Systemische Familientherapie: Eine Kasuistik

von Rosemarie Schuckall

Familientherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das darauf abzielt, Probleme der familiären Kommunikation und Störungen, die in Folge dessen entstanden sind, zu behandeln. In dieser Therapiemethode ist das Behandlungsobjekt das familiäre Beziehungssystem sowie die gestörten verbalen wie nonverbalen Kommunikationsmuster. Die zutage kommenden Strukturen und Muster dienen dazu, die entstandenen Beziehungsblockaden, Störungen und Konflikte sichtbar werden zu lassen und, wenn möglich, zu lösen Primäres Ziel ist dabei, ein gemeinsames, allen Familienmitgliedern verständliches Kommunikationslevel zu erarbeiten. Der Fluss eines intakten Interaktionsmuster ist dabei im Mittelpunkt der Bemühungen. Im Falle einer systemischen Familientherapie geht es u. A. auch um all jene Mythen, emotionale Stereotypen und Rituale, die bislang eine negative Homöostase aufrecht erhalten. Die Familie wird bei dieser Therapievariante grundsätzlich als ein selbstregulierendes, kybernetisches System betrachtet, das auch um den Preis von Symptomen ihrer Mitglieder ein Gleichgewicht aufrecht zu erhalten sucht.

Anamnese und Falldarstellung

Im nachfolgenden Fall geht es um die Problematik und Therapie einer gut situierten Akademikerfamilie, die sehr darauf bedacht ist, ihren äußeren Schein zu wahren. Um dies zu ermöglichen, haben sie viele Aktionen und seelische Verwindungen auf sich genommen, die sich vorwiegend in Verschweigen und Nicht-Sichtbar-Werden-Lassen von Konflikten und Problemen darstellen. Die bisher einzige Entlastung und Gegenregulation bietet sich in der Person der kleinen behinderten Tochter (8 J.), die wegen ihrer Störung nach außen hin öfters mal über die Strenge schlagen darf und der die Familie viel Aufmerksamkeit widmet. Es wurde schnell klar, dass das Kind durch dieses Zuviel an Zuwendung, das wohl eine unbewusste Umleitung der eigenen, unterdrückten Bedürfnisse u. Gefühle der Familienmitglieder darstellt, völlig überfordert ist. Dieses ist eine eingefahrene Reaktionsweise, die sich so stabilisiert hat, dass die Familie kein sinnvolles Gleichgewicht mehr herstellen kann. Das Kind zeigt eine Lernbehinderung und hat damit einen vergleichsweise schweren Stand in der normalen Grundschule. Zur Kompensation hat die Familie den Druck auf die Kleine erhöht und sie reagiert entsprechend aggressiv und gereizt. Seit einigen Monaten nässt sie nachts auch wieder ein. Die Eltern, die sehr zurückgezogen leben u. wenig Kontakt nach außen pflegen, erscheinen in ihrer Präsentation überkontrolliert und rigide selbstdiszipliniert.

Die ersten Sitzungen:

Zirkuläres Erstinterview

3. Stunde: Genogramm der Familie (s.o.)

I4. Stunde:

Familienaufstellung (s.u.)

Zusammenfassung der weiteren Therapie:

Verschreibungen

Anmerkung:

Allgemeine Problemstellungen in Familien mit behindernden Kindern oder Kranken

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Literaturverzeichnis:
Mc Goldrick/Gerson, Genogramme in der Familenberatung, 2000
Moskau G. ,Müller G., Virginia Satyr, Wege zum Wachstum, Handbuch für die therapeutische Arbeit mit Einzelnen Paaren & Familien, 2002
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Schuckall R., Untergang der Titanic,Abschlussarbeit IKT, 1999
Schuckall R., Depression und Ess-Störung, Naturheilpraxis, 2000
Schuckall R., Kunsttherapie bei der Behandlung von Ess-Störungen, 2000
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Simon F., Rech-Simon C, Zirkuläres Fragen, Systemische Therapie in Fallbeispielen, 2001
Weber G., Zweierlei Glück, Die systemische Psychotherapie Bert Hellingers, 1995
Welter-Enderlin/Hildenbrand B., Rituale-Vielfalt in Alltag und Therapie, 2002

Anschrift der Verfasserin:
Rosemarie Schuckall
Kunsttherapeutin, Bildnerisch-analytische Psychotherapie
Hypnotherapie, systemische Familien- und Paartherapie
Nördliche Auffahrtsallee 62
80336 München
E-Mail: r.schuckall@schuckall.de
Internet: www.Schuckall.de



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