltenstherapie der Zwangsstörung

Praxis der Reizüberflutung mit Reaktionsmanagement (flooding)

Ambulante versus stationäre Therapie

Aktuelle empirische Befunde zur Effektivität der Verhaltenstherapie bei der Zwangsstörung

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Literaturverzeichnis:
Bossert-Zaudig, S., Niedermeier N.: Psychologische Modelle zur Erklärung und Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwangssörungen. In: Zaudig, M., Hauke, W., Hegerl, U.: Die Zwangsstörung. Schattauer, Stuttgart 2002
Foa, EB., Kotzac, MJ.: DSM-IV field trial. Obsessive-comulsive diosorder. Am J Psychiatry 152 (1995) 90-96
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Hauke,W.: Praxis des Reizkonfrontationstrainings bei Zwangsstörungen. In: Zaudig, M., Hauke, W., Hegerl, U.: Die Zwangsstörung. Schattauer, Stuttgart 2002
Hegerl, U., Niedermeier, N., Mavrogiorgou, P.: Grundsätzliches zur Therapie von Zwangserkrankungen. In: Möller, H.J.: Therapie psychiatrischer Erkrankungen. Thieme 1999 736-744
Freud, S.: Die Abwehr Neuropsychosen. G.W.I. 1894
Lopez-Ibor, J.J, Fernandez-Cordoba,E.: La monoclorimipramina en enfermos resistentes a otros tratamientos. Actas Uso EP Neurol Psiquiatr 16 (1967) 119-47
O’Sullivan, G., Noshirvani, H., Marks, I., Monteiro, W.,Lellit, P.: 6 year follow-up after exposure and Clomipramine-therapy for obsessive-cumpulsive disorder. J Clin Psychiatry 52 (1991) 150-155
Mowrer, OH.: On the dual nature of learning – a reinterpretation of „conditioning“ and “problem solving”. Harvard Educational Review 17 (1947) 102-148
Reinecker, HS.: Verhaltenstherapie bei Zwangserkrankungen. Psychotherapie im Dialog. Thieme (2003) 230-238
Tuke, TH.: Imperative Ideas. Brain 17 (1894) 179-97
Westphal, C.: Über Zwangsvorstellungen. Arch Psychiat Nerven 8 (1878) 734-50
Wetzel, C., Bents, H., Florin, I.: High-density exposure therapie for obsessive-compulsive inpatients: A 1-year follow up. Psychother Psychosom 68 (1999) 186-192
Wolpe, J.: Psychotherapie and reciprocal inhibition. Stanford university press, Stanford 1958
Zaudig, M.: Epidemiologie, Komorbidität und Verlauf der Zwangsstörung. In: Zaudig, M., Hauke, W., Hegerl, U.: Die Zwangsstörung. Schattauer, Stuttgart 2002

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Niedermeier Nico
Facharzt für Psychotherapeutische Medizin
Nussbaumstr. 10
80336 München
E-Mail: Nico.Niedermeier@kcmail.de



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