Pes planus, der Plattfuß

von Hans Hanisch

Es geht hier um eine häufige Fehlstellung des Fußes, die ihre Ursache im Bewegungsapparat hat, den idiopathischen oder Überlastungsplattfuß. Da er, zumindest zunächst, wenig oder gar keine direkten Symptome verursacht, wird er wenig beachtet. Er kann aber drastische Folgen haben. Vom Hallux valgus über den unspezifischen Rückenschmerz bis zur Migräne reichen die Probleme, die ein Plattfuß verursachen kann. Vor allem die Kniearthrose hat oft ihre Ursache in einer Fußfehlstellung.

Die Voraussetzung für eine Fehlstellung im Fuß ist, dass die Gelenke die entsprechende Bewegung zum Erreichen der Fehlstellung zulassen. Es ist daher erforderlich, zunächst die Gelenke und ihre Beweglichkeit zu betrachten, um die Ursache zu verstehen und damit eine kausale Therapie zu finden. Es muss dabei davon ausgegangen werden, dass die Gelenke durch Muskelkraft (Tonus) in ihrer Lage gehalten werden. Bänder stellen lediglich ein Hilfsmittel für die Muskulatur (Umlenken der Kraftrichtung, Übertragung der Kraft) oder eine Begrenzung der Gelenke innerhalb ihrer Beweglichkeit dar.

Mit dem Fuß sind Plantarflexion (Fußspitze senken), Dorsalflexion (Fußspitze heben), Supination (Drehung der Fußsohle nach innen) und die Pronation (Drehung der Fußsohle nach außen) möglich. Eine Drehung des Fußes im Sprunggelenk in der Bodenebene ist nicht möglich. Bei Drehung in der Bodenebene dreht sich unächst der Unterschenkel im Knie, im weiteren Verlauf das ganze Bein in der Hüfte.

Plantarflexion: Der Fuß dreht sich im oberen Sprunggelenk um das Schienbein nach unten. Hauptsächlich die oberflächliche Wadenmuskulatur (M. gastrocnemius, M. soleus, M. plantaris) treibt diese Bewegung an. Der Muskelansatz liegt hinter dem Sprunggelenk am Fersenbein, die Kraft wird über das Fersenbein auf das Sprungbein und den Mittelfuß übertragen. Unterstützend wirken die tiefen Wadenmuskeln. Die langen Zehenbeuger (M. flexor digitorum longus, M. flexor hallucis longus) pressen die Zehen auf den Boden. Der hintere Schienbeinmuskel (M. tibialis posterior) stabilisiert die Fußwurzel medial in Richtung Sprunggelenk. Lateral zieht der kurze Wadenbeinmuskel (M. peroneus brevis) die äußerste Metatarsale zur Fußwurzel. Die Sehne des langen Wadenbeinmuskels (M. peroneus longus) verläuft unter dem Fersenbein und der Fußwurzel zum innersten Mittelfußknochen (Metatarsale I) und zum inneren Keilbein (Os cuneiforme mediale). Er hält damit das Quergewölbe aufrecht und stützt das Fersenbein.

Die Fußsohlenmuskulatur (Mm. plantae pedis) überträgt mit den langen Zehenbeugern die Kraft der Wadenmuskeln auf die Zehen. Bei extremer Plantarflexion kann eine Beugung im Mittelfußgelenk erfolgen (z.B. Ballett, im Spitzentanz). Mit steigender Flexion heben die Zehenballen der äußeren Zehen ab. Die Last verschiebt sich in Richtung Großzehe, weil die Metatarsalen nach außen kürzer werden und den Boden nicht mehr erreichen. Hier ist der quere Teil des Großzehenanziehers (M. adductor hallucis, caput transversum) von Bedeutung, er zieht von den Zehengrundgelenken 3 bis 5 zum Großzehen und hält die Zehenballen zusammen.

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Literatur:
Kurt Tittel: Beschreibende und funktionelle Anatomie 12. Auflage, Urban & Fischer
Heinz Feneis: Anatomisches Bildwörterbuch 7. Auflage, Thieme
Herbert Lippert: Anatomie Text und Atlas 5. Auflage, Urban & Schwarzenberg
Dt. Ges. f. Orthopädie und Traumatologie + Berufsverband d. Ärzte für Orthopädie: Leitlinien der Orthopädie Dt. Ärzteverlag, Köln

Internet-Adressen:
www.uni-duesseldorf.de/AWMF
www.m-ww.de
www.fuss-chirurgie.de
www.freidok.uni-freiburg.de

Anschrift des Verfassers:
Hans Hanisch
Heilpraktiker
Wagenschwender Str. 15
74838 Limbach-Balsbach
E-Mail HP.Hanisch@t-online.de



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